Innsbruck (OTS) - Reklame allein reicht nicht, um junge Tiroler für
ein Engagement in der Kommunalpolitik zu gewinnen. Die Bezüge, allen
voran jene der Bürgermeister, gehören angehoben, soziale Absicherung
gewährleistet. Auch die Bevölkerung ist gefordert.
Von Benedikt Mair
Sie tragen gern Verantwortung? Und wenn eine Entscheidung nicht
passt, wem auch immer, macht es Ihnen nichts aus, zur Verantwortung
gezogen zu werden, oft vor Gericht? Es bereitet Ihnen Freude, mit
Summen in der Höhe von Millionen Euro zu jonglieren, für jeden Cent
zu bürgen und dabei selbst nur ein maximal durchschnittliches Salär
zu erhalten? Die Aussicht darauf, beschimpft, bedroht oder gar
körperlich angegriffen zu werden, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die
Woche, spornt Sie an? Dann sollten Sie sich um einen der 279
Bürgermeisterposten in Tirol bewerben.
Dass es in der heimischen Kommunalpolitik Nachwuchssorgen gibt,
verwundert bei so einem Berufsprofil nicht. Junge sind vor allem im
Amt des Rathauschefs oder der Rathauschefin Mangelware – rund drei
Viertel der Posten sind mit Menschen besetzt, die älter als 50 Jahre
sind. Einige wollen bei den Wahlen im Februar 2022 nicht mehr
antreten. Land Tirol, Gemeindeverband und GemNova sehen deshalb
Handlungsbedarf und haben die Initiative „Gemeindeschmiede“ ins Leben
gerufen. Jugendliche, Männer und Frauen im Alter zwischen 15 und 30
Jahren sollen für die Arbeit für die Allgemeinheit in den Dörfern und
Städten begeistert werden.
Bürgermeister ist ein unattraktiver Job, welcher höchstens Idealisten
ideal erscheint. Gestalten, etwas für die Allgemeinheit tun – schön
und gut, aber zu diesem Preis? Dass viele Junge sich dagegen
entscheiden, verwundert nicht. Wollen die Verantwortlichen, dass
Tirols Gemeindeämter, hauptsächlich in den kleinen Kommunen, nicht in
wenigen Jahren verwaist sind, muss mehr als nur eine Werbekampagne
her. Reklame alleine reicht nicht.
Die Bezüge gehören angehoben, harmonisiert mit den Verpflichtungen,
die oft jenen eines Managers in einem mittelgroßen Unternehmen
gleichen. Geld ist zwar nicht alles, kann aber immerhin ein Anreiz
sein, kompetente Männer und Frauen für die Politik zu begeistern. Das
sollte es der Gesellschaft wert sein. Zudem hapert es bei der
sozialen Absicherung. Dass Bürgermeister selbst für ihre
Pensionsversicherung aufzukommen haben und das nicht die öffentliche
Hand übernimmt, gehört längst überdacht.
Schließlich ist die Bevölkerung selbst gefordert. Immer wieder
berichten Dorfchefs von Anfeindungen und Untergriffen – gegen sich
und ihre Familien –, die in den vergangenen Jahren zugenommen haben
und sie ans Aufgeben denken lassen. Ein respektvoller Umgang ist
Basis für eine zukunftsfähige Politik auf Gemeindeebene.
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