- 31.03.2020, 22:00:01
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Leitartikel "Die bedrohten Freiheiten" vom 1.4.2020 von Michael Sprenger
Innsbruck (OTS) - Unsere Generation erlebt noch nie dagewesene
Einschränkungen. Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus
sind alternativlos, heißt es. Die Verteidigung der
demokratisch-liberalen Gesellschaft ist es jedenfalls.
Von Michael Sprenger
Jetzt ist der Begriff wieder allgegenwärtig. Egal wo – alle staatlich
gesetzten radikalen Maßnahmen, um das Coronavirus zu bekämpfen,
werden als alternativlos bezeichnet. So war es schon damals, als die
Welt von der Finanzkrise geschockt wurde. Später wurde dieser Begriff
im deutschsprachigen Raum zum Unwort des Jahres gewählt. Zu Recht!
Denn mit diesem Begriff wurde versucht, ein Debatte über die
Maßnahmen von vornherein zu verhindern.
Heute scheint es tatsächlich so zu sein, dass es keine Alternative
zum verordneten Shutdown gibt. Die Welt befindet sich im Leerlauf.
Und die Bevölkerung nimmt es fast achselzuckend zur Kenntnis. Auch
hierzulande. Hunderttausende Menschen werden arbeitslos oder in
Kurzarbeit geschickt, Existenzen werden vernichtet, das öffentliche
Leben befindet sich im Stillstand, Verzweiflung macht sich breit,
Ärzte müssen entscheiden, wer noch behandelt werden kann, Masken
werden getragen, Schulen bleiben geschlossen.
Für uns alle war dies unvorstellbar, als wir vor drei Monaten das
neue Jahrzehnt begrüßt haben. Heute geben wir uns nicht einmal mehr
die Hand. Und alle kontrollieren alle. Die Corona-Regeln bescheren
selbsternannten Blockwarten ein Fest.
Es herrscht ein Ausnahmezustand. Das positivste Szenario, an das wir
uns derzeit klammern, ist die Methode „Hammer and Dance“. Gemeint ist
damit, dass sich nach dem gewaltigen Schlag – mit dem Holzhammer –
das Virus nicht mehr oder nur mehr auf niedrigem Niveau ausbreitet,
sodass wir bald mit kleinen einfachen Tanzschritten in das normale
Leben zurückfinden. Zugegeben, ein lustvoller Tanz wird das nicht
werden. Das wissen wir. Aber wir sind bereit mitzutun.
Doch wir sind auch gefordert. Alle. Vor allem müssen wir aufpassen,
dass während des Tanzes die gesetzten Maßnahmen sukzessive
zurückgenommen werden. Wenn uns politische Verantwortungsträger
erklären, der Holzhammer war alternativlos, und wir das akzeptieren,
so sollten alle wissen, dass es für uns keine Alternative zu einer
demokratisch-liberalen Gesellschaft geben darf. Ungarn – mit seinem
konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán – sollte uns
eindrucksvoll vor Augen führen, was alles auf dem Spiel steht. Uns
sollte angst und bang werden, mit welcher Leichtigkeit von ÖVP und
Grünen das Wort von der digitalen Überwachung die Runde macht. Achten
wir also auf die Gesundheit – und auf eine freie, offene
Gesellschaft.
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