• 05.08.2021, 09:03:33
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  • OTS0022

ÖAMTC: Abbiegeassistenten für Lkw im Vergleichstest (+ Grafik, + Fotos, + Video)

Vier von neun Nachrüstlösungen zur Detektion von Fußgängern und Radfahrern im Toten Winkel ungenügend

Utl.: Vier von neun Nachrüstlösungen zur Detektion von Fußgängern
und Radfahrern im Toten Winkel ungenügend =

Wien (OTS) - Unfälle zwischen Lkw und ungeschützten
Verkehrsteilnehmern (Vulnerable Road User – VRU) passieren im
Vergleich zu anderen Unfalltypen selten, enden aber zumeist
folgenschwer. "In den vergangenen fünf Jahren wurden jährlich rund
150 ungeschützte Verkehrsteilnehmer bei Kollisionen mit Lkw verletzt
– davon verunglückten 13 tödlich. Einige dieser Unfälle waren
Abbiegeunfälle, bei denen sich ein ungeschützter Verkehrsteilnehmer
im Toten Winkel des Lkw befand", sagt ÖAMTC-Verkehrstechniker David
Nosé. Unter Berücksichtigung des hohen Bestandes von rund 73.000
zugelassenen Lastkraftwagen (N2, N3) und Sattelzugfahrzeugen (Quelle:
Statistik Austria; Stand: 2020) sollen Lkw-Abbiegeassistenten helfen,
den Straßenverkehr besonders für VRU sicherer zu gestalten.

Nach folgenschweren Unfällen zwischen Lkw und VRU im Toten Winkel
rüsten viele Betreiber ihre Lkw-Fuhrparks mit Nachrüstsystemen von
Abbiegeassistenten aus bzw. gibt es entsprechende Förderungen. Erste
Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch Probleme mit der Erkennung
und mit Falschmeldungen durch diese Nachrüstsysteme. Der ÖAMTC hat
daher mit seinen Partnerclubs erstmals einen marktumfassenden
Vergleichstest von Abbiegeassistenzsystemen mit unterschiedlichen
Technologien (Ultraschall, Radar und Kamera) durchgeführt. Die
getesteten Systeme wurde dabei nacheinander auf einem Lkw mit 7,5
Tonnen zulässigem Gesamtgewicht montiert. Dabei erwiesen sich vier
von neun Nachrüstsysteme als ungenügend – lediglich zwei konnten mit
"gut" bewertet werden.

Probleme vor allem bei Erkennung von Radfahrenden sowie
Fehlwarnungen

Zu Problemen kam es vor allem bei den dynamischen Tests, bei dem sich
ein Radfahrer parallel zum fahrenden Lkw bewegte. Bei Systemen, die
nicht klassifizieren, also nicht zwischen statischen Objekten wie
Bäumen oder Verkehrszeichen und VRU unterscheiden können, trat eine
hohe Zahl an Fehlwarnungen auf. Kritisch ist auch der geringe
Sichtbereich, d. h. Radfahrer und Fußgänger, die sich weiter als 2,75
m entfernt vom Fahrzeug bewegten, wurden zumeist nicht detektiert.
Dies führt dazu, dass Lenker oft nicht oder nicht rechtzeitig gewarnt
werden. "Für die Praxis im Straßenverkehr sind weder Systeme mit
häufigen Fehlwarnungen noch mit Mängeln bei der Erkennung geeignet.
Vier der neun Testkandidaten wurden daher mit 'nicht genügend'
bewertet", erklärt der Verkehrstechniker des Mobilitätsclubs.

Zwei klassifizierende Kamerasysteme schnitten "gut" ab

Bei den zwei mit "gut" beurteilten Abbiegeassistenten handelt es sich
um Kamera-Systeme von EYYES und H3M. "Beides sind klassifizierende
Systeme. Dadurch können statische Objekte und ungeschützte
Verkehrsteilnehmer unterschieden werden und der Lenker wird nicht
fälschlicherweise gewarnt", erläutert David Nosé. Außerdem wird der
VRU bei nahezu allen Geschwindigkeiten, Abständen und Testvarianten
rechtzeitig erkannt und der Lkw-Lenker mittels eines differenzierten
optischen und akustischen Signals darauf aufmerksam gemacht.

Weiterentwicklung der Systeme unbedingt erforderlich

Grundsätzlich ist die Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten zu
begrüßen, da dies einen Beitrag leisten kann, VRU im städtischen
Verkehr besser zu schützen. Um einen Mehrwert in der Praxis zu
erzielen, ist aber eine Optimierung der Systeme notwendig. Der
Mobilitätsclub empfiehlt daher folgendes:

* Der Abdeckungsbereich, in dem ungeschützte Verkehrsteilnehmer
erkannt werden können, sollte vergrößert werden.

* Verdeckte Sicht (z. B. durch parkende Fahrzeuge) darf kein Problem
bei der Detektion darstellen.

* Um die Häufigkeit von Falschmeldungen zu reduzieren, darf nicht die
Funktionalität und der Wirkbereich reduziert werden. So sollten die
Systeme den Radfahrer nicht nur erkennen, wenn er den Lkw überholt,
sondern auch wenn beide mit gleicher Geschwindigkeit nebeneinander
fahren oder der Lkw den Radfahrer überholt.

* Lkw-Abbiegeassistenten sollten zwischen einem Informations- und
Warnsignal unterscheiden können. So kann der Lkw-Lenker gezielt
gewarnt werden, wenn Kollisionsgefahr besteht. Das Warnsignal darf
dabei jedoch nicht allein von einem aktiven Blinker abhängig sein.

* Das Assistenzsystem sollte klar signalisieren, wenn es nicht mehr
voll funktionstüchtig ist, damit sich der Lenker nicht
fälschlicherweise auf das System verlässt.

ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé resümiert: "Beim Kauf eines
Lkw-Abbiegeassistenten sollte man ein klassifizierendes System
wählen, das zwischen ungeschützten Verkehrsteilnehmern und statischen
Objekten unterscheiden kann. Zu empfehlen sind ausschließlich solche
Systeme, die keine Fehlwarnungen während der Fahrt im realen
Straßenverkehr generiert haben. Denn häufige Fehlauslösungen
reduzieren das Vertrauen des Lenkers in das System."

Auch der ÖAMTC selbst hat bereits alle seine Abschleppfahrzeuge mit
Abbiegeassistenten ausgerüstet.

Aviso an die Redaktionen:
Fotos und eine Grafik zu dieser Aussendung stehen unter
www.oeamtc.at/presse zum Download zur Verfügung. Ein Video steht auf
der APA-Videoplattform unter http://videoservice.apa.at im Channel
OEAMTC oder auf Anfrage zur Verfügung.

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