Wien (OTS) - Im April des Jahres 1918 wurde die heikelste
diplomatische Mission des Ersten Weltkriegs zum europaweiten Skandal:
die sogenannte „Sixtus-Affäre“. Geheime Verhandlungen des
österreichischen Kaiserhauses mit Frankreich sollten den Frieden für
die Donaumonarchie bringen – und sorgten durch ihr Scheitern für eine
Eskalation des Krieges und den Untergang der Habsburger. Die
aufwendige „Universum History“-Eigenproduktion „Der Verrat des
Kaisers“ von Fritz Kalteis rekonstruiert diese brisante Operation am
Freitag, dem 5. Februar 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 anhand von
Dokumenten lückenlos. In den Hauptrollen sind
Kaiser-Franz-Joseph-Ururenkel Leopold Altenburg als Kaiser Karl und
Daniela Golpashin als Zita zu sehen. Gedreht wurde der Film – eine
Koproduktion von Metafilm, ORF und BMB in Zusammenarbeit mit ARTE,
gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Land
Niederösterreich – an Originalschauplätzen wie der Villa Wartholz in
Reichenau an der Rax, dem Kaiserhaus in Baden oder dem Schloss
Eckartsau.
Am Höhepunkt des Ersten Weltkriegs steht die Habsburgermonarchie vor
dem Kollaps: verlorene Schlachten, Meutereien bei den Truppen, Hunger
im Hinterland. Der junge Kaiser Karl, der im November 1916 nach dem
Tod von Kaiser Franz Joseph auf den Thron der Habsburger-Monarchie
gelangt, muss sein Reich und seine Dynastie retten, koste es, was es
wolle. Er wagt ein Spiel mit hohem Einsatz: Friedensverhandlungen mit
dem Feind – hinter dem Rücken der deutschen Verbündeten. Lange war
völlig unklar, was dabei genau geschehen ist.
Im Februar 2017 waren in einem Nachlass in Wien die Tagebücher von
Tamás Graf Erdödy aufgetaucht – dem Adjutanten und Jugendfreund von
Kaiser Karl I. Darin zeichnet Erdödy aus nächster Nähe zum Kaiser den
Verlauf jener Friedensinitiative nach, die die Welt der Habsburger
retten und den Ersten Weltkrieg beenden sollte. Sie wird als
„Sixtus-Affäre“ in die Geschichte eingehen. Für den Historiker
Manfried Rauchensteiner sind Tamás Erdödys Aufzeichnungen ein
Glücksfall: „Sie ermöglichen eine Chronologie der Geschehnisse, wie
wir sie bisher nicht gehabt haben.“ Regisseur Fritz Kalteis hat
diesen „Krimi“ als Hochglanz-Spieldokumentation für „Universum
History“ inszeniert: „Ein hochspannendes Ränkespiel der Mächte – mit
einem jungen Mann im Mittelpunkt, der den wohl schwierigsten Job der
Welt geerbt hat“, beschreibt Kalteis die Ausgangslage. Tamás Erdödy
(gespielt von Raphael von Bargen) muss im Auftrag des Kaisers die
Friedensverhandlungen mit Frankreich arrangieren – unter strengster
Geheimhaltung.
Die Verwandtschaft soll den Weg zum Frieden ebnen: Sixtus und Xavier
von Bourbon-Parma verfügen als Mitglieder des ehemaligen
französischen Königshauses über beste Kontakte. Und sie sind die
Brüder von Karls Frau Zita (Daniela Golpashin). Die Kaiserin gilt bis
heute als eigentliche Hauptfigur, wie die Historikerin Katrin
Unterreiner bestätigt: „Sie war die klügere, die ehrgeizigere und die
politisch engagiertere Person. Und sie hat, was vielen missfiel, ganz
offen den Ton angegeben.“ Im April 1918 fliegen die geheimen
Verhandlungen auf. Es kommt zum internationalen Skandal – und Karls
Hoffnung auf Frieden verkehrt sich ins Gegenteil. „Für die Deutschen
war das nichts als blanker Verrat“, sagt der Historiker Michael
Epkenhans aus Potsdam. Österreich muss sich als Konsequenz vollends
dem deutschen Diktat unterwerfen und den Krieg bis zum bitteren Ende
ausfechten. Er endet im November 1918 mit Millionen von Toten, dem
Zerfall der Donaumonarchie und dem Ende der Habsburger als
Herrscherdynastie nach fast 650 Jahren.
Leopold Altenburg, Darsteller von Kaiser Karl, Ururenkel von Kaiser
Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth: „Es ist für mich besonders
spannend, dass ich mich als Schauspieler mit meiner eigenen
Familiengeschichte, mit meinen Ahnen, auseinandersetzen kann. Zita
war auf jeden Fall eine sehr starke Frau, die für die damalige Zeit
ungewöhnlich viel Mitsprache in politischen Fragen hatte. Mit Karl
ist es so ein bisschen wie mit einem Herrscher, den man auf ein
wildes Pferd setzt und der dann sagt: ‚bitte ich will die Zügel nicht
halten, das muss jemand anderer machen‘.“
Daniela Golpashin, Darstellerin von Kaiserin Zita: „Was mir an meiner
Rolle gefallen hat, ist, dass ich mich mit dieser historischen
Frauenfigur auseinandersetzen kann, mit der Frage, was ist das
eigentlich, eine moderne, historische Frauenfigur. Karl und Zita
waren ein so junges Paar, das vor einer großen Herausforderung stand.
Und ein Paar, das zusammenwächst und sich gegenseitig unterstützt.
Ich glaube, Karl und Zita waren ein modernes Paar im Vergleich zu
anderen Kaiserpaaren.“
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