- 10.11.2021, 06:00:32
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Greenpeace: Österreichischer Plastikmüll auf wilder Deponie in Polen entdeckt
Umweltschutzorganisation fordert Exportverbot für Plastikmüll außerhalb der EU und strengere Vorgaben für den Müllhandel innerhalb der EU
Utl.: Umweltschutzorganisation fordert Exportverbot für Plastikmüll
außerhalb der EU und strengere Vorgaben für den Müllhandel
innerhalb der EU =
Wien (OTS) - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat auf einer
wilden polnischen Deponie nach Hinweisen von AktivistInnen gemischten
Plastikverpackungsmüll aus Österreich entdeckt. Laut Verpackungsdaten
verschmutzt der Müll bereits seit Jahren die Umwelt vor Ort und
zerfällt langsam zu Mikroplastik. In der Sendung ORF Report vom 9.11.
wurde ausführlich über den Fall berichtet. Laut Umweltministerium
wurden in den letzten Jahren 7.000-8.000 Tonnen Kunststoffmüll
jährlich nach Polen exportiert. Die Europäische Kommission plant noch
im November einen Vorschlag für eine neue EU-Verordnung zum
Müllhandel. Greenpeace fordert, dass darin strengere Regeln sowie
Kontrollen und angemessene Strafen für den Handel mit Plastikmüll
verankert werden.
„Aus dem Handel mit Plastikmüll ist mittlerweile ein dreckiges
Geschäft geworden. Heimische Unternehmen exportieren den Abfall zu
Dumpingpreisen anstatt ihn hier bei uns umweltgerecht zu entsorgen.
Österreich darf nicht länger andere Länder als Müllhalde benutzen und
die Natur vor Ort verschmutzen. Als Sofortmaßnahme muss die EU ein
Exportverbot von Plastikmüll außerhalb der EU und strenge
Transparenz- sowie Recyclingvorgaben innerhalb der EU erlassen. Zudem
fordern wir, dass Produkte langlebig und wiederverwendbar sein
müssen, sodass sie nicht sofort im Mülleimer landen”, fordert Sophie
Lampl, Programmdirektorin bei Greenpeace in Österreich.
Ein Transportdokument, das Greenpeace vorliegt, weist darauf hin,
dass auch ein oberösterreichisches Abfallunternehmen im Jahr 2018
Plastikmüll vorgeblich zum Recycling an die Adresse der untersuchten
polnischen Deponie geschickt hat. Ein Lokalaugenschein von
Greenpeace-MitarbeiterInnen zeigte jedoch, dass aktuell rund um das
Gelände riesige Müllberge lagern. Der Großteil des Verpackungsmülls
stammt aus Polen, Österreich und Italien. Polnische Lokalmedien
berichten, dass auf der Deponie 3.000 Tonnen Müll liegen, obwohl das
zuständige Unternehmen nur Kapazität und Erlaubnis für 400 Tonnen
hat. Der ORF Report hat berichtet, dass das österreichische
Unternehmen 1.000 Tonnen Müll nach Polen exportiert hat. Nachdem
AnrainerInnen 2019 Flammen und schwarzen Rauch beobachtet hatten,
wurde der polnische Betrieb von den lokalen Behörden inspiziert.
Daraufhin wurde ein Verfahren eröffnet, um den Betrieb von einigen
Anlagen einzustellen, ebenso wurden Strafen verhängt. Für
Abfallunternehmen ist es oft deutlich billiger, Müll zur Entsorgung
in Länder wie Polen zu bringen, als ihn in Österreich ordnungsgemäß
verbrennen oder recyceln zu lassen. „Unternehmen in Österreich müssen
ihrer Verantwortung gerecht werden. Wir Bürgerinnen und Bürger
trennen Müll, zahlen Müllgebühren und vertrauen darauf, dass der
Abfall umweltgerecht entsorgt wird. Wir fordern von den Unternehmen,
dass sie sauber arbeiten”, sagt Lampl.
Müll der auf ungesicherten Deponien landet oder illegal in der Natur
verbrannt wird, gefährdet die Gesundheit der Menschen in den
Empfängerländern. Das haben bereits Recherchen von Greenpeace in
Malaysia oder der Türkei gezeigt. Aus Österreich werden jährlich laut
Umweltministerium bis zu 200.000 Tonnen Plastikmüll exportiert -
überwiegend in die EU-Nachbarländer, in manchen Fällen aber auch nach
Übersee. Erst kürzlich haben Schwerpunktkontrollen des
Umweltministeriums illegale Plastikmüllexporte aus Österreich in die
Türkei, nach Serbien und Deutschland aufgedeckt.
Die Menge an Plastikmüll hat sich weltweit innerhalb von 20 Jahren
vervierfacht und liegt aktuell bei über 350 Millionen Tonnen jährlich
- 40 Prozent davon sind Verpackungen. Oft passiert der Handel unter
dem Deckmantel, dass der Müll in den Ländern recycelt wird. Die
Realität ist jedoch, dass ein sehr großer Teil verbrannt wird oder
auf illegalen Deponien landet. Oft deshalb weil viele
Kunststoffprodukte nicht oder nur mit teuren Verfahren recycelt
werden können. Im November 2021 wird die Europäische Kommission einen
neuen Vorschlag für die EU Verordnung zum Müllhandel vorlegen.
Greenpeace fordert, dass darin strengere Regeln durchgesetzt werden:
Es darf kein Plastikmüll mehr aus der EU exportiert werden, innerhalb
der EU müssen strenge Grenzwerte und Kontrollen für Mülltransporte
festgelegt werden und illegaler Müllhandel muss von der Justiz
verfolgt und mit hohen Strafen geahndet werden.
Bildmaterial: https://act.gp/Müllexporte-Polen
(Das Fotomaterial steht unter Angabe der Credits für die
redaktionelle Nutzung kostenlos zur Verfügung: © Greenpeace)
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