Anderl: „Kürzer Arbeiten bringt mehr Jobs, Gleichberechtigung und Leben“
Utl.: Anderl: „Kürzer Arbeiten bringt mehr Jobs, Gleichberechtigung
und Leben“ =
Wien (OTS) - AK Präsidentin Renate Anderl fordert von der
Bundesregierung erneut umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit. Ein geeignetes Mittel dafür sind kürzere
Arbeitszeiten. Das zeigt auch die Wissenschaft, wo sich ein
grenzüberschreitendes Netzwerk mit der Frage beschäftigt. AK
Präsidentin Anderls Fazit: „Kürzer Arbeiten bringt mehr Jobs, mehr
Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern und einfach mehr
Lebensqualität für alle Arbeitnehmer*innen. Die ideologischen
Scheuklappen der Wirtschaft gegen eine Arbeitszeitverkürzung sind
überholt.“ Die AK hat eine Berechnung vorgelegt, was eine
Arbeitszeitverkürzung für 200.000 Arbeitnehmer*innen kosten würde.
Stefanie Gerold von der TU Berlin, heute bei einer Online-Diskussion
von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“: „Die meisten empirischen
Studien kommen zu dem Schluss, dass eine Arbeitszeitverkürzung zu
mehr Beschäftigung führt.“ Umstritten sei die Frage des
Lohnausgleichs. Dieser könnte zum Teil staatlich finanziert werden,
würde sich aber auch durch eine größere Leistungsfähigkeit der
entlasteten Arbeitnehmer*innen teils selbst finanzieren.
Der staatliche Lohnzuschuss lässt sich durch einen
Passiv-Aktiv-Tausch finanzieren. Das bedeutet, dass Ausgaben, die
ansonsten im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit bezahlt werden –
Arbeitslosengeld und Versicherungsbeiträge – für
Arbeitszeitverkürzung heran-gezogen werden. Die AK hat eine
Berechnung dazu vorgelegt am Beispiel des Modells 80 Prozent arbeiten
für 90 Prozent des Einkommens.
Wenn 200.000 Menschen ihre Arbeitszeit verkürzen, könnten 50.000
Menschen einen neu-en Arbeitsplatz bekommen. Die Verkürzung würde
freiwillig erfolgen. Damit auch Menschen mit niedrigeren Einkommen
die Möglichkeit haben, die Arbeitszeit zu reduzieren, ohne zu hohe
finanzielle Einbußen würde der Lohnausgleich bis 1.700 Euro 100
Prozent betragen. Je höher das Monatseinkommen, desto niedriger der
Lohnausgleich. Die Kosten dafür würden um die 300 Millionen Euro im
Jahr liegen.
Details zur Berechnung siehe:
https://awblog.at/arbeitszeitverkuerzung-sinnvoll-und-finanzierbar/
Miriam Rehm von der Universität Duisburg/Essen wies auf die Bedeutung
insbesondere kürzerer Wochenarbeitszeiten für die Gleichberechtigung
zwischen Frauen und Männern hin. AK Anderl: „Die Coronakrise trifft
insbesondere Frauen. Es ist nur gerecht, wenn neben der Schaffung von
mehr Arbeitsplätzen durch eine Arbeitszeitverkürzung auch mehr
Gleichberechtigung geschaffen wird.“
Jörg Flecker von der Universität Wien sagte, dass eine
Arbeitszeitverkürzung mittelfristig sogar einen größeren Zuwachs an
Arbeitsplätzen bringe, weil die Qualifizierung der Arbeitssuchenden
sich an die Nachfrage nach Arbeitskräften anpassen würde. Anderl hebt
in diesem Zusammenhang auf die 700 Millionen Euro schwere
Joboffensive hervor.
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