• 17.09.2021, 10:01:20
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  • OTS0052

Internationale Lieferschwierigkeiten kosten Österreichs Wirtschaft bisher eine drei viertel Milliarde Euro

Österreich zur Jahresmitte aber weniger stark betroffen als Deutschland

Utl.: Österreich zur Jahresmitte aber weniger stark betroffen als
Deutschland =

Wien (OTS) - Im Zuge der COVID-19-Pandemie kam es seit Jahresbeginn
zu einem sprunghaften Anstieg der globalen Nachfrage bei
gleichzeitigen Veränderungen der Nachfragestruktur. Dies führte
weltweit zu Lieferverzögerungen, Materialknappheiten und
Preissteigerungen von bestimmten Rohstoffen und Zwischenprodukten. In
der Folge können in der heimischen Industrie aktuell bestehende
Aufträge trotz vorhandener freier Kapazitäten nicht im gewünschten
Ausmaß abgearbeitet werden. Laut Schätzung der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB) dämpfen diese Effekte die österreichische
Wirtschaftsleistung im zweiten und dritten Quartal 2021 um rund eine
drei viertel Milliarde Euro. Deutschland ist von den aktuellen
Materialengpässen mehr als doppelt so stark betroffen wie Österreich.
Die Schwierigkeiten werden bis ins Jahr 2022 andauern, danach ist mit
Aufholeffekten zu rechnen.

Folgen der COVID-19-Pandemie führen zu weltweiten
Lieferschwierigkeiten

Meldungen über Lieferkettenstörungen, Materialengpässe sowie
steigende Rohstoff- und Transportpreise nahmen in den letzten Wochen
prominente Plätze in den Wirtschaftsnachrichten ein. Die Ursachen
dieser Phänomene sind mannigfaltig und reichen von (1)
Einzelereignissen wie die sechstägige Blockade des Suezkanals, Hafen-
und Produktionsstillegungen aufgrund von Infektionen und
witterungsbedingten Produktionsausfällen, (2) einem starken
Nachfrageanstieg nach Ende der zweiten COVID-19-Infektionswelle
(insbesondere eine starke Nachfrage nach einzelnen Rohstoffen, wie
Holz und Elektronikartikel, v. a. Halbleiter und Chips) und (3) einer
geografischen Fehlallokation von Containern, die zu einem Anstieg der
Kosten für einen 12-Meter-Container von unter 2.000 USD im Sommer
2020 auf über 10.000 USD im September 2021 geführt haben, bis hin zu
(4) einem möglicherweise neu aufkommenden Superzyklus von im Zuge der
Klimawende benötigten Rohstoffen wie Kupfer und Stahl für den Bau
neuer Infrastruktur oder Aluminium, Nickel, Lithium und Kobalt zur
Produktion von Elektrofahrzeugen. Während für Deutschland zuletzt
eine Vielzahl an Abschätzungen der Auswirkungen veröffentlicht
wurden, lagen vergleichbare Schätzungen für Österreich bislang nicht
vor.

Lieferengpässe dämpften österreichische Wirtschaftsleistung bislang
um eine drei viertel Milliarde Euro

Die OeNB hat die Auswirkungen der Lieferschwierigkeiten und
Angebotsverknappungen auf das Wirtschaftswachstum mit zwei Modellen
geschätzt. Das erste Modell basiert auf dem Zusammenhang zwischen
Auftragseingängen und Industrieproduktion, die sich in den letzten
Monaten deutlich auseinanderentwickelt haben. Das zweite Modell
verwendet Informationen aus Unternehmensumfragen zu
Materialknappheiten in der Sachgüterindustrie, die zuletzt markant
angestiegen sind.

Für Österreich zeigen die Berechnungen, dass die Wirtschaftsleistung
aufgrund der Lieferengpässe im zweiten Quartal 2021 um 0,3 bis 0,4
Prozentpunkte und im dritten Quartal um 0,2 Prozentpunkte gedämpft
worden ist. Absolut betrachtet summiert sich der Verlust im zweiten
und dritten Quartal auf rund eine drei viertel Milliarde Euro.

Effekte in Deutschland doppelt so stark wie in Österreich

Den Schätzungen zufolge sind die Auswirkungen der Materialengpässe in
Deutschland rund doppelt so stark wie jene in Österreich. Dies
erklärt sich durch unterschiedliche Schwerpunkte innerhalb der
Industrie – primär die höhere Relevanz der Automobilbranche in
Deutschland, die besonders unter Engpässen bei Halbleitern leidet –
und durch die unterschiedliche Position der deutschen und
österreichischen Industrie innerhalb globaler Lieferketten. Während
die österreichischen Unternehmen in der Automobilbranche als
Zulieferer agieren, werden in Deutschland die Autos endgefertigt.
Kleinere Lieferausfälle und Verzögerungen in frühen Stufen der
Produktionskette entfalten oft starke Effekte an deren Ende. Darüber
hinaus könnten die stärkeren Effekte in Deutschland zum Teil auch
durch den in Deutschland stärker ausgeprägten Fachkräftemangel
bedingt sein.

Ausblick für das Jahr 2021

Wie der wöchentliche BIP-Indikator der OeNB von Anfang September
zeigt, schwankte das BIP im August um das Vorkrisenniveau und
entwickelte sich somit wie von der OeNB vor Sommerbeginn erwartet.
Somit bleibt die Konjunkturprognose der OeNB für 2021 aufrecht. Trotz
der dämpfenden Effekte der Lieferengpässe erwartet die OeNB eine
Zunahme der Wirtschaftsleistung Österreichs von rund 4 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. Sollten die weltweiten Lieferschwierigkeiten
nicht wie erwartet ab dem vierten Quartal 2021 abnehmen, würde dies
eine – wenn auch nur geringe – Abwärtsrevision der Prognose für das
Jahr 2021 zur Folge haben.

Aktuelle Ausarbeitung der OeNB zu den wirtschaftlichen Folgen der
COVID-19-Pandemie:
www.oenb.at/Publikationen/corona

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