Im Rahmen des ORF-Schwerpunkts 75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg – am 17. Mai um 23.05 Uhr in ORF 2
Utl.: Im Rahmen des ORF-Schwerpunkts 75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg
– am 17. Mai um 23.05 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - „Waldheim nein, Waldheim nein!“ skandierte eine
Menschenmenge 1986 im Zentrum von Wien. Die österreichische
Filmemacherin Ruth Beckermann war eine der Aktivistinnen und
Aktivisten, die die Wahl des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt
Waldheim zum österreichischen Bundespräsidenten verhindern wollten
und begab sich mit Kamera und Mikrofon hinein in die Abgründe der
österreichischen Seele. Mehr als 30 Jahre später analysiert sie in
ihrem dokumentarischen Essay „Waldheims Walzer“ mit ihren eigenen
Bildern und einer Fülle an Archivmaterial diesen Wendepunkt der
österreichischen Nachkriegsgeschichte. Im Rahmen des
ORF-Programmschwerpunkts 75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg präsentiert
der „dokFilm“ in ORF 2 am Sonntag, dem 17. Mai 2020, um 23.05 Uhr
Beckermanns filmische Aufarbeitung über die Aufdeckung der
Kriegsvergangenheit Kurt Waldheims. Der vom ORF im Rahmen des
Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Dokumentarfilm wurde bisher u.
a. 2018 bei der Berlinale sowie 2019 mit dem Österreichischen
Filmpreis und dem auf der Diagonale vergebenen Franz-Grabner-Preis
ausgezeichnet.
„Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ ab 18. Mai in
ORF 2
Mit der sechsteiligen „Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in
Rot-Weiß-Rot“ zeigt der ORF ab Montag, dem 18. Mai, jeweils um 20.15
Uhr in ORF 2 eine von Andreas Novak konzipierte Zeitgeschichteserie
über Österreichs Alltags-, Politik- und Gesellschaftsgeschichte
zwischen 1950 und den 2000er Jahren. Den Auftakt macht im Rahmen des
ORF-Programmschwerpunkts zu „65 Jahre Staatsvertrag“ die
Dokumentation „Die 50er Jahre“ von Wolfgang Stickler und Andreas
Novak.
Mehr zum Inhalt von „Waldheims Walzer“:
Am Stephansplatz gehen die Emotionen hoch. Menschen sind
herbeigeeilt, um an der Abschlussveranstaltung des
Bundespräsidentenwahlkampfs im Mai 1986 teilzunehmen. Der Kandidat:
Kurt Waldheim. Die einen wollen ihm zujubeln, die anderen gegen ihn
und seine Rolle im Nationalsozialismus demonstrieren. Grüppchenweise
argumentieren Passanten miteinander, gestikulieren, beschimpfen
einander, werden aggressiv. Die Polizei schreitet ein.
Vielen Journalistinnen und Journalisten sowie dem Jüdischen
Weltkongress waren die mysteriösen Lücken in der Kriegsbiografie des
ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim aufgefallen. Doch der
kann sich nicht erinnern. Alle folgenden Versuche, die Wahrheit
aufzudecken, beziehungsweise sie zu vertuschen oder einfach zu
beschwichtigen, reißen tiefe Gräben in das Land, spalten die
Gesellschaft bis hinein in Familien.
Die Filmemacherin Ruth Beckermann mischt sich unter das Volk, mit
einer der ersten Videokameras in Händen und einem über die Schulter
gehängten Recorder. Sie dokumentiert die letzten fünf Wochen vor der
Wahl – fünf Wochen, die das Land veränderten.
30 Jahre später gräbt sie dieses Material aus, recherchiert, fügt
Archivmaterial hinzu. Das Ergebnis: die Genese des Niedergangs einer
Lebenslüge: Österreich sei das erste Opfer des Nationalsozialismus
gewesen.
Ruth Beckermann will Kurt Waldheim in ihrem Dokumentarfilm nicht
Schuld oder Unschuld nachweisen – in eineinhalb Stunden, in denen
sich das Publikum abwechselnd fremdschämen, den Kopf schütteln oder
im Hals steckengebliebene Lacher hinunterwürgen muss, entzaubert sich
Waldheim selbst. „… der Mann, dem die Welt vertraut“, wie trotzig auf
den Wahlplakaten steht, ist für die einen eine Schande und für die
anderen ein Opfer geworden. Die Mechanismen, die den Hass schüren und
Hetzer mobilisieren werden spürbar, sie funktionieren – damals, wie
heute. Waldheim wurde gewählt.
„Waldheims Walzer“ ist ein Film über Lüge und Wahrheit, über
„alternative Fakten“, über individuelles und kollektives Erinnern.
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