• 02.04.2021, 15:17:32
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Neue Wildkatzennachweise im Thayatal

Nationalpark Thayatal stellt Wildkatzen-Migrationskorridore im Wald- und Weinviertel vor

Utl.: Nationalpark Thayatal stellt Wildkatzen-Migrationskorridore im
Wald- und Weinviertel vor =

St. Pölten (OTS/NLK) - Der Nationalpark Thayatal gilt als Wiege der
Europäischen Wildkatze in Österreich. Seit 2007 wurde hier mehrmals
die scheue Waldbewohnerin mittels Lockstöcken ausgeforscht. Seit
Jänner 2021 mehren sich nun wieder die Nachweise mittels
Fotofallenbilder. Auch aus der 75 km weit entfernten Wachau liegen
zahlreiche Bestätigungen der Wildkatze vor. Forscher haben nun die
Wanderrouten der Wildkatze zwischen dem Thayatal und der Wachau
analysiert. LH-Stellvertreter Pernkopf: „Neue Aufnahmen geben nun
eindeutige Nachweise über das scheue und seltene Tier.“

Ein Foto einer Katze auf einem Baum bei Groß-Pertholz im Waldviertel
machte 2003 den Anfang und legte den Grundstein für das
Wildkatzen-Interesse im Nationalpark Thayatal. 2006 startete
Nationalparkdirektor Christian Übl als damaliger
Forschungsmitarbeiter ein erstes Forschungsprojekt im Thayatal bei
Hardegg. Mittels Baldrian-Lockstöcke sollten Wildkatzen angelockt und
durch gentechnische Analysen ausgeforscht werden. Bereits im Frühling
2007 folgten die ersten Nachweise im grenzüberschreitenden
Schutzgebiet. Die Ausforschung der Wildkatze im Thayatal erregten
damals österreichweit großes Aufsehen, auch in anderen Bundesländern
wurden in der Folge Erhebungen durchgeführt.

Weitere positive Bestätigungen in den Jahren 2008, 2009, 2011, 2013,
2014 und 2018 (letztere aus der Umgebung des Nationalparks) anhand
genetischer Nachweise bzw. mittels Fotofallenbilder folgten. Seit
Herbst 2020 kann sich nun das Forschungsteam im Thayatal im Rahmen
des österreichisch-tschechischen INTERREG-Projektes „Connecting
Nature AT-CZ“ über weitere kräftige Lebenszeichen der Wildkatze
freuen: „Einem Fotofallenbild aus dem Nationalpark-Umfeld im November
folgten mehrere Aufnahmen im Jänner, Februar und März 2021, die
unsere Wildkatzenforscher Thomas Einsiedl und Projektleiter David
Freudl mittels Fotofallen festhalten konnten. Aufgrund ihrer
charakteristischen Zeichnung am Rücken waren die Tiere eindeutig als
Wildkatze zu bestimmen. Die genetische Analyse der Haarproben durch
die Wildtiergenetik Senckenberg in Deutschland hat das Ergebnis
bereits bestätigt. Es ist das erste Mal, dass wir die Wildkatze in so
regelmäßigen Abständen bei unseren Lockstöcken nachweisen konnten!“
so Nationalparkdirektor Christian Übl.

„Der Nationalpark Thayatal ist gemeinsam mit der Wachau und dem
Vorkommen in Kärnten ein Hot Spot der Wildkatzenverbreitung in
Österreich. Die Wildkatze galt lange Zeit in Österreich als
ausgestorben oder verschollen. Die aktuellen Nachweise der scheuen
Waldbewohnerin im nordöstlichen und südlichen Waldviertel, zeigen die
Bedeutung Niederösterreichs als herausragendes Naturland in
Österreich! Für den weiteren Erhalt und die Förderung der
Wildkatzenpopulationen ist es wichtig, dass es eine intakte
Vernetzung ihrer Lebensräume gibt!“ freut sich LH-Stv Stephan
Pernkopf als zuständiger Naturschutzlandesrat über die jüngsten
Erfolge der Wildkatzenforschung im Thayatal.

In der Wachau wurde 2013 erstmals die Wildkatze bei Weißenkirchen
durch einen Totfund nachgewiesen. Weitere Bestätigungen aus der
Wachau folgten in den Jahren 2014, 2016, 2017 und 2018. Hier arbeitet
Wildkatzenexperte Peter Gerngross von der Plattform Wildkatze an der
Ausforschung der Wildkatze: „Bei den jüngsten genetischen Analysen
von Haarproben aus den Jahren 2019 und 2020 konnten wir insgesamt
sechs Individuen unterscheiden. Da hier auch enge
Verwandtschaftsverhältnisse bestätigt wurden, steht fest, dass es
sich dabei um eine kleine Population handelt!“

Im Rahmen des INTERREG Central Europe-Projektes „Magic Landscapes“
nahmen die Nationalparkmitarbeiter die Ergebnisse aus der Wachau zum
Anlass, mögliche Wanderrouten der Wildkatzen zwischen Wachau und
Thayatal auszuforschen. Der Kärntner Wildbiologe Horst Leitner hat
dazu die Waldkorridore zwischen der Wachau und dem Thayatal
untersucht und dabei jene Einflussfaktoren analysiert, welche das
Wanderverhalten der Wildkatzen beeinflussen. „Die scheuen Katzen
wandern gerne verborgen im Schutz der Wälder. Der Wald bietet
ausreichend Versteckmöglichkeiten und es gibt genügend Bäume, auf die
sie bei Gefahr flüchten können. Große offene Flächen meidet die
Wildkatze, ebenso menschliche Siedlungen. Stark frequentierte Straßen
stellen ebenso eine Barriere dar, wie breite Flüsse wie zum Beispiel
die Donau. Die Daten wurden in ein Rechenmodell eingespeist und
führten zur Ausweisung von Korridoren, die als ideale Wanderrouten
für Tiere zu sehen sind. Hier stoßen sie auf den geringsten
Raumwiderstand!“. Andere Wildtierarten wie das Rotwild oder der Dachs
nutzen ebenfalls diese Waldverbindungen für ihre Wanderungen.

An fünf Standorten entlang der Waldkorridore im Waldviertel sowie an
drei weiteren im Weinviertel führen Freiwillige Untersuchungen mit
Lockstöcken durch, um mögliche Wanderbewegungen auszuforschen.
Derzeit stehen hier die Nachweise allerdings noch aus. Projektleiter
David Freudl möchte die Forschung nach dem Ende des Projektes
„Connecting Nature AT-CZ“ weiterführen und verweist auf den Abschluss
der bisherigen Untersuchung: „Wir warten gespannt auf die genetische
Detail-Analyse der gesammelten Haarproben, denn so lässt sich eine
tatsächliche Verbindung der Wildkatzenpopulation in der Wachau mit
dem Thayatal darstellen!“

Die Wildkatzenforschung im Nationalpark Thayatal und entlang der
Migrationskorridore im Wald- und Weinviertel wird im INTERREG V-A
Österreich-Tschechische Republik Programm, im Rahmen des Projektes
„Connecting Nature AT-CZ“ umgesetzt und finanziell unterstützt.

Die Analyse der Migrationskorridore der Europäischen Wildkatze wurde
im INTERREG Central Europe Programm, im Rahmen des Projektes
„MaGICLandscapes“ umgesetzt und finanziell unterstützt.

Nähere Informationen: Nationalpark Thayatal, 2082 Hardegg,
office@np-thayatal.at, 02949/7005, www.np-thayatal.at

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