• 10.06.2020, 11:20:32
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  • OTS0082

Suchtmittelkriminalität steigt weiter an

2019 konnte wieder ein Anstieg der angezeigten Delikte nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) festgestellt werden, wodurch ein neuer Allzeithöchststand erreicht wurde.

Utl.: 2019 konnte wieder ein Anstieg der angezeigten Delikte nach
dem Suchtmittelgesetz (SMG) festgestellt werden, wodurch ein
neuer Allzeithöchststand erreicht wurde. =

Wien (OTS) - Am 10. Juni 2020 wurde der Suchtmittelbericht 2019
präsentiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Anzeigen nach
dem SMG um 5,6 Prozent von 41.044 Anzeigen auf 43.329 angestiegen und
markiert damit den Höchststand. Dies ist unter anderem auf die
österreichischen Schwerpunktaktionen, die vermehrten Bestellungen aus
dem Internet und den dadurch resultierenden Aufgriffen von
Suchtmittel-Postsendungen zurückzuführen.

Sicherstellungen

2019 konnte die Polizei in Österreich rund 95 Kilogramm Heroin, 87
Kilogramm Kokain, 1.368 Kilogramm Cannabisprodukte, 78.000 Stück
Ecstasy, 122 Kilogramm Amphetamin, 30 Kilogramm Methamphetamin sowie
272 Kilogramm Khat sicherstellen. Wie Anhand der sichergestellten
Mengen an Cannabisprodukten zu sehen ist, nimmt dieses Suchtmittel
nach wie vor eine dominante Rolle am illegalen Suchtmittelmarkt ein.
In rund 61 Prozent der Fälle wurde es bei den Tatverdächtigen
vorgefunden. An zweiter Stelle stehen mit über 150 Kilogramm die
synthetischen Suchtmittel.

Die Tatverdächtigen

2019 fand bei der Altersverteilung der Tatverdächtigen eine leichte
Veränderung statt: Während bei der Altersgruppe der 18- bis
39-Jährigen sowie den über 40-Jährigen ein deutlicher Anstieg der
Anzeigen nach dem SMG verzeichnet wurde, konnte bei den 18- bis
20-Jährigen ein Rückgang von sechs Prozent festgestellt werden. Am
häufigsten war mit 34 Prozent (14.883 Anzeigen) die Personengruppe
der 25- bis 39-Jährigen vertreten. Die Geschlechterverteilung blieb
auch 2019 ähnlich dem Vorjahr: Mit 85 zu 15 Prozent wurden Männer
deutlich häufiger angezeigt als Frauen. Der Anteil der inländischen
Tatverdächtigen bei den Vergehenstatbeständen liegt bei 69,1 Prozent
und der Anteil Fremder bei den Verbrechenstatbeständen auf den
Höchstwert von 53,1 Prozent angestiegen.

Meisten Delikte in Wien

In allen Bundesländern bis auf Oberösterreich konnte eine Zunahme der
Anzeigen festgestellt werden. 2019 wurden die meisten Anzeigen nach
dem SMG mit 13.136 Delikten in Wien gemeldet, gefolgt von
Oberösterreich (7.178 Anzeigen) und Niederösterreich (5.115
Anzeigen). Den größten prozentuellen Anstieg mit 20,8 Prozent
verzeichnete die Steiermark. Dort stieg die Anzahl der Delikte von
4.140 auf 5.000 im Jahr 2019. Das Burgenland hingegen zählte mit 851
die wenigsten angezeigten Delikte nach dem SMG.

Versand der Suchtmittel

Wie der Suchtmittelbericht deutlich zeigt, waren die Postsendungen
mit illegalen Suchtmittel auch 2019 im Steigen. Insgesamt wurden im
Zeitraum von Jänner 2016 bis Ende 2019 von der Polizei und der
Zollverwaltung rund 9.100 Sendungen mit Suchtmittel sichergestellt.
Diese enthielten insgesamt rund 232 Kilogramm sowie 67.300 Stück
Suchtmittel. Die Folgeermittlungen ergaben, dass diese ausschließlich
über Darknet-Marktplätze bezogen wurden und etwa 75 Prozent der in
Österreich sichergestellten Postsendungen aus den Niederlanden
versandt wurden.

Internationale Zusammenarbeit

Bestellungen aus dem Darknet nehmen immer mehr zu und haben dadurch
eine entscheidende Rolle im nationalen und internationalen Kampf
gegen die Suchtmittelkriminalität eingenommen. Da Österreich an der
Balkan-Route liegt, ist somit eine Vernetzung, die auch
internationale Partner miteinschließt, von großer Bedeutung. Aufgrund
dessen wirkte Österreich auch 2019 an vielen internationalen
Projekten mit, die unter anderem die Ermittlungsstrategien der
Balkanländer stärken sollten und kriminaltaktische Maßnahmen im
Bereich des Internets und Darknets zum Inhalt hatten.

Eines dieser Projekte war das im Juli 2017 initiierte und 2019 mit
erfolgreicher Bilanz beendete ISF-P-National Projekt „Drug Policing –
Schwerpunkt Westbalkan und Darknet“. Durch die österreichische
Unterstützung bei operativen Ermittlungsfällen konnten hunderte
Festnahmen, große Suchtgift- und Bargeldsicherstellungen sowie
gerichtliche Verurteilungen im In- und Ausland erzielt werden.

Erforschung neuer Ermittlungsmethoden

In Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt (BK) und dem
Rauschgiftdezernat des Landeskriminalamtes Bayern (BLKA) wurde im
Februar 2019 ein von der Europäischen Kommission kofinanziertes und
bis zum Jahr 2021 laufendes Projekt gestartet. Dieses hat vor allem
die Forensik beim Suchtmittelhandel im Fokus und kombiniert diese mit
operativen Maßnahmen. Neue Ermittlungsmethoden sollen getestet und
auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Dafür wurden auch
andere Organisationen, wie die Gerichtsmedizin Innsbruck, die
Kriminaltechnik des BK sowie das LKA Bayern und die Zollverwaltung
mit eingebunden. Zudem bilden Prävention und die Netzwerkbildung
zwischen den Organisationen wichtige Ecksäulen des Projektes.

Zusammenfassung und Ausblick

Österreich kommt aufgrund seiner geografischen Lage auf der
Balkan-Route sowohl als Transitland und Umschlagplatz für illegale
Drogen und Sitz verschiedenster multinationaler Tätergruppierungen
eine große Bedeutung zu. Der derzeit boomende Handel mit illegalen
Suchtmitteln im Internet und Darknet bleibt weiterhin eine große
Herausforderung für die Polizei. Diese Art des Drogenhandels muss im
Wege des „Multi-Agency-Prinzips“ in interdisziplinärer Zusammenarbeit
bekämpft werden. Neben dem Online-Erwerb von Suchtmittel werden
illegale Drogen auch weiterhin über traditionelle Wege, wie der
Balkan-Route oder den Flughafen Wien-Schwechat geschmuggelt. Darüber
hinaus muss auch dem offenen Straßenhandel Aufmerksamkeit geschenkt
werden, da diese Begehungsform direkten Einfluss auf das
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung hat.

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