- 01.12.2021, 10:05:52
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ÖAMTC zu Stopp für Lückenschluss S1: Menschen und Umwelt sind Leidtragende
Aus für S1-Lückenschluss prolongiert Verkehrsbelastung für Bevölkerung und bedeutet durch Stau jährlich 75.000 Tonnen mehr CO2
Utl.: Aus für S1-Lückenschluss prolongiert Verkehrsbelastung für
Bevölkerung und bedeutet durch Stau jährlich 75.000 Tonnen
mehr CO2 =
Wien (OTS) - Der heute von Bundesministerin Leonore Gewessler
angekündigte Stopp für den S1-Lückenschluss bedeutet, dass die
dringende Entlastung der Südost Tangente (A23) ausbleibt. Es wird
dort auch weiterhin an rund 180 Tagen im Jahr in beiden Richtungen
Überlastungs-Staus geben. Der ÖAMTC rechnet vor: Die Betroffenen
verbringen insgesamt 4.900 Jahre im Stau, es entstehen über 500
Millionen Euro an Staukosten. Aber auch der CO2-Ausstoß wird durch
den Stau jährlich um 75.000 Tonnen höher sein als bei Fertigstellung
der S1. Laut Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC
Interessenvertretung, sei das immerhin das Eineinhalbfache der
Treibhausgas-Emissionen des Inlandflugverkehrs. Besonders
unverständlich an der Entscheidung der Verkehrsministerin: Es wird
damit zementiert, dass Transit-Lkw, die nach Norden wollen, mitten
durch Wien rollen. Wiesinger: "Transitverkehr kann man sich zwar
wegwünschen, solange Österreich Mitglied der EU ist und wir keine
Alternativen per Bahn anbieten, werden die Lkw jedoch nicht
verschwinden. Da macht es wirklich Sinn, den Transit mittels einer
sechsten Donauquerung wenigstens um Wien herum zu lotsen."
Hohe Betroffenheit in den Wohngebieten den Donaustadt
Besonders betroffen von der jetzigen Absage der S1 ist auch die
Bevölkerung nördlich der Donau. Die Donaustadt wächst rapide – so
leiden vor allem die Bewohner:innen der historischen Ortskerne von
Hirschstetten, Breitenlee und Groß-Enzersdorf, aber auch in Teilen
von Aspern und Essling aufgrund des Fehlens einer Umgehungsstraße
unter dem Durchzugsverkehr. Mit der Errichtung der Stadtstraße in
Verbindung mit Außenringschnellstraße und sechster Donauquerung
hätten diese Gebiete verkehrsberuhigt werden können. Neben geringeren
Emissionen wäre auf diese Weise auch eine Erhöhung der
Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer:innen möglich gewesen.
Entscheidung in Widerspruch zu Vassilakou-Studie
Die Ministerin ignoriert mit ihrer Entscheidung zudem die
Evaluierung, die 2017 im Auftrag der damaligen Verkehrsstadträtin
Maria Vassilakou durchgeführt worden ist. Dort heißt es, dass der Bau
des Tunnels, gemeinsam mit Begleitmaßnahmen wie
Parkraumbewirtschaftung und Öffi-Ausbau, die wirksamste Lösung für
alle Verkehrsteilnehmenden wäre. Die Expert:innen, die damals von den
Grünen beauftragt worden waren, kamen zum Schluss, dass der Bau der
S1 als Donauquerung die Südost Tangente 2030 um 77.000 Kfz pro Tag
entlasten würde. "Würde es der Verkehrsministerin tatsächlich um den
Klimaschutz gehen, hätte sie sich nur diese Studie ansehen müssen –
denn dort wird sogar ausgeführt, dass S1 und Begleitmaßnahmen den
CO2-Ausstoß der Stadt Wien um insgesamt zehn Prozent senken würden",
stellt Wiesinger klar.
Externe Experten versus Ministeriums-Evaluierung
Bemerkenswert ist, dass die von Maria Vassilakou 2017 beauftragte
Expert:innenkommission sehr breit aufgestellt war. Der Bogen reichte
von der TU Dresden (Univ. Prof. Gerd-Axel Ahrens, Fakultät
Verkehrswissenschaften), der Beuth Hochschule für Technik Berlin (DI
Horst Mentz, Fachbereich Bauingenieur- und Geoinformationswesen) über
die ETH Zürich (Prof. Bernd Scholl, Institut für Raum- und
Landschaftsentwicklung) bis zum Österreichischen Institut für
Raumplanung (DI Christoph Schremmer) und der TU Wien (Univ. Prof.
Sibylla Zech, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur und
Umweltplanung). Ergänzt wurde die universitäre Expertise um
statistisches Fachwissen der Stadt Wien (Dipl. Vw Klemens Himpele, MA
23Wirtschaft, Arbeit und Statistik) und die Ziviltechnik-Expertise
von DI Werner Rosinak (Rosinak & Partner ZT GmbH). Dagegen wurde die
Evaluierung von Bundesministerin Gewessler durch
BMK-Mitarbeiter:innen und dem Umweltbundesamt, das dem BMK
unterstellt ist, durchgeführt.
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