• 19.11.2020, 10:54:31
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Neue internationale „Universum History“-Koproduktion über „Vertreibung – Odsun: Die Geschichte der Sudetendeutschen“

Am 20. November um 22.35 Uhr in ORF 2

Utl.: Am 20. November um 22.35 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Jahrhundertelang lebten sie als Nachbarn im heutigen
Gebiet Tschechiens friedlich nebeneinander: Tschechen und
Sudetendeutsche. Doch die deutsche Gewaltherrschaft, der Zweite
Weltkrieg und die Vertreibung – auf Tschechisch Odsun/Abschub – nach
Kriegsende zerstörten diese Welt. Rund drei Millionen Sudetendeutsche
mussten nach 1945 ihre Heimat verlassen, rund 120.000 fanden in
Österreich eine neue Heimat. Lange Zeit hatte jedes Land sein eigenes
Narrativ der Geschichte. Es herrschte eine „getrennte“ Erinnerung auf
die Ereignisse vor. Die neue „Universum History“-Dokumentation
„Vertreibung – Odsun: Die Geschichte der Sudetendeutschen“ von Vít
Poláček und Matthias Schmidt bemüht sich nun erstmals – im Rahmen
eines 90-Minuten-Specials am Freitag, dem 20. November 2020, um 22.35
Uhr in ORF 2 – um eine gemeinsame Aufarbeitung. Der Film entstand als
internationale Koproduktion von LOOKSfilm, MDR, Česká televize und
ORF in Zusammenarbeit mit ARTE.

1945, nach Kriegsende: Es kommt zur Vertreibung der deutschsprachigen
Bevölkerung, zu Erschießungen und Übergriffen. Lange Zeit ein Tabu,
Jahrzehnte gibt es keine Aufarbeitung. Unbestritten ist: Schuld und
Unrecht gibt es auf beiden Seiten. „Wenn wir mit Tschechen über das
Unrecht der Vertreibung der Deutschen sprechen wollen“, sagt der
deutsche Historiker Michael Schwartz, „dann geht das eigentlich nur,
wenn wir uns vorher klarmachen, was die deutsche Besatzungspolitik in
Tschechien bis 1945 gemacht hat.“

Bis heute ist die historische Bedeutung des ehemaligen
tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Beneš sowie der
„Beneš-Dekrete“, auf deren Grundlage Deutsche 1945 enteignet und
entrechtet wurden, umstritten. Eine kritische Reflexion der eigenen
Nachkriegsgeschichte wagt die tschechische Gruppe Antikomplex. Ihre
Arbeit thematisiert, dass auch die tschechische Seite durch die
Vertreibung etwas verloren hat: Davon zeugen etwa 1.000 verschwundene
Siedlungen in den ehemaligen Sudetengebieten, vor allem im
Erzgebirge. Königsmühle im Erzgebirge ist so etwas wie ein Symbol für
die Vertreibung der Sudetendeutschen geworden. Unmittelbar nach
Kriegsende wurden alle 53 Einwohner/innen von Königsmühle vertrieben.
Rosemarie Ernst, vermutlich die letzte in Königsmühle geborene
Deutsche, berichtet vom Trauma, das die monatelange Odyssee nach
Deutschland bei ihr und vielen der Vertriebenen verursacht hat.

Die Schriftstellerin Kateřina Tučková hat sich in ihrem Roman „Gerta“
mit dem „Todesmarsch von Brünn“ beschäftigt. Dabei wurden am 1. Juni
1945 rund 27.000 deutschsprachige Einwohner/innen aus der Stadt
vertrieben. Bis heute ist nicht geklärt, wie viele Menschen diesen
mehr als 50 Kilometer langen Fußmarsch nicht überlebt haben. Leo
Zahel ist einer dieser Überlebenden. Der in Wien lebende Zahel
erinnert sich an den Marsch, aber auch daran, dass die Stadt
Brünn/Brno sich 2015 bei allen Opfern entschuldigt hat.

Die internationale Koproduktion „Vertreibung – Odsun: Die Geschichte
der Sudetendeutschen“ lässt deutsche, tschechische und
österreichische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen. Dafür
wurden zum Teil erstmals seit 1945 Orte des Geschehens aufgesucht.
Weiters kommen die tschechische Schriftstellerin Kateřina Tučková
oder Petr Mikšíček – einer der Mitbegründer der Gruppe Antikomplex –
zu Wort. Historiker/innen aus den drei Ländern geben einen Einblick
in den Stand der Aufarbeitung.

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