Österreichische Unternehmen verschifften nicht-recycelbaren Müll - Umweltschutzorganisation fordert Maßnahmen zur Müllreduktion und strengere Kontrollen für Plastikmüllhandel
Utl.: Österreichische Unternehmen verschifften nicht-recycelbaren
Müll - Umweltschutzorganisation fordert Maßnahmen zur
Müllreduktion und strengere Kontrollen für Plastikmüllhandel =
Wien (OTS) - Der Umweltschutzorganisation Greenpeace liegen
Unterlagen vor, die darauf hindeuten, dass im Jahr 2020 rund 700
Tonnen gemischter, nicht-recycelbarer Plastikmüll von
Elektroaltgeräten aus Österreich nach Malaysia gelangten. Das
Verschiffen von gemischtem, nicht-recycelbarem und mit Chemikalien
wie Flammschutzhemmern belastetem Plastikmüll in Länder mit schwachen
Abfallverwertungssystemen wie Malaysia ist verboten. In der ZIB2 und
auf orf.at wurde ausführlich über den Fall berichtet, der auch
strafrechtlich relevant sein könnte. Das Umweltministerium ermittelt
bereits auf den Hinweis von Greenpeace. Erst vergangenes Jahr deckte
Greenpeace die Umweltbelastung durch Chemikalien rund um eine
Zwei-Hektar-Deponie mit europäischem Müll in Malaysia auf. Die
Umweltschutzorganisation fordert gesetzliche Maßnahmen zur
Müllreduktion und strengere Kontrollen für den Handel mit
Plastikmüll.
„Der globale Handel mit Plastikmüll ist ein dreckiges Geschäft.
Dahinter steckt ein krankes System: Gegenstände wie
Plastikverpackungen, Polyesterkleidung oder Elektrogeräte werden hier
in Europa für kurze Zeit genutzt. Und dann wird der daraus
entstehende Plastikmüll zehntausende Kilometer um den Globus
verschifft und in Ländern des Globalen Südens unter widrigen
Umständen recycelt oder auf Mülldeponien gekippt, wo er die Natur,
Tiere und die Gesundheit der Menschen schädigt. Das muss endlich
gestoppt werden”, fordert Lisa Panhuber, Konsumexpertin von
Greenpeace. Und weiter: “Kurzfristig müssen die Behörden strengere
und häufigere Kontrollen durchführen, um sicherzustellen, dass kein
europäischer Müll auf Deponien in Ländern des Globalen Südens landet.
Aber worauf es wirklich ankommt, ist, dass erst gar kein Plastikmüll
anfällt. Die Politik muss per Gesetz dafür sorgen, dass Verpackungen,
Elektrogeräte und Textilien langlebig, reparierbar und
wiederverwendbar sind.”
Bei dem aktuellen Fall aus Österreich hatte ein asiatischer Händler
eingewilligt, 28 Container mit vermeintlich recyclebarem Müll aus
Österreich in Malaysia auf eigene Kosten zu verarbeiten. Foto- und
Videomaterial sowie die Aussagen des Recycling Unternehmens in
Malaysia deuten jedoch daraufhin, dass er stattdessen gemischten
nicht-recycelbaren Elektro-Plastikschrott erhielt. Da der Müll in
Malaysia nicht recycelt werden konnte, landete er schließlich auf
einer Deponie. Nur vier Container der Lieferung blieben im Zoll
stecken, wo sie derzeit verweilen. Das Umweltministerium plant, diese
für eine genaue Analyse zurück nach Österreich zu bringen.
Neben den 28 Containern im Jahr 2020, wurden schon 2019 mindestens
elf Container mit Müll aus Österreich nach Malaysia verschifft. Das
zeigen Unterlagen, die Greenpeace vorliegen. Offiziell wurden dem
Umweltministerium in den letzten Jahren aber keine Transporte von
Plastikmüll nach Malaysia gemeldet. Die fachgerechte Entsorgung bzw.
Verbrennung von Müll in Österreich ist aufgrund von Umweltauflagen
und höheren Lohnkosten teuer. Heimische Entsorgungsunternehmen
verrechnen laut des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe
zwischen 100 und 170 Euro pro verbrannter Tonne Müll. Bei dem
aktuellen Fall übernahm offenbar der asiatische Händler die Kosten
für Transport und Zoll, da er dachte, das Material recyceln und
weiterverkaufen zu können.
Unlängst warnte Interpol, dass immer mehr Plastikmüll weltweit
illegal gehandelt und in Ländern des Globalen Südens nicht
fachgerecht entsorgt wird. Seit China 2018 die Einfuhr von
Kunststoffmüll gestoppt hat, verlagert sich der globale
Plastikmüll-Strom in südostasiatische Länder wie Malaysia. Allein in
Malaysia landeten seit 2018 hunderttausende Tonnen Plastik aus
Europa, Australien und den USA. Das Plastik wird dort unter
gefährlichen und gesundheitsschädlichen Bedingungen verarbeitet und
die nicht verwertbaren Reste auf Freiflächen unkontrolliert verbrannt
oder deponiert. So entdeckte Greenpeace im Vorjahr unter anderem eine
zwei Hektar große illegale Mülldeponie direkt an einem Flussufer, auf
der auch Müll aus Europa lagerte. Täglich wurden dort bis zu 30
LKW-Ladungen Plastikmüll – darunter auch Elektroaltgeräte – abgeladen
und somit das Gewässer mit gefährlichen Chemikalien verschmutzt.
Solche Kontaminationen bergen große Gefahren für Tiere und Pflanzen
und die Gesundheit des Menschen.
- Greenpeace-Bericht “Der Recycling Mythos 2.0 - Toxische
Nachwirkungen von importiertem Plastikmüll in Malaysia”:
https://bit.ly/35mPP0j
- Interpol-Bericht zu illegalem Plastikhandel: https://bit.ly/37pACy2
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