• 13.11.2020, 22:00:17
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Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 14. November 2020. Von ALOIS VAHRNER. "Österreich zurück im harten Lockdown".

Innsbruck (OTS) - Die Bundesregierung wird heute weitere
einschneidende Maßnahmen verkünden. Ein harter Lockdown, obwohl viele
längst Corona-müde sind und viele um ihre Existenz bangen. Aber das
Gesundheitssystem steuert auf den Kollaps zu.

Die Hoffnung im Frühjahr war groß, dass es ein solches Niederfahren
von öffentlichem Leben und Wirtschaft nicht mehr geben wird oder
muss. Einen Lockdown mit Einschränkungen auch bis tief in den
privaten und beruflichen Bereich, der in einem freien Land eigentlich
nicht zumutbar ist.
Österreich hatte die erste Corona-Welle dank großer Solidarität und
Opferbereitschaft der Bevölkerung vergleichsweise gut und rasch
geschafft. Die Öffnungen kamen schrittweise, gleichzeitig sanken im
Laufe der Wochen und Monate die Vorsicht der Menschen und die
Bereitschaft, etwa die Abstandsregeln einzuhalten. Zwar warnten
Politik und Experten unablässig vor drohenden schwierigen Herbst- und
Wintermonaten, aber das ist letztlich auch angesichts der
grundsätzlich nur allzu verständlichen Pandemie-Müdigkeit verhallt.
Jetzt allerdings türmt sich die zweite Corona-Welle früher als
erwartet und jetzt schon größer als im Frühjahr auf.
Österreich ist vom auch von der Regierung selbst ernannten
Musterschüler leider zu einem europäischen Problemland geworden. Die
Infektionskurve zeigt seit vielen Wochen steil nach oben, die
Erkrankungs-Zahlen liegen (gemessen an der Bevölkerung) dreimal so
hoch wie in Deutschland. Ja, es geht auch um die zumindest teilweise
Rettung der Tourismus-Wintersaison mit Zehntausenden Beschäftigten.
Vor allem aber geht es darum, das Gesundheitssystem 5 vor 12 vor dem
Kollaps zu bewahren. Die Kapazitäten in Krankenhäusern und da vor
allem auch in den Intensivstationen, in denen auch viele 45- bis
60-Jährige liegen, drohen schon in Kürze gesprengt zu werden. Dann
müssten die Ärzte notgedrungen entscheiden, wer überhaupt noch
behandelt werden kann oder, man muss es so deutlich sagen, wer
sterben muss. Eine unerträgliche Situation, die es so heuer etwa in
der Lombardei zuhauf gegeben hat. Vorarlberg etwa spricht von einer
„dramatischen Situation“, bereits in den nächsten Tagen könnte es
diese so genannte Triage geben. Und auch in Tirol haben sich die
Ärzte mit eindringlichen Appellen an die Bevölkerung gewandt.
Die türkis-grüne Bundesregierung wird heute wohl in Richtung harter
Lockdown gehen und dies mit einer Art Notwehr wegen der drohenden
Gesundheits-Katastrophe begründen. Möglicherweise wieder wie im
Frühjahr mit der Schließung auch von Schulen, dem Handel und einer
Reihe weiterer Bereiche. Mit massiven Folgen für die Wirtschaft,
Arbeitsplätze, das Budget und für jeden Einzelnen, vor allem auch die
Kinder. Trotz Impfstoff-Hoffnung flackert das Licht am Ende des
Tunnels leider noch eher schwach.

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