Deutlich heterogenere Inflationserwartungen der österreichischen Haushalte reflektieren die krisenbedingt gestiegene Unsicherheit
Utl.: Deutlich heterogenere Inflationserwartungen der
österreichischen Haushalte reflektieren die krisenbedingt
gestiegene Unsicherheit =
Wien (OTS) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in
ihrer jüngsten Inflationsprognose für Österreich im Jahr 2021 eine am
Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate
von 1,4 %, gefolgt von einem Anstieg auf jeweils 1,7 % in den Jahren
2022 und 2023. Eine OeNB-Umfrage unter österreichischen Haushalten
stellt sehr heterogene Inflationserwartungen der Konsumentinnen und
Konsumenten während der COVID-19-Pandemie fest.
OeNB erwartet trotz der gebremsten wirtschaftlichen Entwicklung einen
graduellen Anstieg der HVPI-Inflationsrate
Trotz der im November 2020 abermals verschärften Maßnahmen zur
Eindämmung der COVID-19-Pandemie wird laut OeNB-Inflationsprognose
vom Dezember 2020 die HVPI-Inflationsrate 2021 einen leichten Anstieg
aufweisen. Verantwortlich dafür werden das Auslaufen des
inflationsdämpfenden Ölpreiseffekts und die im Jahresverlauf 2021
einsetzende Verbesserung der Nachfrage sein. Die ohne Energie und
Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate geht von 2,0 % im Jahr
2020 auf 1,3 % im Jahr 2021 deutlich zurück, da sich die
Containment-Maßnahmen vor allem auf Industriegüter ohne Energie und
Dienstleistungen inflationsdämpfend auswirken. Ab dem zweiten Quartal
2021 sollte sich die Kerninflationsrate wieder beschleunigen und 2022
1,8 % sowie 2023 1,7 % betragen.
HVPI-Inflationsrate in den letzten Monaten rückläufig
Nachdem die österreichische HVPI-Inflationsrate im Juli 2020 auf 1,8
% gestiegen war und sich damit gegenüber Mai 2020 verdreifacht hatte,
ging sie bis November 2020 auf 1,1 % zurück. Vor allem bei
Industriegütern ohne Energie wirkte die Nachfrageschwäche bzw. das
verschlechterte Konsumklima inflationsdämpfend. Auch die ohne Energie
und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate hat sich aufgrund
der zuletzt nachlassenden Preisdynamik bei Industriegütern ohne
Energie und bei Dienstleistungen von 2,7 % im Juli 2020 auf 1,8 % im
November 2020 zurückgebildet. Ende des Jahres 2020 führte der zweite
Lockdown als Eindämmungsmaßnahme des neuerlichen starken Anstiegs der
COVID-19-Infektionen wieder zu weitgehenden Geschäftsschließungen und
verschärften Restriktionen. Damit verbunden war abermals das Fehlen
beobachtbarer Marktpreise von im Warenkorb enthaltenen Produkten und
damit die Notwendigkeit, Preisfortschreibungen bei der
Inflationsberechnung vorzunehmen. Dies betraf im November 2020 18 %
des österreichischen HVPI-Warenkorbs. Daher müssen vor allem die
zuletzt beobachteten Inflationsraten in den Bereichen Gastgewerbe und
Beherbergung sowie Freizeit- und Kulturdienstleistungen mit Vorsicht
interpretiert werden.
Inflationserwartungen der österreichischen Haushalte zunehmend
heterogen verteilt
Die im Rahmen einer repräsentativen OeNB-Befragung unter ca. 1.400
österreichischen Haushalten erhobenen quantitativen
Inflationserwartungen weisen sowohl in der kurzen Frist (in den
nächsten 12 Monaten) als auch in der längeren Frist (in den nächsten
5 Jahren) eine große Heterogenität auf und lagen im Mittel bei 3,1 %.
Im Zuge des COVID-19-bedingten Rückgangs der HVPI-Inflation von über
2 % auf etwas über 1 % während der ersten Jahreshälfte 2020, nahm die
Heterogenität der Inflationserwartungen unter den österreichischen
Konsumentinnen und Konsumenten weiter zu. Gleichzeitig wurde ein
durch die Krise verursachter Anstieg der Unsicherheit in Bezug auf
die Bildung der Inflationserwartungen der Befragten beobachtet. Da
höhere Unsicherheit tendenziell mit zunehmenden Abweichungen der
Inflationserwartungen von der tatsächlichen Inflationsentwicklung
einhergeht, könnte dies die hohen Inflationserwartungen trotz
fallender Inflationsraten während der COVID-19-Pandemie erklären.
„Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich erscheinender Bericht der
Oesterreichischen Nationalbank zur Inflation in Österreich. Darin
wird die Inflationsentwicklung der letzten Monate analysiert, die
Inflationsprognose der OeNB vorgestellt sowie auf aktuelle
Schwerpunktthemen eingegangen.
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