- 22.09.2021, 12:25:16
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„Schule am See“ gewinnt den Staatspreis Innovative Schulen 2020/21
Fünf Finalistinnen ex aequo auf dem zweiten Platz; vier Schulen werden mit einem Anerkennungspreis gewürdigt.
Utl.: Fünf Finalistinnen ex aequo auf dem zweiten Platz; vier
Schulen werden mit einem Anerkennungspreis gewürdigt. =
Wien (OTS) - Im Rahmen des Events „Ideen – Projekte – Chancen“ wurde
gestern Abend von Bildungsminister Heinz Faßmann und dem Vorstand der
Innovationsstiftung für Bildung, Jakob Calice, in der Expedithalle
Wien der Staatspreis Innovative Schulen verliehen. Das Rennen um den
Titel und ein Siegerpreisgeld von 50.000 Euro machte – nach einem
zweistufigen Juryprozess – die Mittel- und Volksschule Hard
(Vorarlberg), auch bekannt als „Schule am See“. Auf Platz zwei
gelangten ex aequo die fünf weiteren Finalistinnen: Die Graz
International Bilingual School (Steiermark), die HAK/HAS Lustenau
(Vorarlberg), die HTL Wolfsberg (Kärnten), die Mittelschule Währing
Schop79 (Wien) und die Volksschule Gratwein (Steiermark). Sie
erhalten jeweils 10.000 Euro.
Jeweils ein Anerkennungspreis für bemerkenswerte Leistungen geht an
die Österreichische Auslandsschule Liechtenstein, die Bildungsanstalt
für Elementarpädagogik (BAfEP) De La Salle (Wien), die Musik- und
Informatikmittelschule Wendstattgasse (MIM) (Wien) sowie an die
Wirtschafts.Akademie.Waldviertel (NÖ). Moderiert wurde der Abend von
Mari Lang mit tatkräftiger Unterstützung von Tamara Al Kmetti und
Narcis Herman Schüler/innen aus der Mittelschule Währing „Schop79“.
Zentral für die Entscheidung der Jury war neben der herausragenden
Erfüllung der vorgegebenen fünf Qualitätskategorien die harmonische
Einbettung dieser in eine langfristige Gesamtstrategie, die auch im
Schulleben – auf allen Ebenen – sicht- und spürbar ist. Die Hauptjury
„besuchte“ insgesamt acht Schulstandorte auf virtuellem Weg, um sich
in Gesprächen mit Schulleitungsteam, Lehrkräften, Schüler/inne/n,
Erziehungsberechtigten sowie außerschulischen Kooperationspartnern
selbst von der Innovationskraft und der Qualität der Schule zu
überzeugen und die sechs Finalistinnen zu bestimmen bzw. die
Siegerschule auszuwählen.
191 Schulen haben – trotz besonders intensiver Zeiten durch die
Coronakrise – für den Staatspreis Innovative Schulen eingereicht. Die
Entscheidung fiel der Jury aufgrund der hohen Qualität der
Einreichungen nicht leicht. Alle jene, die dieses Mal nicht zum Zug
kamen, werden schon jetzt herzlich eingeladen, ihren Entwicklungsweg
weiterzugehen und bei der nächsten Ausschreibung im Jahr 2023 erneut
einzureichen.
„Schule am See“ (Vorarlberg): Individualisierung und
Mehrstufenklassen in stimmigem Gesamtkonzept
Die gemeinsam geführte Volks- und Mittelschule Hard in Vorarlberg
besticht durch viele herausragende Ansätze und Konzepte, vor allem
aber durch das perfekt abgestimmte Zusammenspiel ebendieser in einer
Gesamtstrategie. Diese Strategie fußt auf einer umfassenden,
mehrjährigen Evaluation durch die Universität Göttingen. So wurde
bspw. das Schulgebäude im Jahr 2018 nach intensiver Planungsphase
unter enger Einbindung der Schule und konkret nach den pädagogischen
Anforderungen des Schulteams erbaut und vereint nun drei
„Lernhäuser“, in denen Volks- und Mittelschule nicht nur
nebeneinander, sondern miteinander unterrichtet werden. Die Kinder
lernen in den Jahrgangsstufen eins bis drei, vier bis sechs und
sieben und acht jahrgangsübergreifend. Besonders spannend ist dabei
der schulstufenübergreifende Unterricht der vierten bis sechsten
Schulstufe, der die besonders sensible Phase von Primar- zu
Sekundarstufe umfasst. Die Einrichtung freier Lernphasen in Lernbüros
bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, individuell und
kompetenzorientiert Aufgaben zu lösen und dabei je nach Bedürfnis
unterstützt zu werden; Lernentwicklungsberichte und
Lernentwicklungsgepräche ergänzen das klassische
Kind-Eltern-Gespräch. Sozialkompetenz und Integration werden in Hard
großgeschrieben. Durch die Durchmischung der Altersstufen erfahren
Schüler/innen Vielfalt und spüren, dass Andersartigkeit normal und
richtig ist – die Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen,
anderer Erstsprache als Deutsch (rd. 41 Prozent der Schüler/innen)
und Hochbegabungen passiert auf allen Schulstufen völlig natürlich,
wie eine Lehrkraft positiv hervorhebt. Eigens ernannte
Streitschlichter/innen helfen, wenn es dann doch einmal ein Problem
gibt. Die Vernetzung hört in Hard aber nicht im Schulgebäude auf,
auch mit Kindergärten, anderen Schulen sowie Firmen, Vereinen und der
Wirtschaftskammer wird eng kooperiert.
Graz International Bilingual School „GIBS“ (Steiermark):
Internationale (Weiter-)Bildung auf allen Stufen und Ebenen
An der GIBS in Graz wird internationale Bildung und Weiterbildung auf
allen Ebenen gelebt. Für die Schüler/innen, die eine Vielzahl an
Nationen und Sprachen am Standort versammeln, gibt es ein
umfangreiches Angebot: Der cross-curricularen Unterricht als
Unterrichtsprinzip ermöglicht die Auseinandersetzung mit Lernstoff in
verschiedenen Fächern aus verschiedenen Blickwinkeln. Ab der 10.
Schulstufe können sich die Jugendlichen, basierend auf einem Credit-
und Kurssystem, quasi ihren eigenen Stundenplan zusammenstellen und
durch gelebte Feedbackkultur auch das Angebot der über 60 Kurse
mitbestimmen. Zusätzlich zur standardisierten Reifeprüfung wird an
der GIBS das Internationale Baccalaureate (IB) angeboten. Für
internationale Schüler/innen gibt es die Möglichkeit eines
DaF-/DaZ-Kurses (Deutsch als Fremdsprache, Zweitsprache), der den
Deutschunterricht ersetzt. Auf Ebene der Schulleitung und Lehrkräfte
wird ebenfalls außergewöhnlicher Einsatz sichtbar: Co-Teaching,
wöchentliche Besprechungen im gesamten Team, ein intensives
internationales Fort- und Weiterbildungsprogramm (ca. 80
Fortbildungen im Ausland pro Jahr werden an der Schule wahrgenommen)
sowie ein sehr gezieltes Personalmanagement inkl. Probetag für
interessierte Neulehrer/innen sind in Graz selbstverständlich.
HAK/HAS Lustenau (Vorarlberg): Chancen, Wertschätzung, Innovation
Herausforderungen gibt es für die HAK/HAS Lustenau einige: So treffen
hier Schüler/innen aus insgesamt 22 Nationen mit 23 Muttersprachen
aufeinander, die Schule befindet sich in einer Region mit lebhaftem
Konkurrenzangebot und aufgrund der geografischen Lage ist die
öffentliche Anbindung keine unbedeutende Challenge. Dies alles tut
dem Erfolg der Schule keinen Abbruch. Ein breit aufgestelltes
Unterstützungsangebot, Flexibilität und Empathie sowie die enge
Begleitung der Schüler/innen durch Lehrkräfte und andere
Mitschüler/innen führen dazu, dass der Jury bei den Gesprächen mit
den Schulvertreter/inne/n das herausragende Schulklima schnell
spürbar wird. Fixpunkte wie das Tutor/inn/ensystem des dritten
Jahrgangs für Erstklässler/innen namens Smarties, eine intensive
Feedbackkultur – die Lehrkräfte werden einmal jährlich von den
Schüler/innen evaluiert, Klassenräte und Klassenklimabeauftrage sind
hier u. a. ausschlaggebend. Die HAK/HAS Lustenau verfolgt weiters
eine konsequente Strategie, die sich auch im Einsatz von „Lesson
studies“ widerspiegelt. Ziel der Schule ist es, die Schule zu einem
Kompetenzzentrum für Lesson-Study zu entwickeln.
HTL Wolfsberg (Kärnten): Nationale und internationale Exzellenz
Die HTL Wolfsberg versteht sich als das Aus- und
Weiterbildungszentrum in den Bereichen Technik, Technologie und
Unternehmertum im Raum Unterkärnten. Der (internationale) Erfolg gibt
Schulleiter Janschgi und seinem Team recht. So wurde die Schule erst
2020 u.a. mit dem gesamteuropäischen „VET Excellence Award“
ausgezeichnet. Rund 20 Prozent der Schüler/innen absolvieren über
Erasmus+ ihr Praktikum außerhalb Österreichs und viele der
zahlreichen Projekte an der Schule laufen auf EU-Ebene. Schülerinnen
und Schüler sind an der HTL Wolfsberg im Rahmen einer ausgeprägten
Feedback- und Evaluierungskultur besonders stark in die
Weiterentwicklung der Schule eingebunden. So wurden die
Beginn-/Endzeiten des ohnehin schon außergewöhnlichen Angebots für
Berufstätige (ein Schichtmodell, das Unterrichtsbesuch am Vormittag
und am Abend ermöglicht) auf Wunsch der Schüler/innenschaft
angepasst. Auch die Einführung des Werkmeisters „Digitalisierung und
Smart Production“ ist Ergebnis laufender Evaluationsarbeit. Neben der
Vermittlung techn(olog)ischen Wissens wird in Wolfsberg ebenso großes
Augenmerk auf das Lehren von „Soft Skills“ gelegt.
Mittelschule Währing „Schop79“ (Wien): Wertvolle Vielfalt und
intensive Förderung eng am Kind
Als einzige Mittelschule in Wien Währing haben 100 Prozent der
Schülerinnen und Schüler der Schop79 Migrationshintergrund und eine
andere „Herzenssprache“ als Deutsch. Gemäß dem Leitbild der Schule
„Faktor I: Identität – Interkulturalität – Integration“ setzt die
Schule an vielen Stellen an, um diese Vielfalt als Wert sichtbar und
Interkulturalität selbstverständlich zu machen. Dazu gehören u. a.
der Einsatz von Muttersprachenlehrkräften und sprachsensibler
Unterricht. Ins Zentrum stellt die Schule die intensive
Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten (u.a. drei
verpflichtende Elterntermine pro Jahr in allen Schulstufen in Form
von Round-Table-Gesprächen) sowie mit einer Schulsozialarbeiterin und
eine/rm Beratungslehrer/in, die je drei Tage pro Woche an der Schule
sind und alle zwei Wochen gemeinsam mit der Schulleitung einzelne
Schüler/innen und deren individuelle Situation besprechen. In der
dritten und vierten Klasse zeichnet sich die Schop79 mit einem
außergewöhnlich intensiven Programm zur Berufsorientierung aus
(Mädchenförderung, Berufspraktische Tage, strukturierte
Bewerbungsgespräche mit Unternehmen etc.). Auch im „Grätzl“ sieht die
Schop79 über den Tellerrand und ist intensiv mit anderen
Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Vereinen etc. im Umfeld vernetzt.
Im Bereich Digitalisierung ist die Schop79 bereits seit 2011 sehr
engagiert und hat neben Lehrkräfteteams auch ausgebildete
Schüler/innenteams, die gezielt ausgebildet werden und auch
Lehrkräfte in digitalen Dingen „unterrichten“.
VS Gratwein (Steiermark): Spielerische Klasseneinteilung und
intensive Übergangsarbeit
An der Volksschule Gratwein hat „Spielen“ eine ganz besondere
Bedeutung: Die Technik Jeux Dramatiques wird hier nicht nur zur
besseren Kommunikation untereinander mehrmals im Jahr angewendet,
sondern als strategisches Mittel bereits zu Beginn des
„Schüler/innenlebens“ eingesetzt, nämlich wenn es um die Einteilung
der Klassen geht. Diese Klassenzusammensetzung erfolgt in Gratwein
erst ca. zwei Wochen nach Schulstart und passiert nicht zufällig,
sondern nimmt konkret Rücksicht auf die Persönlichkeiten, die sich im
Jeux Dramatiques zeigen. Schüler/innen sollen sich im Gefüge ergänzen
und so den Grundstein für ein harmonisches Schulklima legen. Auch der
Übergang vom Kindergarten bzw. in die AHS/Mittelschule wird in
Gratwein intensiv begleitet: Lehrkräfte und Schüler/innen der
Volksschule sind bereits im letzten Kindergartenjahr mit den
zukünftigen Schüler/inne/n in Kontakt. Erstklässler/innen werden
bereits vor dem Sommer in einem „Aufnahmeritual“ willkommen geheißen
und lernen ihren zukünftigen Garderobenplatz kennen. Ebenso werden
die Schüler/innen am Ende der vierten Klasse mit einem Ritual
verabschiedet. An der Schule haben Schüler/innen zwei Stunden pro Tag
eine freie Lernphase und dazu passend Tages-, Wochen-, Monats-,
Jahrespläne, die es eigenständig zu bearbeiten gilt. Auf
Selbstständigkeit setzt man auch wenn es um Konfliktmanagement geht:
Streitschlichter/innen und ein Helfer/innensystem (Schüler/innen der
3. und 4. Klassen haben „Patenkinder“) kümmern sich um
Alltagsprobleme. Eingebettet sind alle Aktivitäten der Schule in ein
sehr strategisch ausgerichtetes und gut umgesetztes
Qualitätsmanagement.
Über den Staatspreis Innovative Schulen
Der Staatspreis Innovative Schulen wird künftig alle zwei Jahre
gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und
Forschung (BMBWF) und der Innovationsstiftung für Bildung
ausgeschrieben. Ziel ist die Förderung der Schulentwicklung und
Prämierung innovativer Zukunftskonzepte. Ausgezeichnet werden dabei
jene Schulen, die die Qualitätskategorien des BMBWF auf
erfolgreichste Weise umsetzen und eigeninitiativ weiterentwickeln.
Das Preisgeld beträgt insgesamt 100.000 Euro.
Fotos der Veranstaltung stehen unter
https://mdb.bmbwf.gv.at/suche/?mode=album&album_id=542&selection=curr
ent&format=all&view=tiles&page=1&items_per_page=20 zum Download zur
Verfügung.
Weitere Details zum Staatspreis Innovative Schulen finden Sie unter
www.innovativeschulen.at.
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