• 20.09.2021, 10:24:28
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„Hitlers österreichische Helfer – Die Gauleiter“: Neuer ORF-III-Doku-Zweiteiler von Christian Hager

TV-Premiere in „zeit.geschichte“ am 25. September

Utl.: TV-Premiere in „zeit.geschichte“ am 25. September =

Wien (OTS) - Sie waren skrupellose Machtmenschen und Adolf Hitlers
treueste Helfer auf österreichischem Boden – die sogenannten
Gauleiter der Ostmark. Mit einem Hang zur Grausamkeit walteten u. a.
Baldur von Schirach, August Eigruber, Franz Hofer und Hugo Jury in
ihren jeweiligen Reichsgauen, territorial etwa den österreichischen
Bundesländern entsprechend, und inszenierten sich selbst gerne als
schillernde Statthalter ihres Führers. Regisseur Christian Hager
porträtiert im neuen ORF-III-Doku-Zweiteiler „Hitlers österreichische
Helfer – Die Gauleiter“ den Werdegang und die Verbrechen dieser
NS-Funktionäre und zeigt deren Schicksale nach Ende des Zweiten
Weltkriegs. Die TV-Premiere beider Filme erfolgt in der
ORF-III-„zeit.geschichte“ am Samstag, dem 25. September 2021, ab
20.15 Uhr.

Regisseur Christian Hager: „Es ist erstaunlich, dass die Gauleiter in
der heimischen Erinnerungskultur bislang kaum als Tätergruppe
wahrgenommen werden. Es gibt in Österreich dazu nur wenig
Fachliteratur und bis auf eine Ausnahme auch kein Mahnmal, das die
Verbrechen dieser regionalen NS-Führungselite thematisiert. Obwohl
die Gauleiter Hitlers wichtigste Komplizen in den einzelnen
Bundesländern waren. Insofern war es sicher höchste Zeit, einen
Dokumentarfilm über diese Tätergruppe zu drehen. Die Idee dazu kam
mir schon vor drei Jahren und ich freue mich, dass ich diesen
Doku-Zweiteiler nun als Regisseur für ORF III umsetzen konnte.“

Mehr zum Inhalt des Zweiteilers (Samstag, 25. September):

Der erste Teil der Neuproduktion „Hitlers österreichische Helfer –
Die Gauleiter“ (20.15 Uhr) dokumentiert den Aufstieg, die
Machtübernahme und den Größenwahn der regionalen NS-Führungselite –
von der Illegalität bis hin zur fast uneingeschränkten Befehlsgewalt
innerhalb der regionalen Nazi-Hierarchie. Schon lange vor dem
sogenannten „Anschluss“ an das Deutsche Reich im Jahr 1938 bildeten
illegale österreichische Nationalsozialisten eine Art Schattenregime
mit geheimen Reichsgauen. Mit der Machtübernahme Hitlers wurden diese
Alpen- und Donaureichsgaue zu offiziellen Verwaltungsgebieten unter
Führung der Gauleiter mit großem politischem Einfluss. Sieben solcher
Reichsgaue galt es nun zu kontrollieren. Der gebürtige Steyrer August
Eigruber wurde zum Gauleiter von Oberdonau, Hubert Klausner von
Kärnten. Friedrich Rainer, der zu Beginn Salzburg verwaltete,
wechselte später nach Kärnten – Salzburg wurde wiederum von Gustav
Adolf Scheel übernommen. Tirol und Vorarlberg stand Franz Hofer vor,
Sigfried Uiberreither war in der Steiermark platziert.
Stellvertretend hatte dort auch Tobias Portschy die Macht. In
Niederdonau waltete Hugo Jury und in Wien der wohl prominenteste
Name: Baldur von Schirach.

„Krieg, Massenmord und Flucht“ stehen im Fokus des zweiten Teils
(21.05 Uhr): Mit dem Zweiten Weltkriegs ab September 1939 wurden die
meisten Gauleiter zu Reichsverteidigungskommissaren ernannt, um
Hitlers Vernichtungskrieg auf wirtschaftlicher und logistischer Ebene
aktiv zu unterstützen – Planung und Durchführung des Holocaust
inklusive. Der Film dokumentiert die grausamen Verbrechen von Hitlers
österreichischen Helfern und zeigt ihr Schicksal nach dem
Zusammenbruch des NS-Regimes. Nur in wenigen Fällen ging dieses mit
einer Bestrafung einher. Einige Ostmark-Gauleiter konnten nach dem
Krieg untertauchen. Ihre zahlreichen Verbrechen wurden nie
verurteilt. Auch die praktizierte Erinnerungskultur in Zusammenhang
mit diesen Protagonisten des NS-Terrors ist nur marginal vorhanden.
So gibt es in Österreich nur ein einziges Denkmal, das mahnend an die
Gräueltaten eines Gauleiters erinnert.

Hitlers österreichische Helfer im Porträt:

August Eigruber, Gauleiter von Oberdonau: Der gebürtige Steyrer trat
bereits 1922 der NSDAP bei und arbeitete später auch im Untergrund
für die Partei. Ab 1938 übernahm er die Leitung des neu gegründeten
Reichsgaues Oberdonau. Er galt als Vertrauter und „Du-Freund“ von
Adolf Hitler. Der als cholerisch bekannte Eigruber war einer der
Hauptverantwortlichen für die Massenmorde im KZ Mauthausen und wurde
1947 für seine Verbrechen hingerichtet.

Friedrich Rainer, Gauleiter von Salzburg und später Kärnten: Der
promovierte Jurist war federführend am „Anschluss“ beteiligt und
wurde unmittelbar danach Gauleiter von Salzburg, wo er vor allem die
Kulturpolitik im nationalsozialistischen Sinne gleichschaltete. Als
Gauleiter von Kärnten verfolgte Rainer eine brutale
Germanisierungspolitik gegenüber den Kärntner Slowenen. 1947 wurde er
in Jugoslawien zum Tode verurteilt.

Franz Hofer, Gauleiter von Tirol-Vorarlberg: Tirol und Vorarlberg
wurden während der NS-Herrschaft zu einem Reichsgau zusammengefasst.
Als Gauleiter fungierte Franz Hofer, der sich im Rahmen seiner
Position massiv an jüdischem Eigentum bereicherte. Hofer
instrumentalisierte auch die alpenländische Kultur für
propagandistische Zwecke und betrachtete die Tiroler Schützenverbände
als seine Privatarmee. Er konnte nach Kriegsende in Deutschland
untertauchen.

Sigfried Uiberreither, Gauleiter der Steiermark: Der promovierte
Jurist wurde wegen seines Ehrgeizes auch als „Dr. Übereifer“
bezeichnet. Tatsächlich war er ein williger Erfüllungsgehilfe
Hitlers, vor allem in Hinblick auf die steirische Rüstungsindustrie.
Uiberreither ließ während seiner Amtszeit zahlreiche Menschen
erschießen, konnte jedoch nach Kriegsende flüchten. Unbehelligt von
der Justiz, führte er bis zu seinem Tod ein bürgerliches Leben in
Deutschland.

Tobias Portschy, stellvertretender Gauleiter der Steiermark:
Ursprünglich sollte Tobias Portschy Gauleiter des Burgenlands werden.
Dieses wurde jedoch als Bundesland während der NS-Zeit aufgelöst und
so wurde Portschy lediglich Stellvertreter in der Steiermark. Er ist
der einzige Ostmark-Gauleiter, der nach Kriegsende bereitwillig
Interviews gab. Ausschnitte daraus sind auch im Doku-Zweiteiler zu
sehen.

Hugo Jury, Gauleiter von Niederdonau: Der ehemalige Militärarzt der
k.-u.-k.-Armee galt als glühender Verfechter der
nationalsozialistischen „Rassenhygiene“. Dabei hatte er es besonders
auf geistig und körperlich behinderte Menschen abgesehen. Als
Gauleiter von Niederdonau betrieb der Mediziner mehrere Stützpunkte
der „Gesellschaft für Rassenhygiene“, wo unzählige Menschen getötet
wurden. Zu Kriegsende verübte Hugo Jury Selbstmord.

Baldur von Schirach, Gauleiter von Wien: Der Sprössling eines
deutschen Adelsgeschlecht arbeitete sich innerhalb der NSDAP bis zum
Reichsjugendführer hoch. Später übernahm er die Gauleitung von Wien.
Die Deportation abertausender Jüdinnen und Juden bezeichnete Schirach
wörtlich als „aktiven Beitrag zur europäischen Kultur“. In Nürnberg
wurde er zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Hubert Klausner, Gauleiter von Kärnten (bis 1939): Klausner galt als
wichtiger Parteistratege der Nazis für den „Anschluss“ Österreichs an
das Deutsche Reich. Der ehemalige Bundesheeroffizier übernahm später
auch die Gauleitung von Kärnten. 1939 starb er plötzlich an einem
Hirnschlag. Gerüchten zufolge könnte Huber Klausner auch einem
Giftanschlag der SS zum Opfer gefallen sein, da er parteiintern viele
Neider hatte.

Gustav Adolf Scheel, Gauleiter von Salzburg (ab 1941): Der gebürtige
Deutsche war zunächst Reichsstudentenführer und machte gleichzeitig
Karriere bei der SS. Als deren Funktionär war er für die Deportation
unzähliger Menschen im Elsass verantwortlich. Ab 1941 übernahm Scheel
die Gauleitung von Salzburg. Nach Kriegsende wurde der promovierte
Mediziner kurzfristig inhaftiert und arbeitete später als Arzt in
Hamburg.

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