Grüne fordern weiterhin Umbenennung des Dusika-Stadions nach Stephanie Endres
„Es ist mir völlig unverständlich, warum die Wiener SPÖ darauf beharrt, dass das nach dem Nationalsozialisten und Arisierungsprofiteur benannte Dusika-Stadion weiterhin so heißen soll und sie den entsprechenden Antrag auf Umbenennung aufgeschoben hat“, reagiert die Grüne Gemeinderätin und Kultursprecherin Ursula Berner verärgert auf das heutige Abstimmungsverhalten der SPÖ im zuständigen Unterausschuss für Verkehrsflächenbenennungen. Der Antrag auf Umbenennung wurde auf nach dem Neubau des Stadions vertagt.
Das Argument der SPÖ, dass das Stadion bald abgerissen werde, lässt Berner nicht gelten: „Die vom Bezirk gewünschte Umbenennung nach Stephanie Endres, einer Pionierin und Förderin des Frauenbreitensports, wäre ein Signal der Stadt Wien gewesen, dass zur nationalsozialistischen Vergangenheit ein deutlicher Kontrapunkt gesetzt und einer verdienstvollen Frau endlich die ihr zustehende Ehre zuteilwird.“ Bis zum Neubau eines neuen Stadions – und damit einer Umbenennung – werden jetzt noch Jahre vergehen.
Auch der stellvertretende Grüne Bezirksvorsteher Bernhard Seitz zeigt sein Missfallen über das heutige Abstimmungsverhalten der SPÖ: „Der Antrag auf Umbenennung in ‚Stephanie-Endres-Hallenstadion‘ wurde bereits 2015 in der Bezirksvertretung Leopoldstadt mit den Stimmen von SPÖ und Grünen beschlossen, fast sechs Jahre verschleppt, um jetzt alles beim Alten zu belassen. Das empfinde ich als Frotzelei, zumal aus der Stadt-SPÖ zuvor immer positive Signale in Richtung einer Umbenennung gekommen sind.“
Die erinnerungspolitische Sprecherin der Grünen Leopoldstadt und Historikerin Andrea Stangl betont, wie problematisch es sei, weiterhin an Dusika als Namenspaten festzuhalten: „Franz ‚Ferry‘ Dusika war bereits vor 1938 Mitglied der NSDAP, war SA-Oberscharführer und war auch persönlich Profiteur des NS-Regimes, indem er ein arisiertes Radgeschäft übernahm. Die Absetzung eines Radsportfunktionärs befürwortete Dusika, indem er diesen als ‚Judenmischling‘ diffamierte. Dusika betätigte sich auch als wüster Kriegstreiber und bezeichnete die ‚Feinde‘ von Nazi-Deutschland als ‚Legionen von Negern und Wilden‘. Dass Stadtrat Hacker nicht einmal ausschließen will, auch ein neu erbautes Stadion wieder nach Dusika zu benennen, ist außerordentlich verstörend.“
Berner, Seitz und Stangl verweisen zudem auf die Ergebnisse der von der Stadt Wien eingesetzten Historiker*innenkommission, die Dusikas Involvierungen im Nationalsozialismus auf insgesamt zehn Seiten listet. „Das sollte eigentlich reichen, um Ehrenbezeugungen für Dusika sofort zu unterlassen und stattdessen eine verdienstvolle Frau, die noch dazu politisches Opfer des Austrofaschismus wurde, indem sie ihrer Funktionen enthoben wurde, vor den Vorhang zu holen.“
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