- 13.07.2020, 11:30:18
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„kreuz und quer“ porträtiert Jugendliche in Kenia, die unter schwierigen Lebensumständen besondere Talente entwickelt haben
„Wellblech Talente“ am 14. Juli um 22.35 Uhr in ORF 2
Utl.: „Wellblech Talente“ am 14. Juli um 22.35 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Kinder, die barfuß oder in einem einzelnen, losen
Gummistiefel im Korogocho-Slum Fußballspielen lernen, gewinnen am
Kunstrasen und in Sportschuhen gegen die meisten Teams. Zwei junge
Frauen, die Schach auf einem selbstbemalten Pappe-Spielbrett mit
unterschiedlichen Flaschenkappen als Figuren spielen. Zwischen dem
durch Abfall blau gefärbten Leitungswasser, den von Schweinen und
Marabus überfüllten Müllhalden und dem endlosen Wellblech-Meer
wachsen die Talente hoch über ihre Umstände hinaus. Sister Mary vom
Orden der Barmherzigen Schwestern kam vor 40 Jahren nach Nairobi und
gründete Schulen für Kinder aus dem Slum. Unterstützt wird sie mit
Spendengeldern der österreichischen Dreikönigsaktion. Jasmin
Baumgartners „kreuz und quer“-Dokumentation „Wellblech Talente“
porträtiert am Dienstag, dem 14. Juli 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2
Burschen und Mädchen in Kenia, die unter schwierigsten
Lebensumständen besondere Talente entwickelt haben – auf den Gebieten
von Musik, Sport, Kunst und Schach. Daraus schöpfen sie Mut und
Hoffnung – und jenes Mindestmaß an Selbstwertgefühl, das die
Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben ist.
In einer Schulklasse nahe dem Mukuru-Slum in Nairobi lauscht eine
Schulklasse den Worten von Sister Mary Killeen: „Wir verlassen uns zu
sehr auf akademische Ausbildung. Wir müssen auch den Eltern
beibringen, ihre Kinder zu fördern. Jemand, der gut tanzen kann, muss
auch intelligent handeln können. David Beckham war in der Schule
nicht gut. Aber er ist erfolgreich, oder?“, fragt Sister Mary ihre
Schülerinnen und Schüler – und möchte sie damit dazu ermutigen, die
eigenen Talente zu erkennen und entwickeln.
„Etwas Kleines kann etwas Großes werden“, sagt Sarah. Sie meint damit
die Schachfigur des Bauern, die im Schachspiel zu ihrer
Lieblingsfigur, der Königin, werden kann. Sarah Momanyi ist 13 Jahre
alt und die beste Nachwuchsschachspielerin ihres Alters in Kenia. Sie
vertritt ihr Land bei einem internationalen Schachturnier in Namibia.
Das ist für Sarah nicht selbstverständlich, denn bis vor Kurzem hatte
sie noch keinen Reisepass und konnte deshalb Kenia nicht verlassen.
Sie lebt bei ihrer Großmutter, die sich vor den Behörden als ihre
Mutter ausgab, um eine Geburtsurkunde für Sarah zu bekommen, die eine
bedingungslose Voraussetzung für den Reisepass ist.
„Die Straße ist kein guter Ort. Man muss draußen schlafen und wird
von der Polizei verprügelt“, sagt Felix aka Rocky Emperor (17), der
im Alter von neun Jahren von Sister Mary mit einem Loch im Herzen auf
der Straße aufgelesen wurde. „Felix hat nachts seine Musik gemacht.
Die Wächter wollten ihn erschießen, die Polizei wollte ihn verhaften,
und die anderen Kinder hat er damit nachts geweckt“, erzählt Sister
Mary über Felix’ Leidenschaft zur Musik. Sein Produzent Spike ist
neben Sister Mary sein engster Vertrauter, er hat mit ihm seinen bis
dato ersten professionell produzierten Song „Kutu“ aufgenommen. Jedes
Talent braucht seine Chance. Das Filmteam hat für Rocky in der Ruine
eines ehemaligen Klassenzimmers ein Musikvideo zu seinem neuen
Dancehall-Track „Kutu“ gedreht und anschließend ging es zur
kenianischen Talente-Show „Thee Upcoming“.
George ist mittlerweile 32 Jahre alt und arbeitet als Sozialarbeiter
an Sister Marys Schule. Er betreut die Burschen, die ehemals auf der
Straße lebten, nachts im Schlafsaal. Er achtet darauf, dass niemand
zu spät nach Hause kommt. George ist perfekt für diesen Job, er kennt
die Straßen des Mukuru-Slums besser als die meisten. Früher war er in
einer Gang, die Raubüberfälle beging. Heute hält er die Kinder davon
ab, es ihm gleich zu tun: „Verbrechen zahlt sich nicht aus.
Verbrechen führt zum Tod, und man will nicht als junger Mensch
sterben“, antwortet er auf die Frage eines Schülers.
Am meisten Stolz empfindet Sister Mary aber in Bezug auf Maureen. Die
beiden kennen einander, seit Maureen als Bub in ihrer Klasse war. Als
sich Maureen zunehmend als Frau fühlte, stand Sister Mary ihr bei.
Heute hat Maureen ihren eigenen Friseursalon mit vier Angestellten:
„Ich habe mich nicht selbst gehasst. Ich habe mich, so wie ich war,
geliebt. Deswegen bin ich heute auch dort, wo ich bin“, sagt Maureen
und geht zurück in ihren Laden, in dem die Kundschaft schon auf sie
wartet.
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