- 03.12.2020, 14:02:57
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Bundespräsident Van der Bellen: TV-Ansprache zum Ende des harten Lockdowns im Wortlaut
Wien (OTS) -
Liebe Österreicherinnen und Österreicher und alle Menschen, die hier
leben.
Die Wochen des sogenannten harten Lockdowns gehen zu Ende. Und ich
möchte mich ausdrücklich bei allen bedanken, die dazu beigetragen
haben, dass diese entbehrungsreiche Zeit auch einen Effekt hatte. Wie
sich zeigt, gehen die Infektionszahlen tatsächlich zurück. Leider
noch nicht ganz so stark, wie wir alle uns das erhofft haben. Aber
doch...
Aber.
Die aktuelle Lage zeigt auch, dass die Gefahr mit dem Ende des harten
Lockdowns noch nicht vorüber ist. Wir müssen uns weiter vorsehen,
denn das Virus schläft nicht. Es hält sich nicht an Wochenenden oder
Feiertage.
Wir müssen nun alles tun, um einen Jojo-Effekt zu vermeiden. Einen
Effekt, der dann einsetzt, wenn man sich lange Zeit beherrscht hat,
dann glaubt, sein Ziel erreicht zu haben und wieder lockerlässt. Wir
alle wissen, dass man einen Jojo-Effekt nur durch eine Veränderung
des Lebensstils und planvolles Handeln vermeiden kann. Und das müssen
wir gemeinsam jetzt über die Feiertage und den Winter auch tun.
Meine Damen und Herren,
es braucht jetzt einen strukturierten und wohl durchdachten Plan: vom
Einhalten der Corona-Regeln über das Impfen bis hin zum Neustart der
Wirtschaft.
Es ist sehr wichtig, dass wir uns alle auch weiterhin an die
Corona-Regeln halten: Händewaschen, Abstand halten, Mund-Nasenschutz
tragen, gut lüften, und jetzt neu: testen gehen. Bitte gehen Sie hin!
Damit können wir alle die Verbreitung des Virus entscheidend
einschränken. Aber damit das alles wirklich glatt geht, MÜSSEN wir
auch ein funktionierendes, planvolles und überlegtes Tracingsystem
umsetzen. Denn wir müssen die jeweiligen Infektionsquellen
verlässlich finden. Ohne weitere Anstrengungen und Maßnahmen wird das
nicht gehen.
Dasselbe gilt für das Impfen. Bis wir damit beginnen können, muss die
Zeit genutzt werden, auch diesen Vorgang präzise und umsichtig
vorzubereiten. Dass die Impfung überhaupt so rasch möglich sein wird,
zeigt übrigens, wie effizient und grenzübergreifend kooperativ die
Menschheit handeln kann, wenn es wirklich darauf ankommt. Diese
Kooperation wünsche ich mir auch von allen: Wir kämpfen nicht
gegeneinander, wir kämpfen gegen eine Pandemie. Und das am besten
miteinander.
Der dritte, außerordentlich wichtige Punkt ist der Aufbau der
Wirtschaft. Ich wünsche mir einen geordneten, systematischen Plan,
wie es mit unserer Wirtschaft und damit mit unseren vielen
Arbeitsplätzen weiter geht. Es gibt viele offene Fragen, die für die
Planbarkeit in der Wirtschaft extrem wichtig sind: Also zum Beispiel:
Was ist mit den Steuerstundungen? Wie geht es mit den Staatsgarantien
weiter? Wie steht es um das Eigenkapital? Was ist eine gute Home
Office-Regelung? Und so weiter. Diese Fragen müssen in einem Plan
sorgsam balanciert und gemeinsam überlegt werden. Auch im
gesamteuropäischen Kontext. Denn es steht viel auf dem Spiel: Unser
Wohlstand, unsere Existenz, unsere Zukunft.
Ich bin mir sicher, die Verantwortlichen werden ihre Verantwortung
wahrnehmen. In der Politik, in der Sozialpartnerschaft, in den
Interessensvertretungen. In Europa, im Bund, in den Ländern und
Gemeinden. Dazu habe ich heute und gestern unter anderem mit allen
Parteivorsitzenden gesprochen.
Liebe Österreicherinnen und Österreicher, und alle Menschen, die hier
leben:
Wir dürfen jetzt nicht lockerlassen. Wenn wir jetzt alle gemeinsam
dranbleiben, wenn die Verantwortlichen umsichtig handeln, dann
kriegen wir das gemeinsam hin. Und dann kommt der Sommer schneller,
als wir glauben.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!
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