• 20.07.2020, 12:26:59
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Trotz Durchfallquoten von bis zu 90% sollen Prüfungsantritte fallen

Die HTU Wien stellt sich klar gegen die studierendenfeindlichen Äußerungen von Uniko-Präsidentin Seidler

Wien (OTS) - 

Erneut versucht die uniko-Präsidentin Sabine Seidler ihre schon oft vernommene Forderung nach weniger Prüfungsantritten zu bekräftigen. Wie zuvor geht ihre Argumentation aber leider an der Lebensrealität der meisten Studierenden völlig vorbei.

Die implizite Aussage, dass mehr Prüfungsantritte nur dazu führen, dass Studierende länger brauchen, um die eigene Kompetenz im Studium einzuschätzen, kann man schwer als Argument gelten lassen. Viel eher ist es so, dass der 5. Prüfungsantritt ein wichtiger Rettungsschirm ist, damit Studierende doch noch ihr Studium abschließen können. Damit trägt er direkt dazu bei, die so wichtige Zahl an Absolvent_innen von MINT-Studien zu erhöhen.

Auch die Anzahl der Studierenden, die an psychischen Beschwerden leiden, würde mit einer Verringerung der Prüfungsantritte noch weiter steigen. 29% der Studierenden gaben bei der Studierendensozialerhebung 2019 an, an Prüfungsängsten zu leiden, bei den Existenzängsten waren es 21%. Frauen sind von diesen Ängsten stärker betroffen als Männer. Damit würde das Senken der Antritte vor allem weiblichen Studierenden weitere Steine in den Weg legen und wäre somit ein großer Schritt in die falsche Richtung in Bezug auf die Gleichberechtigung an Universitäten.

Besonders für Studierende der TU Wien, wo Prüfungen mit Durchfallquoten an die 90%  immer wieder Thema sind, erscheinen Forderungen nach weniger Prüfungsantritten mehr als zynisch.

“Frau Seidler spricht von Studierenden, die sich “mehrere Jahre durch ein Studium quälen” müssen. Die Verantwortung dafür diesen Umstand zu ändern - durch bessere Lehre und ein Studium, das sich auch mit Erwerbstätigkeit und Familie vereinbaren lässt - sieht sie leider nicht bei sich.”, meint hierzu Gabriele Urban vom Vorsitzteam der HTU Wien. Tatsächlich berichten im Rahmen der Studierendensozialerhebung 2019 an öffentlichen Universitäten nur 39% der Studierenden von guten Studienbedingungen, 43% der studierenden Eltern geben an, dass sie die Betreuung ihrer Kinder nicht so regeln können, dass sie uneingeschränkt studieren können und fast die Hälfte der erwerbstätigen Studierenden hat Probleme mit der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Studium.

“Die tatsächlichen Probleme von Studierenden in Österreich sind seit längerem bekannt. Es wird Zeit, dass sich die Politik und die Universitäten dieser annehmen.”, so Thomas Traxler vom Vorsitzteam der HTU Wien.

Außerdem kritisiert die HTU Wien den Ansatz der Rektorin, dass es die Aufgabe von Universitäten sei “die Besten auszubilden”. Die am besten Ausgebildeten kommen nämlich von der besten Lehre und nicht durch die Verringerung von Bildungschancen. Solche Aussagen untergraben das Ideal einer Universität in welcher Bildung als Gut für die Allgemeinheit angeboten wird.

Besonders von einer Rektorin die sich für einen kritischen und offenen Diskurs an den Universitäten ausspricht, erscheint ein solcher Wunsch nach Elitenbildung verwunderlich. 

Rückfragen & Kontakt

Lisa Korner
HTU Wien
+43 1 58801 49500
vorsitz@htu.at

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