• 13.02.2021, 12:33:11
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Hassreport Österreich: Vervierfachung von Hass im Netz durch Corona

Vervierfachung der Hassmeldungen allein im vierten Quartal 2020. 82 Prozent stehen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie.

Wien, Graz (OTS) - 

Es sind Zahlen, die die derzeit aufgeladene Stimmung in Österreich dramatisch belegen: In ihrem aktuellen Online-Hassreport veröffentlichen die InitiatorInnen der App BanHate nun die jüngsten Statistiken zu Hass im Netz in Österreich. Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 3215 Meldungen über die BanHate-App ein und damit um 76 Prozent mehr als im Vergleich zum Jahr 2019.

Eine alarmierende Zuspitzung der Situation zeigt sich vor allem im letzten Quartal des Vorjahres. Seit Beginn des sogenannten zweiten Lockdowns im November wurden bis zum Ende des Jahres 1694 Hasspostings gemeldet. Das entspricht fast einer Vervierfachung (3,7) des durchschnittlichen monatlichen Wertes aus dem Jahr 2019. Dabei stehen 82 Prozent der Meldungen im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie.

Für Daniela Grabovac, die BanHate 2017 als europaweit erste App zum Melden von Hasspostings initiiert hat, spiegeln diese Zahlen eine hasserfüllte Stimmung wider, die sich nicht nur im Internet entlädt. Die Extremismus- und Antidiskriminierungsexpertin erkennt eine zunehmende Gefahr von Radikalisierung, Gewalt und Demokratiefeindlichkeit: „Extremistische Gruppen nutzen die aktuelle Lage aus, um Angst zu schüren und die Gesellschaft zu spalten. Das Mobilisierungspotential steigert sich durch Social Media, manche Gruppen haben einen Zulauf von 100 bis 200 Menschen pro Tag.“ Grabovac warnt davor, die Ängste der Menschen herunterzuspielen. „Wir sehen in den Inhalten der gemeldeten Hasspostings, dass es hier sehr oft um Verunsicherung geht. Die Menschen suchen nach Erklärungen und werden bei Verschwörungserzählungen fündig. Die Sorgen und Ängste der Menschen müssen ernst genommen werden.“

Wie die Auswertungen der BanHate-App zeigt (Mehrfachnennungen möglich), richtet sich der Hass der Menschen zum größten Teil gegen „politische Anschauungen“ (29 Prozent aller Meldungen) bzw. direkt gegen PolitikerInnen (20 Prozent) oder hat nationalsozialistische Parolen bzw. Wiederbetätigung (21 Prozent) als Grundlage. So werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in den gemeldeten Hasspostings oft mit dem Nationalsozialismus oder mit diktatorischen Systemen verglichen. Fast jedes zehnte gemeldete Hassposting (9 Prozent) richtet sich gegen Juden (Antisemitismus).

30 Prozent der Hassmeldung stützen sich auf Verschwörungserzählungen bzw. Fake News, 22 Prozent aller Meldungen haben Fremdenfeindlichkeit als Hintergrund. Grabovac: „Hass in Netz strafrechtlich zu verfolgen ist wichtig. Eine Entspannung und Verbesserung werden wir aber nur erzielen, wenn wir uns als Gesellschaft darüberhinaus auch den realen und ernstzunehmenden Ängsten der Menschen annehmen. Hier geht es um Aufklärung und Prävention sowie vor allem auch darum, den Menschen wieder zuzuhören.“

Bilddownload, Statistiken, gesamte Aussendung: https://www.dreamshappen.at/banhate21/

Rückfragen & Kontakt

Daniela Grabovac: 0699/11338402
grabovac@antidiskriminierungsstelle.steiermark.at
www.banhate.com

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