• 22.05.2020, 11:13:04
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  • OTS0059

AK-Analyse: Lehrstellenlücke fast dreimal größer als bisher offiziell angenommen

23.000 Jugendliche suchen eine Lehrstelle in einem Betrieb – Unternehmer meldeten in der Corona-Krise nur 4.600 offene Plätze – Regierung muss eingreifen

Utl.: 23.000 Jugendliche suchen eine Lehrstelle in einem Betrieb –
Unternehmer meldeten in der Corona-Krise nur 4.600 offene
Plätze – Regierung muss eingreifen =

Wien (OTS) - „Der Bund muss ein Maßnahmenpaket schnüren, damit die
Jungen trotz Corona-Krise einen Lehrplatz bekommen“, sagt AK
Präsidentin Renate Anderl. Die offizielle Zahl von derzeit 8.400
Lehrstellensuchenden wäre schlimm genug. Tatsächlich suchen 23.000
Jugendliche eine Lehrstelle in einem Betrieb – fast dreimal so viele
wie offiziell, zeigt die Auswertung der aktuellen Zahlen des
Arbeitsmarktservice durch die AK ExpertInnen. Anderl: „Der Bund muss
ausreichend Budget für genügend überbetriebliche Ausbildungsplätze
garantieren. Und alle von der Krise betroffenen Firmen sollen auch
für ihre Lehrlinge Kurzarbeit beantragen.“

Die Zahlen im Detail: Anfang Mai waren 8.366 Jugendliche als
sofort lehrstellensuchend gemeldet, dazu kommen 4.339 in Schulungen
des Arbeitsmarktservice und 10.063 in der vom Bund und den Ländern
finanzierten überbetrieblichen Ausbildung – in Summe 22.768. Sie alle
suchen eine Lehrstelle in einem Betrieb, aber die Unternehmer
meldeten nur 4.561 offene Lehrstellen. Das ergibt eine
Lehrstellenlücke von 18.207 Ausbildungsplätzen, die in den Betrieben
fehlen. So riesig war die Lehrstellenlücke seit 2010 nicht mehr.

Besonders dramatisch: Erst unlängst hat der Bund die Träger der
überbetrieblichen Ausbildung verpflichtet, ihre Lehrlinge
schnellstens in einen Betrieb zu vermitteln. „Aber wie soll das
gehen?“, fragt AK Präsidentin Renate Anderl. In der Arbeiterkammer
meldeten sich in den letzten Wochen immer wieder verzweifelte
Familien. Ihr Kind hat die Lehr-stelle wieder verloren, wurde etwa
zur einvernehmlichen Lösung des Lehrvertrags gedrängt.

„Die Pflicht, überbetriebliche Lehrlinge unbedingt in einen
Betrieb zu vermitteln, muss zumindest während der Corona-Krise und
der danach drohenden Wirtschaftskrise gelockert werden“, fordert
Renate Anderl. Zusätzlich muss ausreichend Budget für genügend
überbetriebliche Ausbildungsplätze garantiert werden. Und bei
staatlichen Hilfspaketen für Unternehmen soll berücksichtigt werden,
ob betroffene Firmen Lehrlinge ausbilden.

Gleichzeitig appelliert die AK Präsidentin an alle von der Krise
betroffenen Firmen: Statt Lehrverhältnisse zu lösen, sollen sie ihre
Lehrlinge in die Kurzarbeit mitnehmen. Dass das geht, haben
Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund mit der Wirtschaftskammer
ausverhandelt, und der Nationalrat hat es beschlossen.

Renate Anderl: „Jetzt dürfen Bund und Unternehmer keine
Jugendliche und keinen Jugendlichen auf der Straße stehen lassen,
auch im eigenen Interesse. Nach der Krise muss unsere Wirtschaft mit
gut ausgebildeten Fachkräften durchstarten können.“

Die AK setzt sich für #Gerechtigkeit ein. Seit 100 Jahren. #fürimmer.

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