- 18.06.2020, 06:00:02
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Greenpeace: BOKU-Analyse zeigt die größten Gefahren für Österreichs Lebensmittelversorgung
Klimakrise, Lebensmittelverschwendung, Bodenversiegelung, Flächenverbrauch als Bedrohung für Versorgungssicherheit Österreichs
Utl.: Klimakrise, Lebensmittelverschwendung, Bodenversiegelung,
Flächenverbrauch als Bedrohung für Versorgungssicherheit
Österreichs =
Wien (OTS) - Eine neue Analyse der Universität für Bodenkultur im
Auftrag von Greenpeace zeigt die größten Gefahren für eine sichere
Lebensmittelversorgung in Österreich auf. Neben der Klimakrise
bedrohen künftig insbesondere die Bodenversiegelung,
Lebensmittelverschwendung, Agrotreibstoff-Produktion, zunehmende
soziale Ungleichheit, Abhängigkeit von Futtermittelimporten und der
übermäßige Flächenverbrauch für die Fleischproduktion die Versorgung
mit gesunden Lebensmitteln in Österreich. In der Analyse zeigen die
BOKU-Wissenschafter auch konkrete Lösungsvorschläge für eine sichere
Lebensmittelversorgung auf. Greenpeace fordert von der
Bundesregierung, jetzt die Lehren aus der Coronakrise zu ziehen und
die Lebensmittelversorgung in Österreich nachhaltig krisensicher zu
machen. Dafür legt die Umweltschutzorganisation einen auf den
wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden 10-Punkte-Plan für eine
krisensichere umweltfreundliche Landwirtschaft vor.
“Die Lebensmittelproduktion in Österreich hat gleich mehrere
Achillesfersen, wie etwa die voranschreitende Klimakrise, der Verlust
fruchtbarer Böden oder die Lebensmittelverschwendung. Die Coronakrise
hat uns vor Augen geführt, dass unsere Lebensmittelversorgung auch im
Krisenfall einwandfrei funktionieren muss. Die vorliegende Analyse
verdeutlicht, welche Lehren die Bundesregierung jetzt aus der Krise
ziehen muss”, sagt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte
bei Greenpeace in Österreich. Die von Greenpeace beauftragte
BOKU-Analyse zeigt, dass etwa aufgrund der Klimakrise und zunehmenden
Extremwetterereignissen wie Dürren Österreich schon ab 2035 mit
Ertragseinbußen in der Landwirtschaft um 19 Prozent rechnen muss.
Gleichzeitig landen bis zu einer Million Tonnen Lebensmittel jährlich
im Müll, was österreichische Haushalte finanziell belastet und
klimaschädliche Emissionen erzeugt. Auch der übermäßige Fleischkonsum
bedroht die Versorgungssicherheit, denn rund 80 Prozent aller
landwirtschaftlichen Flächen werden hierzulande für die Haltung von
Nutztieren oder die Produktion von Futtermitteln genutzt. Dadurch
gehen wertvolle Flächen verloren, auf denen gesunde Lebensmittel
direkt für uns Menschen produziert werden könnten.
“Die Umstellung auf eine ökologische, kreislauforientierte sowie viel
stärker regional ausgerichtete Landwirtschaft und
Lebensmittelversorgung, ist angesichts kommender Krisen
unverzichtbar. Nur dann können wir uns in Österreich künftig mit
ausreichend und gesunden Lebensmitteln selbst versorgen”, sagt Dr.
Thomas Lindenthal, einer der beiden Autoren der wissenschaftlichen
Analyse vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der
Universität für Bodenkultur in Wien. Und weiter: “Das heißt unter
anderem: wir müssen in Österreich die biologische Landwirtschaft
ambitioniert ausbauen und einen nachhaltigen gesünderen
Ernährungsstil etablieren. Das bedeutet unter anderem weniger Fleisch
essen, dafür mehr biologisches, saisonales und regionales Gemüse und
Obst, und generell KonsumentInnen den Griff zu umweltfreundlichen
Produkten aus Österreich erleichtern. Beispielsweise, indem die
Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in allen Bereichen deutlich
verbessert wird.”
Aber nicht nur ökologische Faktoren gefährden die
Versorgungssicherheit. Auch die zunehmende soziale Ungleichheit macht
es einkommensschwachen Haushalten schwerer, sich ausreichend gesund
zu ernähren. Im Krisenfall kommen dann oft plötzliche
Preissteigerungen hinzu. So zeigen etwa die Daten der europäischen
Statistikbehörde Eurostat einen starken Anstieg der Kosten für
frische Lebensmittel seit Beginn der Coronakrise. Lag die monatliche
Teuerung für frische Lebensmittel EU-weit im Jänner noch bei 2,3
Prozent, waren es im April schon 7,6 Prozent. Daher ist eine
sozialpolitische Unterstützung von einkommensschwachen Haushalten
gerade im Hinblick auf Krisensituationen weiterhin unverzichtbar.
“Die Bundesregierung darf nicht länger zuwarten und muss jetzt
Schritte für ein krisenfestes Lebensmittelsystem setzen”, so
Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Theissing-Matei. In einem
10-Punkte-Plan für eine krisensichere Landwirtschaft fordert
Greenpeace von der Bundesregierung, etwa eine verpflichtende
Kennzeichnung für Lebensmittel nach Herkunft und Art der Produktion
einzuführen, die Bio-Landwirtschaft bis 2030 auf 40 Prozent der
Flächen auszuweiten und Anreize zu schaffen, dass der Fleischkonsum
in Österreich bis 2030 halbiert wird.
SERVICE
- Factsheet zur wissenschaftlichen Analyse inklusive 10-Punkte-Plan
für eine krisensichere Landwirtschaft:
https://bit.ly/Analyse-Lebensmittelversorgung
- Wissenschaftliche Analyse vom Zentrum für globalen Wandel und
Nachhaltigkeit, Universität für Bodenkultur (BOKU), Thomas Lindenthal
und Martin Schlatzer: https://bit.ly/Analyse-Lebensmittelversorgung
- Bildmaterial finden Sie unter:
https://bit.ly/Bilder-Lebensmittelversorgung
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