• 27.09.2021, 11:39:52
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  • OTS0082

Keine Notstandshilfe, weil Küchenhilfe 12-Stunden-Tag ablehnte

AK Präsidentin Anderl: „Armut abschaffen, statt Menschen in unzumutbare Jobs drängen!“

Utl.: AK Präsidentin Anderl: „Armut abschaffen, statt Menschen in
unzumutbare Jobs drängen!“ =

Wien (OTS) - 20 Jahre Berufserfahrung in der Gastronomie kann Susanne
M. vorweisen. Aber in der Gastro ist das kein Argument: Mit 55 war
die Küchenhilfe bereits sechs Jahre vergeblich auf Arbeitssuche. Als
sie bei einem Bewerbungsgespräch sagte, dass sie nicht regelmäßig 12
Stunden arbeiten wolle, wurde ihr die Notstandshilfe gestrichen. Die
AK Wien hat für die Arbeitnehmerin jetzt beim
Bundesverwaltungsgericht erfolgreich die Nachzahlung erstritten. AK
Präsidentin Renate Anderl fordert: „Wir wollen Armut abschaffen und
das Arbeitslosengeld erhöhen, statt Menschen in unzumutbare Jobs zu
drängen!“

Eine Stunde unterwegs in die Arbeit, davon 20 Minuten Fußweg, egal ob
bei brütender Hitze oder eisiger Kälte – all das hätte Susanne M. mit
Freude in Kauf genommen, wenn sie nur nach sechs Jahren
Arbeitslosigkeit endlich wieder eine Arbeit gefunden hätte. Nicht
zuletzt, weil es schwer ist, mit nur rund 750 Euro pro Monat über die
Runden zu kommen. Das war im Juli 2018, auf dem Höhepunkt der
politischen Auseinandersetzung rund um das 12-Stunden-Tags-Gesetz.
Als die Chefin des Gasthauses am Rande Wiens der Arbeitnehmerin beim
Bewerbungsgespräch allerdings sagte, dass sie 12 Stunden Arbeit am
Tag erwarte, lehnte sie ab.

Die Stellenanzeige hatte Frau M. vom AMS bekommen. Im
Bewerbungsprotokoll vermerkte die Chefin des Landgasthauses, Frau M.
habe die Stelle nicht gewollt, „weil zu viel Arbeit ist“. Frau M.
verlangte eine Änderung und beschwerte sich über die Chefin beim AMS
– doch es half nichts. Das AMS hat ihr die Notstandshilfe für 6
Wochen gestrichen, weil sie das Zustandekommen des
Arbeitsverhältnisses vereitelt habe. Frau M. wandte sich an die
Arbeiterkammer Wien und suchte um Rechtsschutz an. Nach zwei Jahren
entschied das Bundesverwaltungsgericht jetzt zugunsten der
Arbeitnehmerin: Das AMS muss ihr das Geld nachzahlen.

AK Präsidentin Renate Anderl sagt: „Der Fall sagt viel über den
Umgang mit Menschen aus, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und
dann von der Wirtschaft einfach ausgespuckt werden, weil viele
Betriebe meinen, dass man mit über 50 zu nichts mehr zu gebrauchen
ist. Die Daumenschraube bei den Arbeitslosen anzuziehen bringt keinen
einzigen zusätzlichen Job, sondern erhöht nur den Druck auf all jene,
die Arbeit haben. Wenn bestimmte Branchen keine Arbeitskräfte finden,
dann sollten wir uns die Arbeitsbedingungen genauer anschauen. Es
braucht Sanktionen für Firmen, die sich nicht an Arbeitsrecht
halten.“

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AKW

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