- 22.04.2020, 09:30:40
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Produktion läuft in Krisensituation weiter
Betriebe haben Produktion reduziert, aber keine Stillstände. Kritische Situation bei Lieferketten und Investitionen.
Utl.: Betriebe haben Produktion reduziert, aber keine Stillstände.
Kritische Situation bei Lieferketten und Investitionen. =
Wien/St.Pölten (OTS) - Laut einer Umfrage der
Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) rechnen 40 Prozent
der Industriebetriebe damit, ihre Produktion in den nächsten vier
Wochen im Ausmaß von 75 bis 100 Prozent des Normalbetriebs
weiterlaufen zu lassen. 40 Prozent rechnen mit einer
Produktionsauslastung 50 bis 75 Prozent in den nächsten vier Wochen.
Kein einziges der befragten Unternehmen geht davon aus, die
Produktion komplett stillzulegen.
„Das ist ein Lichtblick in diesen turbulenten Zeiten. Die aktuelle
Produktivität ist vor allem auf die loyalen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Industriebetriebe zurückzuführen. Ihnen gilt unser
größter Dank, weil sie mit ihrem Engagement die Versorgung in
Niederösterreich aufrechterhalten“, erklärt dazu IV-NÖ-Präsident
Thomas Salzer.
Aufgrund der Coronakrise steht die IV-NÖ auch in einem engen
Austausch mit der NÖ Landespolitik. Landeshauptfrau Johanna
Mikl-Leitner sieht in diesem Schulterschluss zwei gemeinsame
Herausforderungen: „Wir müssen das Leben unserer Mitmenschen
schützen. Und gleichzeitig die wirtschaftliche Existenz der Betriebe
und ihrer Beschäftigten bewahren. Das gelingt den Unternehmen, indem
sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Moment so großen
Einsatz zeigen, bestmöglich schützen. Danke an alle, die das möglich
machen und somit unsere Versorgung im Land absichern.“
„Eine starke Industrie ist für die Widerstands- und Zukunftsfähigkeit
unseres Wirtschaftsstandortes entscheidend. Das zeigt sich aktuell in
der Krise: Alle niederösterreichischen Industriebetriebe haben trotz
größter Herausforderungen während des Lockdowns ihre Produktion –
zumindest teilweise - und somit unseren gesamten Wirtschaftskreislauf
aufrechterhalten. Manche haben kurzerhand ihre Produktion
beispielsweise auf dringend benötigte Desinfektionsmittel
umgestellt“, betont Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger.
ZT: Unsichere Perspektiven
Was die zukünftige Produktionsauslastung in den nächsten Monaten
betrifft, zeigen sich die Unternehmen – zumindest vorsichtig –
optimistisch. Knapp die Hälfte (48%) geht davon aus, in den nächsten
neun Monaten eine Auslastung von 75 bis 100 zu erlangen.
Nichtsdestotrotz gaben 27 Prozent der befragten Unternehmen an, noch
keine Aussagen über ihre Produktionsauslastung in den kommenden neun
Monaten geben zu können.
ZT: Probleme bei Lieferketten
Als größtes Hemmnis für die Wiederherstellung des vollständigen
Produktionsausma-ßes sehen die Unternehmen die Verfügbarkeit von
ausländischer Vorleistungen (44%), gefolgt von kritischen
Lagerbeständen (25%) und der Verfügbarkeit inländischer
Vor-leistungen (19%). „Die größten Hindernisse liegen also im Bereich
der Lieferketten, was in erster Linie auf die Schließungen und
Wartezeiten an der Grenze sowie die geringe Verfügbarkeit von
Frächtern zurückzuführen ist“, so Salzer.
ZT: Kurzarbeit statt Kündigungen
Laut Umfrage setzen 75 Prozent der Unternehmen auf die neue
Corona-Kurzarbeit, um die aktuellen Produktions- und Auftragsausfälle
zu kompensieren. Viele Betriebe nutzen zudem Betriebsurlaube (38%)
oder den Abbau von Resturlaub oder sonstigen Zeitgut-haben. Nur 1,9
Prozent der Unternehmen gaben an, aufgrund von Corona alles
aller-letzte Option Kündigungen vornehmen zu müssen. „Die Betriebe
unternehmen sehr viel, um ihre Beschäftigten halten zu können. Das
zeigt auch, wie wichtig die Corona-Kurzarbeit ist, um Arbeitsplätze
abzusichern“, so Salzer.
Auffällig ist jedoch der Wunsch nach mehr Flexibilität bei der
Kurzarbeit: „Viele Unter-nehmen wünschen sich längere
Durchrechnungszeiträume als die aktuell eingeräumten drei Monate.
Damit hätten die Betriebe noch mehr Spielraum, um in diesen
turbulenten Zeiten ihre Liquidität abzusichern und Kündigungen auch
auf längere Sicht zu vermeiden“, so Salzer. Jugendliche, die heuer
eine Lehrausbildung in der Industrie beginnen wollen, haben übrigens
nach wie vor gute Chancen: 60 Prozent der befragten Unter-nehmen
gaben an, im Herbst gleich viele Lehrlinge einzustellen wie
ursprünglich ge-plant.
ZT: Zurückhaltung bei Investitionen
Ihre Investitionen haben die Unternehmen zu einem großen Teil
aufgeschoben: 70 Pro-zent gaben an, ihren Investitionsplan aufgrund
der Krise zu ändern. Als Gründe dafür werden vor allem
Nachfrageeinbrüche (76%) genannt sowie die geringere Verfügbarkeit
von Eigenkapital (41%) und unterbrochene Lieferketten (16%).
„Die Krise hat uns gezeigt, dass wir noch stärker auf einen gut
abgesicherten Wirtschaftskreislauf im eigenen Land setzen müssen.
Dazu braucht es aber auch unbürokratische Unterstützung aus der
Politik und natürlich ausreichend Fachkräfte. Wichtig ist daher, dass
Kinder und Jugendliche auch in dieser aktuell herausfordernden
Unterrichtssituation mit Home-Schooling keine Nachteile erleiden.
Schließlich brauchen wir in Zukunft unsere gut ausgebildeten
heimischen Fachkräfte umso mehr, damit wir nach der Coronakrise als
Industriestandort wieder voll durchstarten können“, so Salzer.
Befragungsmethode:
An der Befragung haben 54 Mitgliedsunternehmen der IV-NÖ im Zeitraum
von 14. bis 16. April teilgenommen. Das Sample setzt sich aus
Unternehmen unterschiedlicher Größe zusammen: 29 % < 100 Mitarbeiter,
23 % mit 100-250 MA, 17 % 250-500 MA, 21 % 500-1.000 MA, 10 % > 1.000
MA. Ein knappes Drittel (30%) aller befragten Unternehmen stammt aus
der Metalltechnischen Industrie, die auch die größte Branche
innerhalb der NÖ Industrie ausmacht. Darüber hinaus hat die IV-NÖ in
den ersten zwei Wochen der Coronakrise zwei weitere, allerdings rein
qualitative, Blitzumfragen unter den Mitgliedsunternehmen zum Thema
Covid-19 durchgeführt.
Pressefotos und Grafiken unter:
https://niederoesterreich.iv.at/de/presse
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