- 23.08.2020, 22:00:02
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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 24. August 2020 von Karin Leitner – „Management by Chaos.“
Innsbruck (OTS) - Viel kündigen die Regierenden in Sachen Corona an.
Bei der Realisierung hapert es immer wieder.
Türkise und Grüne sollten mehr Energie in Sacharbeit stecken als in
Selbstinszenierung.
Für alle war der Beginn der Pandemie eine große Herausforderung, so
auch für die Regierenden. In einer bis dato unbekannten, schwierigen
Situation galt es zu agieren. Da können Fehler passieren. Sie sind zu
verzeihen, sofern sie auch eingestanden werden – und aus ihnen
gelernt wird. Das ist leider nicht der Fall.
Es ist nicht nur der Inhalt von Verordnungen, an dem es hapert. Es
ist auch der Umgang mit solchen.
Nun ist es ob einer dahingehenden Vorgabe zu Chaos bei den
Grenzkontrollen in Kärnten gekommen. Nicht nur die österreichischen
Urlaubsrückkehrer wurden Corona-bedingt kontrolliert, sondern alle,
die aus Slowenien kamen – ab Samstagmitternacht. Pässe waren zu
kopieren, Formulare auszufüllen. Klar war das anfangs nicht.
Polizisten, Soldaten und Behördenvertreter hatten bis am Vormittag
nichts von der Verordnung gewusst. Die Folge: kilometerlanger Stau,
Wartezeiten von mehr als zehn Stunden am Karawankentunnel, sieben
Stunden am Loiblpass. Das Rote Kreuz löste Bezirksalarm aus, um
Menschen mit Getränken versorgen zu können.
Gestern Früh ordnete der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser an,
bei Transitreisenden lediglich stichprobenartig zu kontrollieren.
Wegen der unzumutbaren Zustände. Wie kann es zu solchen kommen?
Wissend, dass trotz Pandemie nicht alle Österreicher hierzulande
Ferien machen, auch wenn Türkise und Grüne noch so viel dafür
getrommelt haben. Wissend, dass auch Bürger aus anderen Ländern
unterwegs sind. Warum sind jene, die die Neuerung vollziehen müssen,
nicht rechtzeitig informiert worden? Warum war sie mit dem
Landeshauptmann nicht abgesprochen, wie dieser sagt? Aus dem
Gesundheitsressort heißt es nun, die Behörden seien berechtigt, aber
nicht dazu verpflichtet, zu kontrollieren. Und von „lückenlos“ sei
nicht die Rede. Wurde das nicht vorab kommuniziert?
Verantwortungspingpong ist fehl am Platz. Der Schaden ist
angerichtet, der Ärger angesichts des Missmanagements groß. Der
Europarechtsexperte Walter Obwexer diagnostiziert EU-Widrigkeit.
Viel Zeit investieren die Koalitionäre in Pressekonferenzen,
Inszenierung und Show-Politik. Das Eigenlob bei jeder Gelegenheit ist
penetrant. Die Energie sollte in die Sacharbeit gesteckt werden. Den
Ankündigungen muss Realitätstaugliches folgen. Wer verstärkte
Grenzkontrollen avisiert, hat dafür zu sorgen, dass sie friktionsfrei
vonstattengehen.
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