Auch beim Schulstart: Volkshilfe unterstützt armutsbetroffene Schüler*innen finanziell
Hoher Bedarf bei Digitalisierung und kostenfreier Ganztagsbetreuung
Wien (OTS) - Der Bildungsfonds der Volkshilfe „Lernen.Möglich.Machen“ unterstützt seit April 2021 armutsbetroffene Kinder in ganz Österreich. 60 Prozent aller Ansuchen haben sich bisher auf die Anschaffung von digitalen Lerngeräten bezogen. Auch ein Mehrbedarf an kostenfreier Ganztagesbetreuung wird aus der Analyse des Fonds deutlich.
Der Bildungsfonds der Volkshilfe unterstützt armutsbetroffene Familien bei Kosten für Unterrichtsmaterialien, schulbezogenen Veranstaltungen, Ausgaben für Home Schooling, Laptop, PC und Nachhilfe. Die Ansuchen an den Bildungsfonds zeigen einen hohen Bedarf in den Bereichen Digitalisierung und kostenfreie Ganztagsbetreuung. Zwei Drittel der Ansuchen bezogen sich auf die technische Ausstattung der Kinder, wie Drucker, Laptop, Computer oder Tablet.
"Es darf nicht sein, dass Kinder ihre Aufgaben am Handy erledigen müssen. Die 150.000 von Bildungsminister Faßmann angekündigten digitalen Lerngeräte für den Herbst, erreichen nur die 5. und 6. Schulstufe und schließen damit Kinder unter 10 Jahren, deren Familien sich selbst kein Gerät leisten können, schon früh von gleichen Lernchancen aus. “, fasst Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, die aktuelle Lage kritisch zusammen.
Armutsbetroffene Familien: Angst vor dem Schulstart stets präsent
„Bei armutsbetroffenen Familien ist die Angst vor dem Schulstart immer präsent. Das zeigt sich auch in unseren Beratungsgesprächen, wenn Eltern von den schlaflosen Nächten schon Wochen vor Schulanfang oder vom – Zitat: Horror des Schulbeginns sprechen.“, sagt Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich.
Eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern schreibt in ihrem Ansuchen an den Bildungsfonds: „Ich hatte unsere Situation gut im Griff, dann kam Corona. Meine Kinder waren monatelang zu Hause, dadurch haben wir viel mehr verbraucht, Strom, Wärme, Lebensmittel. So bin ich wieder in die Schulden gerutscht. Corona hat für mich und meine Kinder viel zerstört. Mal Schule, mal daheim. Für das Home Schooling musste ich ein Tablet kaufen, damit meine Kinder auf die Edu-Page zugreifen können.“
Und ein Vater erzählt im Beratungsgespräch mit der Volkshilfe: „Mein älterer Sohn hat letztes Jahr auf das Gymnasium gewechselt. Wir haben dafür erst ein Tablet von der Schule ausgeborgt, aber die Aufgaben für seinen Informatikkurs kann er darauf nicht erledigen. Darum möchte ich ihm im Herbst einen Laptop besorgen. Außerdem ist sein Rucksack in diesem Jahr kaputt gegangen.“
Die durchschnittlichen Kosten, die Eltern pro Kind und Schuljahr aufbringen müssen, liegen laut letzter Erhebung der AK aus dem Jahr 2016 durchschnittlich bei 855 Euro. Die evidente Kostensteigerung der letzten Jahre, sowie der Mehraufwand durch das Home Schooling sind hier noch nicht berücksichtigt. Besonders teuer sind die Kosten für ein Kind in der AHS- oder BHS-Oberstufe mit 1176 Euro bzw. 1299 Euro.
„Diese Zahlen zeigen eine Dimension der Vererbung von Bildung in Österreich. Rund 5 Prozent der Familien der letzten Schulkostenerhebung gaben an, dass eines oder mehrere ihrer Kinder aus finanziellen Gründen nicht die gewünschte schulische Ausbildung ergreifen konnte. Die Volkshilfe fordert daher die Einführung einer Gesamtschule für alle 6 bis 14jährigen, um die strukturelle Diskriminierung von armutsbetroffenen Kindern zu verringern. Langfristig geht es um die soziale Absicherung der Kinder über die Einführung einer Kindergrundsicherung.“, so Fenninger abschließend.
Alle Informationen zum Bildungsfonds: www.kinderarmut-abschaffen.at
Spenden für den Bildungsfonds: Volkshilfe Solidarität IBAN AT77 6000 0000 0174 0400 Verwendungszweck: 42000068
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