• 07.09.2020, 06:00:32
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Weltweit erstes Open-Source-Nachweisverfahren für Pflanze aus neuer Gentechnik entwickelt

Greenpeace und ARGE Gentechnik-frei fordern sofortige Anwendung für Gentechnik-Kontrollen von Importen nach Österreich

Utl.: Greenpeace und ARGE Gentechnik-frei fordern sofortige
Anwendung für Gentechnik-Kontrollen von Importen nach
Österreich =

Wien (OTS) - Greenpeace und die ARGE Gentechnik-frei veröffentlichen
heute gemeinsam mit weiteren Organisationen,
Gentechnik-frei-Verbänden sowie der Handelskette SPAR die weltweit
erste Open- Source-Nachweismethode für eine Pflanze, deren Erbgut mit
einem Verfahren der „neuen“ Gentechnik verändert wurde. Die Methode
dient dem Nachweis einer gentechnisch veränderten Rapssorte, die
mittels Genome Editing hergestellt wurde. Sie widerlegt die
Behauptungen der Gentechnik-Industrie und einiger europäischer
Behörden, dass mittels „neuer“ Gentechnikverfahren hergestellte
Nutzpflanzen zumeist nicht von natürlich gezüchteten unterschieden
und daher nicht nach geltendem EU-Gentechnikrecht reguliert werden
können. Greenpeace und die ARGE Gentechnik-frei fordern die
österreichische Bundesregierung auf, das neue
Open-Source-Nachweisverfahren unverzüglich in der
Lebensmittelkontrolle einzusetzen, um eine illegale Kontamination von
Importen mit neuen Gentechnik-Pflanzen zu verhindern.

„Die neue Nachweismethode ist ein Meilenstein für den Schutz von
Konsumenten, Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft in der EU! Die
Behörden haben nun die Möglichkeit, neue nicht zugelassene
gentechnisch veränderte Pflanzen auch tatsächlich als solche zu
identifizieren. Dies erlaubt es Herstellern und Vermarktern auf allen
Ebenen – von Imkern über Landwirte, Züchter bis hin zur Futter- und
Lebensmittelwirtschaft – ihre Lieferketten von diesen neuartigen
gentechnischen Organismen freizuhalten und somit die wachsende
Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten nach gentechnikfreien
Lebensmitteln auch langfristig zu erfüllen“, erklärte Florian Faber,
Geschäftsführer der ARGE Gentechnik-frei. Die ARGE Gentechnik-frei
wird die neue Nachweismethode in ihre eigenen Kontrollprogramme
integrieren und den Einsatz für „Ohne Gentechnik“-Kontrollen auf
allen Ebenen, wie etwa durch Behörden oder zur unternehmensinternen
Qualitätssicherung, empfehlen.

Die neue Nachweismethode wurde heute nach einem ausführlichen
Peer-Review in der Fachzeitschrift „Foods“ publiziert. Mit dieser
Methode kann der Gentechnik-Raps des amerikanischen
Biotechnologieunternehmens Cibus präzise nachgewiesen werden. Dabei
handelt es sich um eine von bislang zwei mit Hilfe neuer Gentechnik
hergestellten Nutzpflanzen, die in Nordamerika angebaut werden. Der
Cibus-Raps hat in der Europäischen Union keine Zulassung, seine
Einfuhr wäre daher illegal. Das neue Nachweisverfahren wurde von den
ExpertInnen des Österreichischen Umweltbundesamtes validiert. Es
erfüllt alle europäischen Kriterien für Nachweismethoden für
gentechnisch veränderte Organismen und kann ab sofort eingesetzt
werden.

“Bereits 2018 hat der Europäische Gerichtshof klargestellt, dass das
EU-Gentechnikrecht auch auf Pflanzen, die mit Verfahren der
sogenannten neuen Gentechnik hergestellt wurden, anzuwenden ist, um
den Schutz von Konsumentinnen und Konsumenten und der Umwelt zu
gewährleisten. Dazu gehört auch, dass Importe etwa von Raps
regelmäßig auf eine mögliche Verunreinigung mit neuen illegalen
Gentechnik-Pflanzen untersucht werden müssen. Das neue
Nachweisverfahren liefert den österreichischen und europäischen
Behörden jetzt erstmals das Werkzeug dazu. In Österreich muss der
zuständige Minister Rudolf Anschober jetzt umgehend seine Behörden
anweisen, das neue Nachweisverfahren standardmäßig bei
Gentechnik-Kontrollen anzuwenden”, fordert Sebastian Theissing-Matei,
Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich.

Im Juli 2018 stellte der Europäische Gerichtshof (EuGH) klar, dass
auch Produkte aus den Verfahren der neuen Gentechnik unter die
Bestimmungen des EU-Gentechnikrechts fallen. Der EuGH sagte, nur so
könne dem Vorsorgeprinzip Rechnung getragen werden, das in den
EU-Verträgen verankert ist, und auf dem die EU-Vorschriften zur
Lebensmittelsicherheit fußen. Das Urteil verpflichtet die
österreichischen und europäischen Behörden unter anderem dazu,
Importe auf die Kontamination mit neuen Gentechnik-Pflanzen zu
untersuchen. Dank des neuen Open-Source-Nachweisverfahrens ist das
nun erstmals auch praktisch möglich.

Hintergrund:

Hinter den Begriffen “neue Gentechnik” oder "Genome-Editing"
verbergen sich neue gentechnische Verfahren, mittels derer neue
Merkmale bei einer Pflanze herbeigeführt werden können, ohne fremdes
genetisches Material (Erbgut) dauerhaft einzuschleusen. Das
bekannteste Verfahren ist CRISPR-Cas. Neben den beabsichtigten
Veränderungen verursacht Genome Editing allerdings auch
unbeabsichtigte Veränderungen des Erbguts, die die Sicherheit der
Produkte für Mensch und Umwelt beeinträchtigen können. Die
langfristigen Gesundheits- und Umweltauswirkungen von
Genome-Editing-Pflanzen sind noch nicht untersucht. Bislang wurden
zwei mit Genome Editing hergestellte Pflanzen zur Marktreife geführt:
Der SU Canola (Raps) der US-Firma Cibus und eine Sojabohne mit
verändertem Ölgehalt (High Oleic Soya) der US-Firma Calyxt. Beide
Produkte werden bisher ausschließlich in Nordamerika angebaut.

Das Forschungsprojekt wurde von einem Konsortium unter der Leitung
von Dr. John Fagan am Health Research Institute (Iowa, USA)
durchgeführt. Es wurde von der Greenpeace EU Unit, Greenpeace
Deutschland und dem Sustainability Council of New Zealand, sowie von
den „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnungsorganisationen ARGE
Gentechnik-frei (Österreich) und VLOG e.V. (Deutschland), dem
Non-GMO-Projekt (USA), der Organic and Natural Health Association
(USA), dem Verband für biologische Lebensmittel und Landwirtschaft
IFOAM Organics Europe und Österreichs führendem
Lebensmitteleinzelhändler SPAR finanziert.

Mit der neuen Methode wird eine herbizid-tolerante Rapssorte
nachgewiesen, die mit Hilfe eines Verfahrens der sogenannten „neuen“
Gentechnik entwickelt wurde. Der Nachweis ermöglicht es den
EU-Mitgliedsstaaten, entsprechende Kontrollen durchzuführen und so zu
verhindern, dass die in der EU nicht zugelassene Nutzpflanze illegal
in die Lebens- und Futtermittelketten der EU gelangt. Bislang gab es
für EU-Staaten keine Untersuchungsmethode, um landwirtschaftliche
Importe auf das Vorhandensein dieser gentechnisch veränderten
Rapssorte zu prüfen, die aktuell in Teilen der USA und Kanadas
angebaut wird. Auch haben bisher die Gentechnik-Industrie und einige
europäische Behörden den Standpunkt vertreten, dass mit Hilfe neuer
Gentechnik hergestellte Pflanzen häufig nicht detektierbar und somit
auch nicht nach geltendem EU-Gentechnikrecht regulierbar wären. Das
neue Nachweisverfahren zeigt, dass diese Behauptungen unsachlich und
überzogen sind.

SERVICE

- Medienbriefing zur neuen Nachweismethode: https://bit.ly/3blhIZ2
- alle Unterlagen stehen auf www.detect-GMO.org (ab 09:00 Uhr am
7.9.) zum Download zur Verfügung

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