• 08.02.2020, 22:00:02
  • /
  • OTS0026

TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Der Staat im Pflege-Dilemma", von Liane Pircher, Ausgabe vom Sonntag, 9. Februar 2020

„Es gibt positive Signale in Richtung Pflegereform, aber es muss endlich auch geliefert werden.“

Utl.: „Es gibt positive Signale in Richtung Pflegereform, aber es
muss endlich auch geliefert werden.“ =

Innsbruck (OTS) - Zuerst Minister-Tour, dann Reform: Was das neue
Pflege-Paket im Herbst bringen wird, ist noch offen. Baustellen gibt
es viele.

Es tut gut zu hören, dass die neue Regierung einen Schwerpunkt auf
die Pflege legt und Sozialminister Rudolf Anschober nun eine so
genannte „Dialog-Tour“ durch die Bundesländer macht, um zu erfahren,
was Betroffene begehren. Er wolle sich ein Bild machen: Dieses kann
man ihm schon vorab kurz und knapp erklären. Fakt ist, dass seit
vielen Jahren von einem Pflegenotstand die Rede ist und schon viele
Konzepte hin- und hergeschoben wurden. Es wurde viel versprochen, zu
wenig getan. Ähnlich wie beim Klimawandel wissen alle, dass ohne
große Reform ein Kollaps droht. Wirklich zu beeindrucken scheint es
die politischen Verantwortungsträger nicht. Momentan schauen alle auf
das Burgenland-Modell, das pflegende Angehörige über eine
gemeinnützige Landestochter anstellt. Sie bekommen Gehalt, Urlaub und
sind versichert. Tirol und Salzburg winken ab, andere Bundesländer
überlegen, ob nachahmenswert. Diese leidigen Finanz-Debatten unter
Bund und Ländern nerven. Keiner weiß wieder so recht, was zu tun ist.
Ein Teil des Pflegepersonals und die Gewerkschaft erhoffen sich
indes mit der Forderung nach einer 35-Stunden-Woche mehr
Attraktivität für den Beruf. Das alleine würde an der gesamten
Schieflage wenig verändern. Dafür krankt es an zu vielen Stellen. Zu
vieles in der Pflege basiert noch auf veralteten Systemen, etwa
geteilte Dienste in der Peripherie. Eine Schicht in der mobilen
Pflege von sieben bis 13 Uhr, dann Pause und noch eine Schicht von 17
bis 19.30 Uhr. Das sind vier Arbeitswege an einem Tag. Fakt ist, dass
für eine echte Pflegereform viel Geld in die Hand genommen werden
muss. Eine PR-Tour des Sozialministers alleine wird es nicht richten.
Was zählt, ist, wie das Pflegereform-Paket befüllt wird. Druck genug
zum Handeln gibt es: Demnächst müssen 41.000 Pflegekräfte wegen
Pensionierung ersetzt werden, 34.000 braucht es noch zusätzlich.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PTT

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel