• 29.09.2020, 10:33:53
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  • OTS0072

Denkmalschutz und Energieeffizienz schließen einander nicht aus

Diskussionsveranstaltung "Nachhaltige Baukultur: Denkmalschutz ist Klimaschutz" im Parlament

Utl.: Diskussionsveranstaltung "Nachhaltige Baukultur: Denkmalschutz
ist Klimaschutz" im Parlament =

Wien (PK) - Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und die
Initiative.DENKmal.KULTUR luden gemeinsam zur
Diskussionsveranstaltung "Nachhaltige Baukultur: Denkmalschutz ist
Klimaschutz" ins Parlament. Sobotka betonte in seiner
Eröffnungsansprache, dass Energieeffizienz im Bereich des
Denkmalschutzes leichter zu erreichen sei, als dass
Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden könnten, denn historische
Bauten seien per se ökologisch. Der Ruf nach Differenzierung, der
Erhalt von Kulturgut auf der einen Seite und Nachhaltigkeit auf der
anderen Seite seien zentrale Anliegen im Denkmalschutz, so der
Nationalratspräsident. Martin Böhm, Sprecher der
Initiative.DENKmal.KULTUR appellierte in seinem Statement, dass
Denkmalschutz sowohl die Bevölkerung als auch die EigentümerInnen
brauche.

Normen: Regeln oder Hindernisse?

Böhm forderte, dass Normen "ein bisschen flexibler" ausgelegt werden
müssten und kein Druck auf die EigentümerInnen ausgeübt werden dürfe.
Burghauptmann Reinhold Sahl meinte dazu, dass Normen sich oftmals
widersprechen würden und der Freiraum bei der Sanierung von Objekten
dadurch geringer werde. "Es gibt keine Norm, die so woanders auch
funktionieren würde", so Sahl, man müsse klein anfangen, es gebe
keine standardisierten, sondern nur individuelle Lösungen. Als
Beispiel für einander ausschließende Normen nannte Sahl die beiden
Hauptschwerpunkte beim Denkmalschutz, Energieeffizienz und
Barrierefreiheit. Sahl hielt in seiner Keynote "Historische Objekte -
Energiefresser oder das Gegenteil?" zudem fest, dass der Wert von
historischen Objekten für die Kultur sehr hoch sei und dass ein
Objekt, das man unter den Glassturz stellt, erst recht einen
Angriffspunkt darstelle. Wenn man es schaffen würde, die
Normenvielfalt wegzubekommen, wäre ein großes Problem gelöst, so der
Burghauptmann. Architekt András Pálffy nannte als Beispiel dafür die
Brandschutzverordnungen in historischen Gebäuden.

Energieeffizienz oder Energiefresser?

Historische Objekte seien keine Energiefresser, so Sahl, das
Gegenteil sei der Fall. Die Verwendung von naturnahen, lokal
verfügbaren Baumaterialien seien das Kennzeichen heimischer
Baukultur, sagte er. Zudem sei der lange Lebenszyklus ein Garant für
Nachhaltigkeit. Sahl nannte als Beispiel die Alte Burg, die bereits
über 700 Jahre alt ist. Er gab zu bedenken, dass auch ein
Gebäudeabriss energieintensiv sei, in Lebenszyklen denken sei die
Kernaufgabe.

Der Burghauptmann führte auch aus, dass das Arbeiten an der
Gedankenwelt in diesem Zusammenhang wichtig sei, denn beispielsweise
führe ein energieeffizientes Haus erst recht dazu, dass man mit
Energie leichtfertig umginge. Bei der Sanierung von historischen
Objekten seien nicht so sehr die handwerklichen Fähigkeiten gefragt,
sondern eher Managementqualitäten. So würde etwa die Optimierung von
Heizungspumpen eine Einsparung von rund 30% bringen oder etwa eine
entsprechende Beschichtung von Blechdächern zu einer nachfolgenden
Kühlung führen.

Der Abgeordnete der Grünen und Obmann des Umweltausschusses, Lukas
Hammer, wies darauf hin, dass sich der Energieverbrauch in den
letzten 10 Jahren verdoppelt habe, dass aber gleichzeitig der
Denkmalschutz herangezogen würde, wenn es etwa darum gehe, Hausdächer
in Bergdörfer mit Fotovoltaikanlangen auszustatten.

Aus der Geschichte lernen

Sahl forderte, aus der Bauweise historischer Objekte zu lernen.
Wichtig sei es, das Wissen von damals in die heutige Zeit zu
transferieren. Die Digitalisierung würde eine Chance bieten und die
Möglichkeit, die Systeme zu beherrschen. Dem schloss sich auch Astrid
Huber, die Leiterin des Informations- und Weiterbildungszentrums
Baudenkmalpflege der Kartause Mauerbach an. Es sei wichtig,
bautechnisch richtig zu arbeiten, damit Gebäude in die Zukunft
gerettet werden können, sagte Huber. Moderne Materialien seien meist
nicht kompatibel mit altem Material, so Huber, das Motto müsse "Care
and repair" sein.

Lukas Hammer bezeichnete Denkmäler als "Quellen, die zeigen, wie man
bauen kann" und wies darauf hin, dass bei historischen Objekten 95%
des Bauschuttes wiederverwendet werden könne, was vergleichsweise
etwa bei modernen Gebäuden nur bei zirka 5% der Fall sei. Architekt
András Pálffy betonte die Wertschätzung für historische Gebäude und
wies darauf hin, dass der Erhalt auch ein Mittel gegen die
Bodenversiegelung durch zu starken Neubau sei. Vieles, so Pálffy, sei
auch eine Einstellungsfrage.

Die Rolle der Politik

Hammer wies darauf hin, dass PolitikerInnen die Rahmenbedingungen
festlegen müssten. Eine der entscheidenden Fragen sei auch, den
Normierungsprozess transparenter zu machen. Eine steuerliche
Absetzbarkeit müsse diskutiert werden, ebenso sozial verträgliche
Anreize im Steuersystem. (Schluss) ibe

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Rückschau auf
vergangene Veranstaltungen finden Sie auf der Website des Parlaments.

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