- 01.07.2021, 10:00:01
- /
- OTS0075
AK Klimadialog: Grünes Gas für alles?
Grünes Gas wird eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung einnehmen. Doch seine Potentiale sind beschränkt- man muss daher Schwerpunkte setzen und den Strukturwandel nutzen.
Utl.: Grünes Gas wird eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung
einnehmen. Doch seine Potentiale sind beschränkt- man muss
daher Schwerpunkte setzen und den Strukturwandel nutzen. =
Wien (OTS) - In den kommenden Jahren steht ein massiver Umbau unserer
Energieversorgung an. Große Mengen an fossilen Energieträgern wie
Erdgas und fossile Treibstoffe, müssen durch klimaneutrale
Alternativen ersetzt werden. Biomethan aus Biomasse und grüner
Wasserstoff, der durch Einsatz von erneuerbarem Strom im
Elektrolyseverfahren gewonnen wird, werden dabei eine wichtige Rolle
spielen.
Die beiden BOKU-Wissenschaftler, Johannes Schmidt und Sebastian
Wehrle stellen im Rahmen des AK-Klimadialogs ihre Studie „Edelsprit
für alles? - Bedarf und Angebot an Grünen Gasen in Österreich“ vor.
Die Grenzen von Biomethan und Wasserstoff
Das Potential an ungenutzten Roh- und Reststoffen, die für die
Erzeugung von Biomethan herangezogen werden können, ist beschränkt.
Möchte man große Mengen an Biomethan erzeugen, so kommt man rasch in
Konflikt mit der Lebens- und Futtermittelproduktion. Für die
Produktion großer Wasserstoffmengen braucht es außerdem viel
zusätzlichen, erneuerbaren Strom.
Grüne Gase nur, wenn nichts Anderes geht
„Wegen ihrer hohen Kosten und ihres hohen Flächenbedarfs sollten
Grüne Gase nur dort eingesetzt werden, wo es keine effizientere
Alternative gibt. In vielen Fällen ist der direkte Einsatz von Strom,
dem Einsatz von Grünem Gas vorzuziehen. Dies gilt vor allem für die
private Wärmeversorgung und den Individualverkehr“, so Studienautor
Sebastian Wehrle. Wasserstoff und Biomethan sollte in erster Linie
dort eingesetzt werden, wo sie für die Dekarbonisierung notwendig
sind, etwa in der Stahlerzeugung, der chemischen Industrie oder beim
Schwerverkehr. Als Energiespeicher, um Stromüberschüsse aus dem
Sommer in den Winter zu bringen, wird Wasserstoff in Kombination mit
Fernwärme- Gaskraftwerken auch eine wichtige Rolle spielen.
Energienetze zukunftsfit machen
Wenn mehr Strom und Grünes Gas genutzt werden, muss man andere
Energienetze (wie Erdgas) entsprechend anpassen. „Wir müssen das
Gasnetz zukunftsfit machen, und darüber nachdenken, was wir künftig
brauchen werden und was nicht. Führen wir eine ehrliche und offene
Debatte darüber, was Grünes Gas leisten kann und wo seine Grenzen
sind. Zu hohe Erwartungen könnten uns dazu verleiten, an Strukturen
festzuhalten, die wir für Grünes Gas gar nicht brauchen und die uns
länger als nötig vom Erdgas abhängig machen,“ betont
AK-Energieexperte, Josef Thoman.
Strukturwandel, der Beschäftigung schafft
Gleichzeitig müssen Strom-, Wasserstoff- und Wärmenetze in den
kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. „Das bietet neue
Jobchancen. Diese müssen wir im Sinne von „Just Transition“, also
einem gerechten Strukturwandel, für die Menschen nutzen,“ so Thoman.
Öffentliche Hand statt privater Haushalte
Im Mittelpunkt müssen die soziale Dimension und die Leistbarkeit
stehen - besondere für private Haushalte. Aber es gilt auch die
Notwendigkeit der Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie zu
berücksichtigen. Zusätzlich braucht es einen rechtlichen Rahmen, der
durch klare Vorgaben Rechtssicherheit für die notwendigen
Investitionen schafft und das Risiko für Fehlinvestitionen minimiert.
Diese Transformation kostet viel Geld und diese Kosten müssen gerecht
verteilt werden: „Dass eine kleine Gruppe, wie die Gaskunden, für die
Förderung von Grünen Gasen und damit für die Dekarbonisierung der
Industrie zahlen soll, ist absurd,“ sagt Thoman. Er sieht die Politik
am Zug und betont, dass öffentliche Mittel für Biomethan und
Wasserstoff notwendig sind.
Politik bei Grün-Gas-Strategie gefordert
Mit der heute präsentierten Studie will die Arbeiterkammer einen
Beitrag zu einer faktenbasierten Diskussion über Grüne Gase leisten –
ohne Denkverbote aber auch ohne Illusionen. Denn Förderungen alleine,
werden für einen echten Strukturwandel nicht ausreichen.
Alle weiteren Informationen unter
https://www.arbeiterkammer.at/gruenesgas
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AKW






