- 03.02.2021, 10:00:31
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COVID-Kredithilfen für Unternehmen wirken – Banken erwarten aber Zahlungsschwierigkeiten beim Auslaufen der Hilfsmaßnahmen
Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Jänner 2021 (Bank Lending Survey)
Utl.: Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das
Kreditgeschäft vom Jänner 2021 (Bank Lending Survey) =
Wien (OTS) - Die mit Beteiligung der Banken gewährten
COVID-Hilfsmaßnahmen (Kredite mit staatlichen Garantien,
Kreditmoratorien) haben gut gewirkt, verdecken derzeit aber auch
viele Schwierigkeiten. Die wahren wirtschaftlichen Auswirkungen der
Krise werden sich erst zeigen. Das gilt aus aktueller Sicht vor allem
für Unternehmen, die schon vor Krisenbeginn Probleme hatten, und für
kleine Unternehmen. Das sind die Ergebnisse der vierteljährlichen
Umfrage über das Kreditgeschäft, in der führende Banken im Euroraum
und damit auch in Österreich nach ihren Einschätzungen gefragt
werden. Die Umfrage wurde im Dezember 2020 durchgeführt.
Kreditgeschäft mit Unternehmen 2020 geprägt von COVID-Hilfen
Staatliche Garantien für Kredite an Unternehmen waren 2020 eine der
wichtigsten COVID-Hilfsmaßnahmen der öffentlichen Hand. Vor allem in
der ersten Jahreshälfte 2020 war die Nachfrage nach Krediten mit
staatlichen Garantien groß. Danach nahm sie deutlich ab. Die Banken
erachten die Bundeshaftungen als sinnvolles und notwendiges
Instrument zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der
COVID-19-Pandemie. Auch Kreditmoratorien (gesetzliche und von den
Banken freiwillig gewährte Stundungen von Kreditraten) waren und sind
eine wichtige Überbrückungshilfe für die Unternehmen. Im zweiten
Halbjahr 2020 kam es zu einem deutlichen Rückgang der Moratorien vom
Höchststand von 30,6 Mrd EUR auf 14,1 Mrd EUR zum Jahresultimo.
Laut Aussagen der Banken haben die COVID-Hilfsmaßnahmen gut gewirkt,
verdecken derzeit aber auch viele Schwierigkeiten. Die wahren
wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise werden sich erst zeigen. Das
gilt aus aktueller Sicht vor allem für Unternehmen, die schon vor
Krisenbeginn Probleme hatten, und für kleine Unternehmen. Die Lage
großer Unternehmen wird hingegen besser bewertet. Die Banken betonen
auch die unterschiedliche Betroffenheit von Branchen.
Das Eurosystem unterstützt mit seiner Geldpolitik die Bewältigung und
Erholung von der Krise, indem es die Banken umfangreich und zu guten
Konditionen mit Liquidität versorgt und günstige
Finanzierungsbedingungen für Unternehmen schafft. Das allgemeine
Zinsniveau ist historisch niedrig.
Risikosituation führt 2020 zu vorsichtigerer Angebotspolitik der
Banken im Kreditgeschäft mit Unternehmen
Die Richtlinien für Unternehmenskredite wurden von den befragten
Banken im zweiten Halbjahr 2020 etwas verschärft. Kreditrichtlinien
sind interne Kriterien der Banken für ihre Kreditvergabe. Die
staatlichen Kreditgarantien haben insgesamt frühere und stärkere
Verschärfungen der Richtlinien verhindert.
Bei den Kreditbedingungen für Unternehmenskredite ist es bereits seit
dem ersten Quartal 2020 zu Verschärfungen gekommen. Kreditbedingungen
sind die speziellen Konditionen des Kreditvertrags (Margen,
Nebenkosten, Erfordernisse für Sicherheiten usw.). Die Margen
(Zinsaufschläge auf Referenzzinsen) für Unternehmenskredite wurden
laufend erhöht – vor allem jene für risikoreichere Kredite. Auch
andere Kreditbedingungen wurden 2020 laufend verschärft.
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist laut Einschätzung der
befragten Banken im vierten Quartal 2020 gesunken. Begründet wurde
dies mit einem Rückgang des Finanzierungsbedarfs für
Anlageinvestitionen und einer verstärkten Innenfinanzierung. Ein
laufender Rückgang des Finanzierungsbedarfs für Anlageinvestitionen
wurde von den an der Umfrage teilnehmenden Banken bereits für die
ersten drei Quartale 2020 gemeldet. Der hohe Liquiditätsbedarf der
Unternehmen zur Aufrechterhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und ihres
Betriebs infolge der Krise hat allerdings die Kreditnachfrage in den
ersten drei Quartalen ansteigen lassen – besonders stark in den
ersten beiden Quartalen.
Wohnbaukredite von privaten Haushalten 2020 vermehrt nachgefragt
Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist gemäß den Einschätzungen der
befragten Banken seit dem dritten Quartal 2019 fast durchgehend
gestiegen. Das niedrige Zinsniveau wurde als Grund für diese
expansive Entwicklung genannt. Bei den Konsum- und sonstigen Krediten
an private Haushalte brach hingegen die Nachfrage im zweiten Quartal
2020 ein. Dieser Einschnitt wurde mit gesunkenem Konsumentenvertrauen
und geringeren Ausgaben für langlebige Wirtschaftsgüter (PKW, Möbel
usw.) begründet. Mit 0,8 Mrd EUR wurden im zweiten Quartal 2020 in
weiterer Folge deutlich weniger Konsumkredite als im Vorjahr (1,1 Mrd
EUR) neu vergeben.
Angebotsseitig kam es 2020 aufgrund der Risikosituation auch im
Kreditgeschäft der Banken mit privaten Haushalten zu Verschärfungen
von Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen. Im vierten Quartal 2020
wurden die Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite erhöht.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische
Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen
Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über
das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über
das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von
Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik
betreffende Themen zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 143 führende
Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht
Institute aus Österreich.
Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in
Statistiken – Daten & Analysen Q1/2021 und vorab auf der OeNB-Website
veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten
zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.
https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das-kreditge
schaeft.html
Die Resultate für den Euroraum finden sich auf der EZB-Website:
https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/
index.en.html
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