- 21.06.2021, 10:01:47
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28. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums
Wien (OTS) - Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) legte in seiner
28. Sitzung am 18. Juni 2021 den Schwerpunkt auf die Entwicklung der
systemischen Risiken aus der Finanzierung von Wohnimmobilien privater
Haushalte. Das FMSG blieb zudem bei seiner Empfehlung, den
Antizyklischen Kapitalpuffer mit 0% festzulegen.
Systemische Risiken aus der Wohnimmobilienfinanzierung
Das Gremium hat die systemischen Risiken aus der
Wohnimmobilienfinanzierung privater Haushalte in seiner 28. Sitzung
ausführlich diskutiert und festgestellt, dass diese gestiegen sind.
Sowohl das Wachstum der Immobilienkredite an private Haushalte
(Jahreswachstum von +6,6% im April 2021) als auch jenes der
Wohnimmobilienpreise (Jahreswachstum von +12,3% im ersten Quartal
2021) haben deutlich an Dynamik gewonnen. Diese Entwicklungen in
Österreich sind auch im europäischen Vergleich auffällig. Aus diesen
Faktoren ergeben sich Hinweise auf eine zunehmende Überhitzung des
Wohnimmobilienmarktes, welche im Falle von Preiskorrekturen in der
Vergangenheit in zahlreichen Ländern häufig zu nennenswerten
Wohlstandsverlusten geführt hat. Begünstigt werden diese
Entwicklungen durch sehr niedrige Kreditzinsen und einen hohen
Wettbewerb zwischen den Kreditgebern, was zu deutlich sinkenden
Margen und einer steigenden Risikotoleranz bei Immobilienkrediten
geführt hat. Das Gremium hat anhand des neuen Meldewesens zur
privaten Wohnimmobilienfinanzierung evaluiert, inwieweit die Banken
die vom FMSG beschlossene quantitative Leitlinie aus der 17. Sitzung
am 21. September 2018 – in der Regel ein Eigenfinanzierungsanteil von
mindestens 20%, Laufzeiten von höchstens 35 Jahren und
Schuldendienstquoten von höchstens 30% bis 40% des Nettoeinkommens –
in ihrer Immobilienkreditvergabe berücksichtigt haben. Der Anteil mit
überhöhten Schuldendienst- und Beleihungsquoten ist erheblich und
gegenüber dem Schnitt der letzten fünf Jahre weiter gestiegen. Für
die Sicherstellung der Finanzmarktstabilität und die Adressierung der
Systemrisiken einer kreditgetriebenen Immobilienpreisblase erachtet
das Gremium eine Verbesserung der Kreditvergabestandards –
insbesondere der erwähnten Schuldendienst- und Beleihungsquoten – als
notwendig. Das Gremium fordert die Banken nochmals zur Einhaltung
dieser wesentlichen Leitlinie auf.
Empfehlung zum Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP)
Das FMSG empfiehlt der FMA, den AZKP weiterhin bei 0% der
risikogewichteten Aktiva – gültig ab dem 1. Oktober 2021 – zu
belassen. Die seit dem zweiten Quartal 2020 positive Lücke zwischen
dem Verhältnis von Kreditvolumen und Bruttoinlandsprodukt und dessen
Trend geht weiterhin auf den starken Rückgang des
Bruttoinlandsprodukts in Folge der COVID-19-Pandemie zurück. Das
Wachstum des für den AZKP relevanten breiten Kreditaggregats ist
weiterhin als nicht exzessiv einzustufen. Während das Wachstum der
Unternehmenskredite bis zum April 2021 auch wieder zurückgegangen
ist, stieg jenes der Immobilienkredite an private Haushalte in den
ersten Monaten 2021 allerdings deutlich an. Auch unter den weiteren
vom FMSG für die Beurteilung der Risiken aus dem Kreditzyklus
herangezogenen Indikatoren sind jene mit Immobilienbezug auffällig
geblieben: Die durchschnittlichen Risikogewichte der hypothekarisch
besicherten Kredite befinden sich auf historisch niedrigem Niveau,
der Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien zeigt eine deutliche
Überbewertung an, und die Verschuldungsquote der privaten Haushalte
ist gestiegen.
Informationen zum FMSG
Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine Aufgabe
ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter
des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats, der
Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das FMSG
kann insbesondere Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und
Risikohinweise abgeben.
Link: Risikohinweise und Empfehlungen 2021:
https://www.fmsg.at/publikationen/risikohinweise-und-empfehlungen/202
1.html
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