Für Österreich und Osteuropa avancierte die Volksrepublik zur wichtigsten Bezugsquelle von Medizin- und Hygieneprodukten. Die Importe vervielfachten sich teilweise.
Während in Österreich und den umliegenden EU-Mitgliedsstaaten Osteuropas die Handelsströme in der Covid-Pandemie insgesamt stark rückläufig waren, florierte der Import von Medizintechnik und Hygieneprodukten. „Hauptprofiteur war dabei eindeutig die Volksrepublik China“
, sagt Oliver Reiter, Ökonom am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). So sanken die Importe nicht-medizinischer Güter vergangenes Jahr in den 12 untersuchten Staaten um kumuliert 26,4 Mrd. Euro. Die Einfuhr von Corona-relevanten Erzeugnissen (nach EU-Definition) stieg dagegen um 11,5 Mrd. Euro.
Reiter hat sich auf Basis der EU-Handelsdatenbank COMEXT die Importe und Exporte Österreichs und seiner 11 ostmitteleuropäischen Nachbarn seit Beginn der Pandemie angesehen. Fazit: In keinem der 12 untersuchten Länder erreichte das Handelsvolumen 2020 jenes aus dem Jahr 2019, also vor Ausbruch der Krise. Nur Lettland konnte seine Exporte gegenüber 2019 mit +0,7% marginal steigern.
Rasantes Wachstum bei Importen aus China
Die Importe von Corona-relevanten Gütern wie medizinischer Ausrüstung, Gesichtsmasken oder Desinfektionsmitteln explodierten hingegen geradezu in vielen dieser Staaten. Primäres Herkunftsland war China. Österreichs Importe von Hygiene- und Medizinprodukten aus China wuchsen 2020 um rund 179% von 325 Millionen Euro auf 905 Millionen Euro, die von Spitzenreiter Ungarn sogar um 372%. Auch Lettland (+269%), Rumänien (+220%) und Litauen (+210%) deckten ihren Bedarf hauptsächlich in der Volksrepublik (siehe Grafik hier zum Download).
„Begünstigt wurden die chinesischen Exporte zweifellos auch durch das Aussetzen von Zöllen auf Einfuhren aus Drittstaaten durch die EU-Kommission nach Ausbruch der Pandemie, was absolut richtig und notwendig war“
, erklärt Reiter. Die Kommission erlaubte den zollfreien Import von fast 100 Produkten zur Covid-Bekämpfung, von Einweghandschuhen und Desinfektionsmitteln über medizinische Instrumente wie Elektrokardiographen bis hin zu Beatmungsgeräten.
Große Abhängigkeit
„Die massiv gestiegenen chinesischen Exporte von medizinischer Ausrüstung nach Österreich und Ostmitteleuropa verdeutlichen aber auch unsere große Abhängigkeit von China in diesem Bereich“
, analysiert Reiter. „Gleichzeitig hat uns China in der Pandemie aber auch massiv geholfen, weil wir in Europa die erforderlichen Produktionskapazitäten offenkundig nicht schnell genug aufbauen konnten“
, so Reiter.
Die gesamte wiiw-Analyse von Oliver Reiter hier zum Download.
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