Hörspiel-Kritikerpreis für Ruth Johanna Benrath - Johannes Silberschneider als „Schauspieler des Jahres“ geehrt
Utl.: Hörspiel-Kritikerpreis für Ruth Johanna Benrath - Johannes
Silberschneider als „Schauspieler des Jahres“ geehrt =
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Bei der vom ORF zum 27. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten
Ö1-Hörerinnen und Hörer aus 27 Neuproduktionen des Jahres 2019 das
„Hörspiel des Jahres“. Das Publikum entschied sich für „Laß dich
heimgeigen, Vater, oder Den Tod ins Herz mir schreibe“ von Josef
Winkler. Der zum 13. Mal vergebene „Hörspielpreis der Kritik“ geht an
„GEH DICHT DICHTIG! Hörspieldialog mit Elfriede Gerstl“ von Ruth
Johanna Benrath. Die Ergebnisse der Publikums- und Juryentscheidungen
wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am Freitag, den 28. Februar
im ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben. Als „Schauspieler des Jahres“
wurde Johannes Silberschneider geehrt. Das „Hörspiel des Jahres“ wird
am Samstag, den 29. Februar um 14.00 Uhr in Ö1 erneut ausgestrahlt.
„GEH DICHT DICHTIG! Hörspieldialog mit Elfriede Gerstl“ wird im „Ö1
Kunstsonntag“ am 1. März um 23.00 Uhr wiederholt. Weiters wurden die
Siegerprojekte von „Track 5‘“, dem in Kooperation mit der „schule für
dichtung“ ausgeschriebenen Ö1-Wettbewerb für Kurzhörspiele,
präsentiert. Diese werden am 7. März im „Ö1 Hörspiel“ (14.00 Uhr)
gesendet.
Das „Hörspiel des Jahres 2019“ ist „Laß dich heimgeigen, Vater,
oder Den Tod ins Herz mir schreibe“ von Josef Winkler, inszeniert von
Alice Elstner. Darin stellt der 1953 in Kamering in Kärnten geborene
Josef Winkler seinem verstorbenen Vater vor allem eine Frage: „Warum
hast du geschwiegen, warum hast du es verschwiegen ... auf welchem
Boden wir stehen?“. Denn erst spät, nach dem Tod des Vaters, hat
Winkler erfahren, dass auf der Sautratten, dem Feld des Dorfes, auf
dem das Getreide für das tägliche Brot der Familie angebaut wurde,
1945 der Leichnam Odilo Globocniks verscharrt worden war. Globocnik
war der Organisator und Leiter der „Aktion Reinhardt“, er war
maßgeblich verantwortlich für die Ermordung von mehr als eineinhalb
Millionen Menschen in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und
Treblinka zwischen März 1942 und August 1943 und bis zuletzt stolz
darauf. Winkler hat den Text 2017 während der Direktionszeit von
Karin Bergmann für das Wiener Burgtheater verfasst. Für Ö1 hat die
Hörspielregisseurin Alice Elstner Winklers Text bearbeitet und
inszeniert, mit Johannes Silberschneider in der Hauptrolle und Oskar
Kisela als Kind. Die Musik komponierte Christoph Theiler.
Den zweiten Platz bei der Publikumswahl zum „Hörspiel des Jahres“
vergaben die Hörerinnen und Hörer an „Aufzeichnungen aus dem
Irrenhaus“ von Christine Lavant. 1935 verbrachte die Kärntner
Schriftstellerin Christine Lavant als Zwanzigjährige, nachdem sie
einen Suizidversuch mit Medikamenten unternommen hatte, sechs Wochen
in der „Landeskrankenanstalt Klagenfurt“. 1946, elf Jahre später,
schrieb sie ihre Erlebnisse mit Patientinnen, Pflegerinnen und Ärzten
in der Institution Psychiatrie nieder. Sie „verdichtet ihre
Erlebnisse und Empfindungen zu einem grotesk-realistischen
Spiegelbild, in dem die Verhaltensweisen, die Hierarchien, die
Machtstrukturen und Unterdrückungsmuster einer rigiden
Klassengesellschaft sichtbar werden“, so Klaus Amann, einer der
Herausgeber von Lavants Gesamtwerk. Peter Rosmanith komponierte mit
Franz Hautzinger und Matthias Loibner, die gemeinsam als „Brot &
Sterne“ auftreten, die Musik und führte Regie. Gerti Drassl
verkörperte Christine Lavant.
Der dritte Platz ging an „Uherský Brod – Ein ferner Name“. Der
1965 geborene Autor und Regisseur Florian Grünmandl recherchierte die
Herkunftsgeschichte seines Vaters, des bekannten österreichischen
Kabarettisten Otto Grünmandl, und seiner Familie. Briefe, Berichte,
Dokumente und von Florian Grünmandl geführte Interviews waren die
Basis für dieses Hörspiel, das zugleich ein Dokument der Geschichte
einer jüdischen Familie im 20. Jahrhundert ist. Martin Sailer führte
Regie in dieser Produktion aus dem ORF-Landesstudio Tirol, mit Julia
Gschnitzer als Schwester, Joachim Bißmeier als Bruder und Helmuth A.
Häusler als „Ich“.
Vergabe des „Hörspiel-Kritikerpreises“ an Ruth Johanna
Benrath für „GEH DICHT DICHTIG! Hörspieldialog mit Elfriede Gerstl“
Seit 2007 wird im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ auch der
„Hörspielpreis der Kritik“ vergeben. Die Jury aus Literatur- und
Kulturkritiker/innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der
„Kleinen Zeitung“, des „Falter“ und des „Standard“ prämierte das
Stück „GEH DICHT DICHTIG! Hörspieldialog mit Elfriede Gerstl“ von
Ruth Johanna Benrath. Darin tritt die in Berlin lebende Autorin
Benrath in einen fiktiven Dialog mit der von ihr verehrten Wiener
Dichterin Elfriede Gerstl. Gerstl verfasste Gedichte, Essays, kurze
Prosastücke und „Denkkrümel“, wie sie selbst einige ihrer Texte
nannte. Lauren Newton bereichert mit Klängen und Sprachspielen diesen
Dialog zweier Autorinnen, die sich im realen Leben nie begegnet sind,
jedoch auf sprachlicher Ebene miteinander verbunden sind. In diesem
Hörspiel ist Gerti Drassl als Elfriede Gerstl und Dörte Lyssewski als
Ruth Johanna Benrath zu hören. Regie führte Christine Nagel. Diese
Produktion wurde auch von der Jury der Deutschen Akademie der
Darstellenden Künste zum Hörspiel des Jahres 2019 gewählt.
„Track 5‘“ - die Siegerstücke des Ö1-Wettbewerbs für
Kurzhörspiele
„Es geht auch anders“ war das Motto des Ö1-Kurzhörspielwettbewerbs
„Track 5‘“, den Ö1 wieder mit der „schule für dichtung“
ausgeschrieben hatte. Aus den 106 Einreichungen, die die Kriterien
erfüllt haben, hat eine Jury zehn Kurzhörspiele nominiert: Die
geforderten Kriterien waren neben einer Länge von maximal fünf
Minuten ein Original-Ton und der Satz „Es geht auch anders“. Platz 1
und damit 1.000,- Euro Preisgeld ging an Karl Quartz für „Die
Gardinen im Schlafwaggon“, ein „Mikro-Antidrama“, das „schelmisch das
Fehlen jeglicher Story karikiert“. Die Gewinner des zweiten Preises
mit 500,- Euro sind Laurin und Amelie Steinhuber mit „Es geht auch
anders“. Es ist ein schneller Dialog zwischen den zwei jungen
Teilnehmern. „Es könnte ein Zählreim sein, eine Moritat, ein
Abenteuer-Hörbuch, Zeichentrick-Soundscore, Kinder-Rap.“ Platz drei
mit ebenfalls 500,- Euro ging an das Hörspiel „Haltestelle“ des
Künstler/innen-Kollektivs „Bonnie und das Kleid“, bestehend aus
Muamer Gazibegovic, Nevenko Bucan und Alona Bakirova. „Als Film
könnte dieses Kurz-Hörspiel ein herzzerreißendes Melodrama sein, als
Musikstück eine traurige Ballade, als Kunstwerk ein sehr
melancholisches Gemälde von Edward Hopper“, so die Jury. Zusätzlich
vergab die „schule für dichtung“ zum sechsten Mal einen Sonderpreis,
der mit 1.000,- Euro dotiert ist und den dieses Jahr Claudia Weber
für ihr Kurzhörstück „Depron Aero, 3mm“ erhielt, in dem der Bau und
Flug eines Modellflugzeuges zu einer Parabel wird, einer
leichtfüßigen Geschichte über Verlust und Neubeginn.
Johannes Silberschneider ist „Schauspieler des Jahres 2019“
Seit 1997 wählt eine Fachjury aus ORF-Hörspielregisseurinnen und
-regisseuren die Schauspielerin oder den Schauspieler des Jahres.
Diesmal fiel die Wahl auf Johannes Silberschneider für seine prägende
Mitwirkung in vier Hörspielneuproduktionen des Jahres 2019,
insbesondere für seine eindrückliche Interpretation von Josef
Winklers „Laß dich heimgeigen, Vater, oder Den Tod ins Herz mir
schreibe“. „Johannes Silberschneider verleiht Josef Winklers
autobiographischem Text eine berührende Unmittelbarkeit, durch die
persönliche Erfahrung und zeitgeschichtliche Relevanz des Erlebten
glaubhaft vermittelt werden“, so die Jury-Begründung. Weiters hat
Silberschneider in den Hörspielen „Drinnen, bei mir, bin ich sehr
traurig. Joseph Roth“ von Helmut Peschina, „Die Bergung der
Landschaft“ von Magdalena Schrefel und in „Fake News Blues“, der
ersten Podcast-Fiction-Serie von Ö1 und FM4, mitgewirkt. Die
ORF-Hörspiel-Jury würdigt Johannes Silberschneider als „emphatischen,
kreativen und energetischen Schauspieler“, der mit „genauen
Vorstellungen und persönlichem Eigensinn seine Figuren entwickelt.
Die Individualität, die dadurch auf seine Figuren übergeht, zeichnet
seine Arbeit im Hörspielstudio und auf der Bühne aus. Er versteht
Sprache als Medium der Dichtung, Texte sind für ihn
‚Sprachpartituren‘, Musik, die man zu ‚singen‘ hat.“ Zu den bisher
Ausgezeichneten der Fachjury zählen u. a. Rudolf Wessely, Michou
Friesz, Martin Schwab, Bibiana Zeller, Peter Simonischek, Peter
Matic, Andrea Clausen, Erwin Steinhauer, Chris Pichler, Elisabeth
Orth, Cornelius Obonya, Gerti Drassl, Joachim Bißmeier, Markus
Hering, Petra Morzé, Markus Meyer, Karl Markovics, Vera Borek und
Sylvie Rohrer.
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