• 29.02.2020, 10:00:32
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„profil“: Luanda Leaks – Andritz verlor Großauftrag in Angola

Vertrag mit Firma der früheren Präsidententochter Isabel dos Santos über 285 Millionen Euro / Angolanische Regierung kippte Kraftwerks-Deal nachträglich

Utl.: Vertrag mit Firma der früheren Präsidententochter Isabel dos
Santos über 285 Millionen Euro / Angolanische Regierung kippte
Kraftwerks-Deal nachträglich =

Wien (OTS) - Wien/Graz (OTS) – Wie das Nachrichtenmagazin „profil“ in
seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hatte der steirische Anlagenbauer
Andritz Mitte 2018 kurzfristig einen Großauftrag in Angola in der
Tasche, verlor diesen allerdings rasch wieder. Andritz-Firmen in
Österreich, Deutschland, Angola und China sollten Lieferungen und
Leistungen für ein großes Wasserkraftwerkprojekt namens Caculo Cabaca
erbringen. Entsprechende Verträge wurden mit einer Firma
unterzeichnet, die Isabel dos Santos, der Tochter des früheren
angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos, zuzurechnen war.

José Eduardo dos Santos hatte den 4,5-Milliarden-Dollar-Auftrag
für die Kraftwerkserrichtung im Jahr 2015 an ein Konsortium vergeben,
an dem die Firma seiner Tochter mitbeteiligt war. Der Sub-Auftrag für
Andritz sollte sich – vorliegenden Vertragsentwürfen zufolge – auf
insgesamt rund 285 Millionen Euro belaufen. Zur Umsetzung kam es
jedoch nicht. Der nunmehrige angolanische Präsident Joao Manuel
Goncalves Lourenco nahm die – angeblich eigenmächtige – Beauftragung
von Andritz zum Anlass, um die Firma von Isabel dos Santos aus dem
Staudamm-Konsortium auszuschließen. Bereits zuvor waren in Angola
Korruptionsvorwürfe gegen dos Santos aufgetaucht – sie selbst
bestreitet vehement jedes Fehlverhalten.

Dass Andritz um ein Haar bei dem umstrittenen Geschäft mitgemischt
hätte, ergibt sich aus dem länderübergreifenden Investigativprojekt
„Luanda Leaks“ des International Consortium of Investigative
Journalists (ICIJ). „profil“ ist in dem Datenbestand, den das ICIJ
mit ausgewählten Medienpartnern teilt, auf den steirischen
Anlagenbauer gestoßen.

Andritz selbst bestätigte auf „profil“-Anfrage die Vorgänge im
Wesentlichen. Das Auftragsvolumen wurde nicht dementiert. Die
Beauftragung sei lediglich bedingt und abhängig von der Genehmigung
durch den Endkunden erfolgt, teilte das Unternehmen mit. Diese
Genehmigung gab es letztlich nicht: Andritz habe ein Monat lang an
dem Projekt gearbeitet, bevor der Vertrag gestoppt und nach sechs
Monaten annulliert worden sei. Angefallene Arbeitsstunden seien
abgegolten worden. „Außer den im Projektgeschäft üblichen
Angebotskosten ist Andritz kein weiterer Schaden entstanden.“ Der
Auftrag ging nunmehr an den deutschen Konkurrenten Voith.

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