- 04.03.2021, 22:00:01
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TIROLER TAGESZEITUNG, Kommentar: "Vermutung der Veräppelung", Ausgabe vom 5. März 2021 von Karin Leitner.
Innsbruck (OTS) - Er habe keinen Laptop gehabt. Das sagte
Finanzminister Gernot Blümel den Mandataren im Vorjahr im
parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu seiner Funktion als
ÖVP-Regierungskoordinator in der türkis-blauen Koalition;
geschredderte Festplatten des Kanzleramts waren auf der Agenda.
Eine erstaunliche „Tatsache“ in digitaler Zeit – und für einen Mann
in solcher Position. Dass er kein derartiges Gerät hat, sagt Blümel,
mittlerweile Beschuldigter in der Causa Novomatic, nicht mehr. Er hat
eines, das seine Frau und er benutzen.
Am 11. Februar, als es die Razzia bei Blümel gab, war der Laptop
nicht in dessen Heim. Seine Partnerin, so ist aus dem Bericht der
Ermittler, der dem Standard vorliegt, zu entnehmen, geht just während
der Hausdurchsuchung spazieren. Sie hat nicht nur das Kind, sondern
auch das Halbe-halbe-Apple-Macbook dabei. Blümel ruft sie an. Und so
wird der Laptop nicht ganz zack, zack, zack „durch einen Mitarbeiter
nach Abholung in einer Haltestelle zurück zur Wohnung gebracht“. Der
Lieferant ist Blümels Kabinettschef.
Türkis-Fans versuchen das als normalen Vorgang zu erklären. Eine
Aficionada schreibt auf Twitter: „Viele Eltern nehmen Laptop oder
Tablet mit, wenn sie mit den Babys unterwegs sind – zum Musikhören.“
Für Herrn Blümel gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Beobachter
der Szenerie vermuten aber auch anderes: dass sie veräppelt werden.
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