• 27.10.2021, 08:31:31
  • /
  • OTS0024

Global Entrepreneurship Monitor Austria: Österreichs Unternehmertum in Zeiten der Pandemie: stabil oder veränderungsresistent?

Wien (OTS/BMDW) - Im Zuge des Global Entrepreneurship Monitors (GEM)
wurden die neuesten Daten zur Lage des Unternehmertums in Österreich
erhoben. Die größte internationale Entrepreneurship-Vergleichsstudie
wird seit 2005 in Österreich durchgeführt und analysiert die
heimische Unternehmenslandschaft und deren wesentliche
Rahmenbedingungen. Durch internationales und regionales Benchmarking,
dient der GEM als Frühwarnsystem und Stimmungsbarometer gleichzeitig.
„Vor dem Hintergrund der Covid-19- Pandemie war die Erhebung und
Analyse heuer besonders spannend“, so Christian Friedl, Leiter des
GEM-Österreich-Teams vom Institut International Management der FH
JOANNEUM. „Jedes Jahr liefert uns der Global Entrepreneurship Monitor
Austria einen wichtigen Befund zur Lage des Unternehmertums in
Österreich. 2020 war von der weltweiten Corona-Krise dominiert. Die
Ergebnisse des GEM spiegeln diese weltweiten Entwicklungen wider.
Unsere Unternehmen sind wichtige Impulsgeber für den Standort, daher
haben wir sie in der Krise bestmöglich unterstützt“, so
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck.

Österreichs Jungunternehmer/innen verunsichert, etablierte
Unternehmer/innen stabil

Die GEM 2020/21 Erhebung zeigt insbesondere, dass Österreichs
Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer verunsichert und deren
Optimismus und Wachstumserwartungen gedämpft sind. So geht etwa die
Rate der Jungunternehmer/innen vom Höchstwert in 2018 mit 10,9
Prozent auf 6,2 Prozent zurück. Die Covid-19-Hilfsmaßnahmen können
jedoch die schlimmsten Auswirkungen auf die unternehmerische Basis
und die Einkommen insgesamt abfedern, der Anteil an etablierten
Unternehmer/innen an der erwerbsfähigen Bevölkerung bleibt stabil bei
7,8 Prozent. „Der Global Entrepreneurship Monitor zeigt, dass die
Corona-Krise Spuren in der heimischen Unternehmenslandschaft
hinterlassen hat. Dennoch ist der Unternehmergeist hierzulande
ungebrochen. Unsere Betriebe, vor allem die Jungunternehmen, starten
nun wieder durch“, so Amelie Groß, Vizepräsidentin der
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Bei den Auswirkungen der
Covid-19-Krise gibt es dabei große Unterschiede zwischen den
unternehmerischen Phasen und den Wirtschaftssektoren, aber auch die
Bundesländer sind unterschiedlich stark betroffen. Walter Ruck,
Präsident der Wirtschaftskammer Wien, hebt hervor, dass „die
GEM-Daten besonders für Wien eine niedrige Rate an Aussteiger/innen
aufweisen und der Anteil an etablierten Unternehmen sogar wieder
angestiegen ist – ein deutliches Zeichen für die Stärke und
Leistungskraft der heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer.“

Weiblicher Anteil und Bildungsgrad unter Gründenden steigen

Der Altersschnitt der österreichischen Jungunternehmer/innen bleibt
konstant bei 37 Jahren. Der Frauenanteil steigt erfreulicherweise um
7 Prozentpunkte auf nunmehr 43 Prozent, auch der Anteil an
Akademiker/innen in der heimischen Unternehmenslandschaft nimmt
weiter zu. „Die Daten zeigen, dass Österreichs Wirtschaft zunehmend
weiblich wird. Gleichzeitig steigt auch der Bildungsgrad weiter an.
Ein Indiz dafür, dass innovative Unternehmerinnen und Unternehmer an
kreativen Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen
dieser Zeit erfolgreich arbeiten“, so Margarete Schramböck,
Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort.
Allerdings hat die unternehmerische Aus- und Weiterbildung in
Österreich weiterhin starken Aufholbedarf und fällt im europäischen
Vergleich zurück. Die Einschränkungen im Rahmen der Covid-19-Krise
hemmen zusätzlich die Internationalisierungsaktivitäten der
heimischen Gründer/innen.

Jungunternehmer/innen sehen die Krise auch als Chance

Generell werden während der Pandemie weniger Gründungsmöglichkeiten
wahrgenommen – 37 Prozent der Jungunternehmer/innen erkennen
allerdings durch die Covid-19-Pandemie auch neue
Geschäftsmöglichkeiten. „Die GEM-Studie zeigt, dass in jeder Krise
auch neue Chancen liegen. Die Covid-19-Pandemie hat den
wirtschaftlichen Strukturwandel beschleunigt – nun gilt es, mit
gezielten Maßnahmen wieder eine wettbewerbsfähige
Unternehmenslandschaft aufzubauen“, so Herbert Ortner,
Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung. Die dafür notwendigen
Gründungskompetenzen werden zunehmend positiver eingeschätzt, wobei
die Angst vor dem unternehmerischen Scheitern konstant bei 45 Prozent
bleibt und zumindest nicht ansteigt in diesen unsicheren Zeiten.
Neben wirtschaftlichen Zielen fokussieren sich 45 Prozent der
Jungunternehmer/innen auch auf soziale und ökologische Zielsetzungen.
„Die innovativen Lösungen von Österreichs Entrepreneuren zur
Erreichung der Klimaziele und der Ziele für nachhaltige Entwicklung
der Vereinten Nationen sind essentiell in einer Zeit, in der wir mit
einer weltweiten Pandemie und zugleich mit der Klimakrise
konfrontiert sind“, so Leonore Gewessler, Bundesministerin für
Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Forschungs-, Technologie- und Innovationsgrade und digitale
Transformation

Insgesamt geht insbesondere die heimische Forschungs- und
Innovations-Intensität in der Pandemie zurück. Etablierte Unternehmen
sind hier überproportional betroffen. „Der Bericht zeigt erneut die
Bedeutung von Forschung und Innovation für österreichische
Unternehmen auf, macht aber auch deutlich, dass F&E-Aktivitäten in
der aktuellen Krise teilweise deutlich zurückgegangen sind. Diese
Entwicklung umzukehren, muss mittelfristig absolute Priorität haben“,
so Klara Sekanina, Vorsitzende des Rates für Forschung und
Technologieentwicklung. Die unternehmerische Aktivität innerhalb
etablierter Unternehmen (Intrapreneurship) nimmt in der Krise
europaweit ab – Österreich kann sich bei diesem Indikator auf dem
Niveau der letzten Erhebung (Rang 6) halten. Henrietta Egerth,
Geschäftsführerin der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), betont dabei, dass „der
wirtschaftliche Erfolg und die Attraktivität des
Wirtschaftsstandortes Österreich im internationalen Wettbewerb
maßgeblich durch mutiges Unternehmertum und innovative Ideen bestimmt
wird.“ Die Möglichkeiten durch die digitale Transformation werden
jedoch nur teilweise erkannt. Aufholbedarf wird insbesondere bei der
digitalen Kundeninteraktion und der Vermittlung der notwendigen
Fähigkeiten für den digitalen Wandel gesehen.

Unternehmerisches Umfeld – stabil oder veränderungsresistent?

Österreich schneidet bei der Gesamtbewertung des unternehmerischen
Umfelds im europäischen sowie im globalen Vergleich durchschnittlich
ab. Das unternehmerische Ökosystem zeigt sich relativ
krisenresistent, aber gleichzeitig auch veränderungsresistent
gegenüber altbekannten Schwächen. Weiterhin positiv bewertet werden
etwa die physische Infrastruktur sowie das Förderangebot. Die
Geschäftsführung der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws),
Edeltraud Stiftinger und Bernhard Sagmeister, hebt hervor: „Die
Unterstützung von Entrepreneurship und Innovationen zur Entwicklung
des Wirtschaftsstandortes ist auch ein klarer Fokus der aws als
Förderbank des Bundes. Umso mehr freut uns der positive Befund des
GEM zum Förderangebot.“ Für Marktdynamik, Normen und die
unternehmerische Aus- und Weiterbildung gibt es hingegen nur
Bewertungen unter dem Skalenmittelpunkt. Eine Vielzahl an Indikatoren
wird darüber hinaus durchschnittlich eingeschätzt, wie finanzielle
Rahmenbedingungen, Regierungspolitik und die Wirtschafts- und
Dienstleistungsinfrastruktur – es fehlt an klaren Schwerpunkten.
Daher werden im GEM-Report aufbauend auf den Ergebnissen Empfehlungen
in drei Handlungsstränge abgeleitet: generelle Empfehlungen zur
Stärkung des Unternehmertums in Österreich, konjunkturelle
Handlungsfelder, die sich aus der Covid-19-Pandemie ergeben und
spezifische Maßnahmen, die auf den digitalen Wandel abzielen.
Der gesamte Report mit weiteren Indikatoren und Detailanalysen kann
nach dem öffentlichen Launchevent (online) am 27.10.2021 um 9 Uhr
unter www.gemaustria.at abgerufen werden.

Über den Global Entrepreneurship Monitor (GEM)

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist die größte
internationale Vergleichsstudie zum Unternehmertum. In Österreich
führt das Institut International Management der FH JOANNEUM die
Studie durch. Die Erhebung basiert auf einer repräsentativen Umfrage
von 4.529 Personen aus der österreichischen Bevölkerung im Alter von
18 bis 64 Jahren und einer Befragung von 38 Expert/innen. „Mit dem
vorliegenden Global Entrepreneurship Monitor Austria haben FH
JOANNEUM und JOANNEUM RESEARCH einen Bericht veröffentlicht, der den
Leser/innen ein umfassendes Bild des österreichischen Unternehmertums
während der Covid-19-Pandemie vermittelt“, so Wolfgang Polt,
Prokurist der JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft. Die
Geschäftsführer der FH JOANNEUM Karl Pfeiffer und Martin Payer
ergänzen: „In diesem Jahr widmet sich der GEM der digitalen
Transformation in einem Spezialkapitel. Die Ergebnisse unterstreichen
dabei eindrucksvoll die Bedeutung von Bildung als Gründungsmotor und
für die Bewältigung des digitalen Wandels, dem wir auch mit der
Einrichtung eines neuen Studiengangs ‚Digital Entrepreneurship‘ an
der FH JOANNEUM Rechnung tragen. Die Teilnahme Österreichs am GEM ist
wichtiger als je zuvor: Internationales Benchmarking und die
standardisierte Erhebung im Zeitverlauf ermöglichen eine
evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage für die zukünftige
Entwicklung.“

Direkt-Link zum GEM
Launchevent:https://www.youtube.com/watch?v=BVyMo0ps93U
GEM Austria Website: http://www.gemaustria.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MWA

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel