- 27.04.2021, 09:15:01
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Ärztekammer warnt vor Kernkraft als klimaneutrale Energiealternative
Radioaktiver Müll muss irgendwo gelagert werden – „Tschernobyl und Fukushima können sich jederzeit wiederholen“
Utl.: Radioaktiver Müll muss irgendwo gelagert werden – „Tschernobyl
und Fukushima können sich jederzeit wiederholen“ =
Wien (OTS) - Bezugnehmend auf das Tschernobyl-Reaktorunglück, das
sich dieser Tage zum 35. Mal jährt, warnt die Ärztekammer davor,
Kernkraft als klimaneutrale Energiegewinnungsalternative zu
propagieren. So ist derzeit beispielsweise geplant, eine Million
Tonnen verstrahltes und kontaminiertes Wasser aus dem zerstörten
Atomkraftwerk Fukushima ins Meer abzulassen – mit unabsehbaren Folgen
für Tier und Mensch, „und das weltweit“, wie der Referent für
Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Piero Lercher, betont. ****
Am 11. März 2011 löste ein Seebeben und ein anschließender
Tsunami eine Kernschmelze in den Reaktoren in Fukushima aus. Selbst
die japanische Atomaufsichtsbehörde ordnete die Ereignisse auf der
Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse mit der
Höchststufe 7 („katastrophaler Unfall“) ein. Bei der Havarie trat
unter anderem auch radioaktiv verseuchtes Kühlwasser aus, das sich in
der Folge mit dem Grundwasser vermischte, das abgepumpt werden
musste. Der Betreiber Tokyo Electric Power Company - TEPCO verwendete
es, um drei Reaktoren zu kühlen, die weiterhin heiß sind. Mehr als
1,2 Millionen Tonnen Wasser werden aktuell in 1020 Tanks gelagert.
Die japanische Regierung und die Betreiber wollen nun das
verseuchte Wasser auf dem Gelände behandeln lassen, um die
Wirksamkeit von radioaktiven Substanzen auf ein zulässiges Maß zu
verringern. „Wenn man die Halbwertszeit betrachtet, die je nach
Isotop bis zu Zig- oder sogar Hunderttausende Jahre betragen kann,
muss man sich fragen, welche ‚Behandlung‘ hier das Wasser erfahren
soll, bevor es ins Meer eingeleitet wird“, so Lercher.
Da Meere keine Grenzen hätten, gelange die „verstrahlte Brühe“
auch in internationale Gewässer, „und deshalb können und müssen alle
Staaten der Welt hier mitreden, auch wenn sie, wie Österreich, keinen
Meereszugang haben“. Schließlich bildeten Meerestiere den
Hauptbestandteil einer ärztlich propagierten, gesunden Ernährung, und
so kämen kontaminierte Nahrungsmittel auch auf den Speiseteller der
Österreicherinnen und Österreicher, warnt Lercher.
Am 25. März 2011 wurde zudem die Kühlung aller Reaktoren und
Abklingbecken in Fukushima schrittweise von Meer- auf Süßwasser
umgestellt, vor allem um weitere Schäden durch Salzablagerungen zu
vermeiden. Auch dieser Schritt beleuchtet laut Lercher den „nuklearen
Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass von den weltweiten Wasseranteilen
das Meerwasser 99,7 Prozent, der Süßwasseranteil und damit unser
Trinkwasser hingegen lediglich 0,3 Prozent beträgt“.
Lercher kritisiert, dass kernkraftfreundliche Wissenschafter nach
wie vor die Langzeitfolgen, insbesondere das erhöhte Krebsrisiko,
hinunterspielten. Dabei käme ihnen zugute, dass Krebs oftmals ein
multifaktorieller, pathologischer Vorgang sei, der nicht immer auf
nur eine Ursache reduziert werden könne: „Dass radioaktive Strahlung
zu genetischen Mutationen führt, ist jedoch unbestritten und
anerkannt.“
Ebenso absurd ist für Lercher das Argument, dass Kernkraft
klimaneutral oder sogar klimafreundlich sei. Hier werde die Tatsache
außer Acht gelassen, dass letztendlich radioaktiver Müll entsteht,
der irgendwo auch gelagert werden muss. Damit aber sei das Risiko
einer weiteren nuklearen Katastrophe nicht von der Hand zu weisen,
warnt Lercher. (hpp)
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