Innsbruck (OTS) - Land und Gemeinden können am Wohnungsmarkt nicht
eingreifen, aber die Rahmenbedingungen für leistbares Wohnen
mitbestimmen. Trotzdem begünstigen Kommunen mit Fehlentscheidungen
aktiv die Wohnungsspekulation.
Die Wohnungspolitik in Tirol ist eine schwierige Gratwanderung: Trotz
steigender Grund- und Immobilienpreise kann die Landesregierung
nicht in den Wohnungsmarkt eingreifen. Die Rahmenbedingungen sollte
die Politik dennoch aktiv steuern, damit das Angebot an leistbaren
und geförderten Wohnungen zugunsten von Anleger- bzw.
Spekulationsobjekten nicht gänzlich ausgetrocknet wird. Mit der
Wohnbauförderung verfügt das Land über einen mit jährlich 300
Millionen Euro finanziell gut ausgestatteten Regelungsmechanismus.
Doch was nützen alle Förderungen, wenn am eigentlichen Bedarf
vorbeigebaut wird?
Das Problem liegt jedoch weniger beim Land als in den Gemeinden. So
schossen in der Landeshauptstadt Innsbruck die Anlegerwohnungen in
den vergangenen Jahren nur so aus dem Boden. Eine verfehlte Widmungs-
und Stadtentwicklungspolitik machte dies möglich, in ganzen
Häuserzeilen finden sich bereits Spekulations-Immobilien. Mit der
Widmung und den Bebauungsplänen könnte die Stadt vieles verhindern,
jetzt will Innsbruck selbst Wohnungen ankaufen und dann
„wohnbauförderungsnahe Eigentumswohnungen“ vergeben. Klingt gut,
doch das umschifft im Wahrheit nur das Problem.
Dass selbst gemeinnützige Baugesellschaften, die eigentlich das
Rückgrat des geförderten Wohnbaus in Tirol sein sollten, bereits am
privaten Wohnungsmarkt mitmischen, ist vielleicht bei einzelnen
Wohnungen nachvollziehbar. In Hall schossen die Verantwortlichen
trotzdem weit übers Ziel hinaus – allerdings im Einvernehmen mit der
Stadt. So konnte der Bauträger 47 frei finanzierte Wohnungen
errichten, die wenigsten wurden von Einheimischen erworben. Weil sich
die Haller diese Immobilien schlichtweg nicht leisten können. So
wurde mit einer verfehlten Bodenpolitik wieder einmal der Spekulation
mit dem Grundbedürfnis „Wohnen“ Vorschub geleistet.
Allein 165.100 Euro Gewinn machte dort eine Immobilienfirma mit einer
zuerst angekauften und später veräußerten Wohnung. Hall und der
gemeinnützige Bauträger müssen sich deshalb die Frage gefallen
lassen, ob sie sich ihrer öffentlichen Aufgabe eigentlich schon noch
bewusst sind. Die Optik ist mehr als schief und das Land Tirol wird
mit seiner Boden- und Wohnungspolitik einmal mehr düpiert. Aber nicht
nur die Regierung.
81 Prozent der Tiroler fordern wirksame Schritte, damit Wohnen
günstiger wird. Hall und Co. sind hingegen für empfindliche
Rückschritte im Land mitverantwortlich.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PTT