• 23.06.2020, 06:10:02
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ÖSTERREICH veröffentlicht SMS-Chat zwischen Strache und Kurz

Straches erste Reaktion auf das Ibiza-Video: "Halb so wild. Viele falsche Vorwürfe, welche so nicht stattgefunden haben"

Utl.: Straches erste Reaktion auf das Ibiza-Video: "Halb so wild.
Viele falsche Vorwürfe, welche so nicht stattgefunden haben" =

Wien (OTS) - Die Tageszeitung ÖSTERREICH veröffentlicht in ihrer
Dienstagsausgabe erstmals SMS-Chats zwischen ÖVP-Bundeskanzler
Sebastian Kurz und dem einstigen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian
Strache. Die Chats zwischen Kanzler und Vizekanzler zeigen viel vom
Koalitionsalltag zweier Parteichefs, die nicht immer einer Meinung
sind.

Acht SMS aus dieser ­interessanten, aber politisch nicht
belastenden Krisenkommunikation wurden von Kurz und Strache zum
Ibiza-Video zwischen Donnerstag, 16. Mai 2019, 21.08 Uhr und Samstag,
18. Mai, 3.09 Uhr, verschickt - sie liegen ÖSTERREICH vor:

Donnerstag, 16. 5., 21.08 Uhr, schreibt der Kanzler: „Bitte um
Rückruf! Habe jetzt auch Anfragen und will nochmal kurz mit dir
reden! Danke.“ Strache antwortet: „Heute geht nichts mehr. Aber B.
(Anm.: ein Mitarbeiter von Kurz) kann morgen die Fragen und Antworten
lesen. Hoffe, deiner Oma geht es besser? LG.“ Offenbar meint der
Ex-FPÖ-Chef die schriftliche Anfrage der Redakteure der Süddeutschen
Zeitung und des Spiegels zum Ibiza-Video.

Sebastian Kurz fragte dann bei Strache nach: „Na ja, mal schauen,
aber danke! Was meinst du mit heute geht nichts mehr. Was kommt da
genau?“
Der damalige FPÖ-Chef schreibt um 00.50 Uhr zurück: „Halb so wild.
Viele falsche Vorwürfe, welche so nicht stattgefunden haben …aber die
Frage ist der Auftraggeber … da haben wir zurzeit ein paar
Informanten. LG.“
Nach seinen Erfahrungen während des Wahlkampfs im Herbst 2017 kommen
dann die nächsten Fragen von Sebastian Kurz nicht wirklich
überraschend: „Wer steckt dahinter? Silberstein?“ Die nächtliche
Konversation wird dann von Strache beendet: „Wenn es so einfach wäre,
dann wäre es schön!“

Am Freitag, am Erscheinungstag des Videos, schreibt der Kanzler um
13.10 Uhr: „Bitte um dringenden Rückruf!“ Die ganze Dimension der für
diesen Abend geplanten Veröffentlichung dürfte zu diesem Zeitpunkt
bereits bekannt gewesen sein.

Am Samstag um 3.09 Uhr morgens schickt Strache sein letztes SMS an
den Noch-Koalitionspartner: „Wir brauchen mit unserer Entscheidung
bis in der Früh. Um 9 Uhr teilen wir sie Dir mit. Um 11 Uhr unser
Gespräch, dann um 12 Uhr meine Erklärung. LG.“

Auch die zahlreichen SMS, die sich beide Politiker Wochen vor dem
„Ibiza-Day“ geschickt haben, zeigen zwar teils heftige
Meinungsverschiedenheiten bei gewissen Koalitionsthemen, aber es
findet sich kein Wort über einen geplanten Postenschacher, über die
Casinos AG oder mögliche Auftragsvergaben. So ist in den ÖSTERREICH
vorliegenden Chats nachzulesen, dass Strache in SMS-Debatten für eine
höhere Mindestpension (1.200 Euro netto), für die Ablehnung des
Migrationspakts und auch für die Abschaffung der ORF-GIS-Gebühr
argumentiert: "Hallo Sebastian! Danke für deine Zeilen. Du musst
bitte verstehen, dass wir dem Gesamtpaket (Köst-Senkung) nur dann
zustimmen können, wenn die für uns so wichtigen Punkte (ORF-GIS,
LV-Budget, Mindestpension) schriftlich zugesichert werden. Wir können
da nicht im luftleeren Raum bleiben! Lg HC"

Auch ein Streitthema zwischen Kurz und Strache wird durch die
Chats ersichtlich. So schreibt Kurz im April 2017 an Strache: "Was
soll das? Du hast zu mir gesagt, wir können eine Pensionsreform
machen, die 1,5 Milliarden bringt, wenn wir die Mindestpension so
machen, wie du willst. Jetzt bin ich dazu bereit und du regst dich
auf über Vorschläge, die einen Bruchteil davon bringen. Du vergisst
leider immer deine Teile der Vereinbarungen. Lg Sebastian" Strache
antwortet darauf: "Du weißt, dass dies falsch ist und du hier
unehrlich spielst. Nehme dies mit Bedauern zur Kenntnis!" Kurz'
Replik: "Das gibt es ja nicht. Das hast du am Sonntag bei mir zu
Hause gesagt. Stefan, Herbert und Norbert waren dabei."

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