• 17.12.2020, 09:37:22
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  • OTS0055

NÖ Industriebetriebe zwischen Zuversicht und Sorge

Die NÖ Industrie hielt das Land auch im Lockdown am Laufen. Bei den Prognosen für einen Aufschwung 2021 bleiben die Unternehmen zurückhaltend.

Utl.: Die NÖ Industrie hielt das Land auch im Lockdown am Laufen.
Bei den Prognosen für einen Aufschwung 2021 bleiben die
Unternehmen zurückhaltend. =

Wien/St. Pölten (OTS) - Während Gastronomie und Fachhandel im zweiten
Lockdown geschlossen bleiben mussten, hat sich für die
Industrieunternehmen vergleichsweise wenig geändert: Mehr als drei
Viertel der Industrieunternehmen (77,2%) verzeichneten im Dezember
eine Produktionsauslastung von über 80 Prozent – so eine gemeinsame
Umfrage der Industriellenvereinigung NÖ (IV-NÖ) und der Sparte
Industrie der Wirtschaftskammer NÖ, an der 79 Betriebe teilgenommen
haben.

Zu spüren bekommen die Unternehmen die aktuelle Krise dennoch: Für
das erste Halbjahr 2021 glauben nur mehr etwas mehr als die Hälfte
der Betriebe (58,23 %) an einen gleich hohen oder gar höheren
Auftragsstand als im zweiten Halbjahr 2020. Als größtes Hindernis für
die Produktion wird die geringere Kundennachfrage genannt, gefolgt
behördlich abgesonderten und damit nicht verfügbaren Beschäftigten
und dem generellen Fachkräftemangel.

„Der Nachfragerückgang hat in vielen Fällen auch mit der Schließung
der Gastronomie zu tun. Viele Industrieunternehmen sind hier
Zuliefererbetriebe. Ihnen fällt nun ein wichtiger Absatz-markt weg –
und das ohne jeglichen Umsatzersatz“, so IV-NÖ-Präsident Thomas
Salzer.

ZT: Großteil der Unternehmen setzt auf betriebliche Teststrategie

Zu eingeschränkten Produktionsabläufen kommt es auch, wenn
Schlüsselpersonal aufgrund von Quarantänebescheiden nicht verfügbar
ist. „Deswegen wäre es wichtig, dass bei Beschäftigten, die als
Kontaktpersonen ersten Grades in Quarantäne sind nach zwei negativen
Antigentests am dritten und fünften Tag die Absonderung beendet
werden kann“, so Salzer.

Die Umfrage macht zudem auch die Bestrebungen der Industriebetriebe
im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie deutlich: Der Großteil setzt auf
eine betriebliche Teststrategie – etwa durch firmeninterne Testungen,
die WKNÖ/AKNÖ-Testaktion oder in Kooperation mit privaten Laboren.
Nur 30 Prozent setzen ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit den
Behörden.

„Die Industrieunternehmen betreiben einen massiven Aufwand für
Sicherheit, Schutz und Gesundheit ihrer Beschäftigten“, so Salzer.
Kritik übt der IV-NÖ-Präsident an der 3.
Covid-19-Schutzmaßnahmenverordnung: „Es kann nicht sein, dass eine
Verordnung, die am 17. Dezember in Kraft tritt, erst am 16. Dezember
kommuniziert wird. Das lässt an der Rechtsstaatlichkeit sowie an der
Handlungsfähigkeit der verantwortlichen Institutionen zweifeln.“

ZT: Schwarzl: "Kurzarbeit für die Industrieunternehmen keine
Dauerlösung"

Die hohe Bedeutung der Industrieunternehmen für den
niederösterreichischen Arbeitsmarkt zeigen die Umfrageergebnisse zum
Thema Kurzarbeit: Drei Viertel der Unternehmen gaben an, aktuell
keine Kurzarbeit angemeldet zu haben. Für das erste Quartal 2021 gab
hingegen jedes fünfte Unternehmen an, aktuell noch nicht abschätzen
zu können, ob Anmeldungen zur Kurzarbeit wieder erforderlich seien.

„Auch, wenn Kurzarbeit für den Großteil der Unternehmen aktuell kein
Thema mehr ist, zeigen die Detailergebnisse, wie wichtig dieses
Modell in der Krise ist. Die Industrieunternehmen nutzen die
Kurzarbeit, um kurzfristige Nachfragerückgänge abzufedern und
Kündigungen zu vermeiden, aber nicht als Dauerlösung“, erklärt dazu
Helmut Schwarzl, Spartenobmann der NÖ Industrie.

ZT: Hohe Nutzung der Investitionsprämie

Eine weitaus nachhaltigere Maßnahme zur Bekämpfung der Krise ist die
Investitionsprämie. 76 Prozent der befragten Unternehmen gaben an,
die Investitionsprämie bereits genutzt zu haben oder demnächst nutzen
wollen. Von diesen Betrieben gaben wiederum 62 Prozent an, dass die
Verfügbarkeit der Investitionsprämie ihre Entscheidung, zu
investieren wesentlich beeinflusst habe.

„Investitionen führen zu Wachstum und sind daher eine bedeutende
Stütze für den Weg aus der Krise. Die Aufstockung der
Investitionsprämie auf drei Milliarden war ein wichtiger Schritt. Wir
gehen davon aus, dass auch diese Mittel noch vor Ende Februar
ausgeschöpft sein werden. Eine weitere Aufstockung und Verlängerung
wird daher unerlässlich sein, um den eintretenden Aufschwung nicht
auszubremsen“, so Schwarzl.

ZT: Fachkräfte: Neue Herausforderungen durch Distance Learning

Die Umfrageergebnisse machen ein Problem deutlich, mit dem
Industriebetriebe auch nach der Krise noch konfrontiert sein werden:
den Fachkräftemangel. Während sich dieser aufgrund demografischer
Entwicklung ohnehin bereits zuzuspitzen drohte, kommen nun neue
Herausforderungen dazu: Laut Umfrage befürchten die Unternehmen, dass
sich Bildungsdefizite durch die Covid19-Pandemie verschärften
könnten.

„Die Betriebe schätzen den Lehr- und Lernerfolg beim Distance
Learning durchgehend geringer ein. Vor allem bei Jugendlichen und
Berufsschülern ist der persönliche Kontakt und Praxisbezug besonders
wichtig für die Entwicklung. Zusätzlich erfordert Distance Learning
ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Eigenverantwortung“, so
Schwarzl.

Darüber hinaus zeigen die offenen Antworten aus der Umfrage die hohe
Bedeutung der Reisefreiheit. Da die Industriebetriebe für den
Weltmarkt produzieren, sind Geschäftsreisen zu Kunden und Partnern
sowie Auslandseinsätze für Reparaturen und Wartungen unumgänglich.
„Es war ein richtiger und wichtiger Schritt, dass in der neuen
Einreiseverordnung ab 19. Dezember die strengen
Quarantänebestimmungen nicht für beruflich Reisende gelten und ein
Freitesten möglich ist“, so Salzer und Schwarzl unisono.

Befragungsmethode:
An der gemeinsamen Online-Befragung der IV-NÖ und WKNÖ-Sparte
Industrie haben 79 Industrie-unternehmen im Zeitraum von 3. bis 13.
Dezember teilgenommen. Die meisten der Unternehmen stammen aus der
metalltechnischen Industrie (20,25 %), gefolgt von chemischen
Industrie und der Holzindustrie (jeweils 13.95 %). Insgesamt handelte
es sich vorwiegend um Klein- und Mittelbetriebe (KMU): 41,77 % der
teilnehmenden Betriebe hatten zwischen 50 und 250 Beschäftigten,
29,11 % weniger als 50 Beschäftigte, 21,52 % mehr als 500
Beschäftigte und nur 7,59 % zwischen 250 und 500 Beschäftigte.

Pressefotos und Grafiken unter:
https://niederoesterreich.iv.at/de/presse/

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