- 08.03.2021, 13:33:20
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Pflegende Angehörige, die mit ihren Tätigkeiten zufrieden sind, fühlen sich gesünder
Neue Studie der FH Krems
Utl.: Neue Studie der FH Krems =
St. Pölten (OTS) - Bei der Pflege von Angehörigen oder nahestehenden
Personen ist es wichtig, auch auf sich selbst zu achten und
Tätigkeiten durchzuführen, die Kraft und Wohlbefinden bringen.
Pflegende Angehörige, die mit ihren Tätigkeiten zufrieden sind,
zeigen weniger Anzeichen einer Depression, sind weniger ängstlich und
gestresst. Das zeigt eine neue Studie der FH Krems.
In Österreich pflegt etwa jeder vierte Haushalt Familienangehörige,
Freunde oder Bekannte, darunter etwa Kinder mit
Entwicklungsstörungen, Demenz-Betroffene oder Personen mit einer
neurologischen Erkrankung. „Pflegende Angehörige sind ein
essenzieller Bestandteil der Gesundheitsversorgung in Österreich.
Ihre Gesundheit zu fördern und zu erhalten, ist besonders wichtig,
damit sie in der Lage sind, die Pflege und Betreuung ihrer Lieben
aufrecht zu erhalten“, so NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Martin
Eichtinger.
Die Pflege von Angehörigen kann physisch und psychisch belasten und
Einschränkungen bei den eigenen Tätigkeiten mit sich bringen.
„Aufgrund der Corona Pandemie erleben Menschen weltweit, wie es ist,
geliebte oder besonders wichtige Tätigkeiten nicht wie gewohnt
ausführen zu können“, erläutert Mona Dür, Projektleiterin dieser
Studie und Studiengangsleiterin für Angewandte
Gesundheitswissenschaften an der IMC FH Krems. Sie hat mit ihrem Team
untersucht, wie es pflegenden Angehörigen in Österreich geht. Eine
wesentliche Rolle dabei spielt die Betätigungsbalance.
Betätigungen bzw. Tätigkeiten haben Einfluss auf Gesundheit und
Wohlbefinden. Die Betätigungsbalance beschreibt, wie zufrieden ein
Mensch mit der Mischung aller seiner täglichen Aktivitäten ist. Dazu
zählen die Tätigkeiten im Beruf (z.B. im Büro) genauso wie die in der
Familie (z.B. Pflege von Angehörigen), im Haushalt (z.B. Wäsche
waschen) und auch jene zur Erholung (z.B. Musik hören oder Schlafen).
Menschen mit guter Betätigungsbalance sind zufriedener. Menschen mit
niedriger Betätigungsbalance sind unzufriedener. Die
Betätigungsbalance ist übrigens ein Konzept aus der Ergotherapie.
Bisher gab es kein verlässliches und sicheres Messinstrument, das
diese Betätigungsbalance bei pflegenden Angehörigen erheben konnte.
Mona Dür von der IMC FH Krems hat im Rahmen eines Forschungsprojekts
der Medizinischen Universität Wien gemeinsam mit ihren Kolleginnen
dazu den OBI-Care-Fragebogen (OBI-Care steht für Occupational Balance
in Informal Caregivers) entwickelt. Der Fragebogen wurde im Rahmen
eines Projekts zur Betätigungsbalance von Eltern von Frühgeborenen an
der Medizinischen Universität Wien entwickelt, das vom Rahmen-Pharma
Vertrag, Ergotherapie Austria und dem Verein „Unser Kind“
teilfinanziert wurde. Bei der Validierung des Fragebogens gab es eine
Kooperation mit der IMC FH Krems.
Dür empfiehlt, dass Angehörige der Gesundheitsberufe in Zukunft noch
mehr auf die Betätigungsbalance von pflegenden Angehörigen achten
sollen. „Der OBI-Care ist in wenigen Minuten ausgefüllt und
ausgewertet, ist einfach in der Handhabung und Interpretation und
unterstützt daher die regelmäßige Anwendung im Alltag von pflegenden
Angehörigen.“ Mithilfe des neuen Fragebogens können so rasch
Abweichungen in der Betätigungsbalance entdeckt und die pflegenden
Angehörigen besser unterstützt werden. Ergotherapeutinnen und
Ergotherapeuten beispielsweise können dabei helfen, verschiedene
Tätigkeiten so zu adaptieren, dass mehr Zeit für die bedeutenden
Tätigkeiten bleibt, die man fürs Wohlbefinden braucht.
Derzeit wird der OBI-Care Fragebogen in einer internationalen Studie
zur Untersuchung der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Eltern von
frühgeborenen Kindern angewandt. Außerdem wird derzeit untersucht,
wie sich die Betätigungsbalance durch die Corona-Pandemie in
Österreich verändert. Ausgehend vom OBI-Care-Fragebogen wurden im
Rahmen des vom NÖGUS finanzierten Projektes TOPIC (The Occupational
Balance Project of Informal Caregivers) die Zusammenhänge zwischen
Betätigungsbalance und subjektiver Gesundheit, Angst, Depression und
Stress bei pflegenden Angehörigen untersucht.
Mit dabei waren auch Studierende des Bachelorstudiengangs
Ergotherapie und des Masterstudiengangs Angewandte
Gesundheitswissenschaften an der IMC Fachhochschule Krems, die durch
ihre Mitarbeit Forschungserfahrungen sammeln konnten.
Kooperationspartner waren Kliniken der NÖ Landesgesundheitsagentur,
NÖ Hilfswerk, die Neurorehabilitation Kids Chance Radkersburg und der
Dachverband NÖ Selbsthilfe. Ausgewertet wurden die Antworten von 196
pflegenden Angehörigen.
Nähere Informationen: Christine Haiderer, Bakk. Phil., Kommunikation
NÖGUS, Telefon +43 (0) 2742 9005 DW 16536, bzw. +43 (0) 676 / 812 165
36, E-Mail christine.haiderer@noel.gv.at.
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