• 28.01.2020, 10:56:35
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ORF-Dokumentation „Anton Schmid – Der gute Mensch von Wilna“ in der Rossauerkaserne Bernardis-Schmid präsentiert

Am 29. Jänner um 22.30 Uhr in ORF 2

Utl.: Am 29. Jänner um 22.30 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Nach Robert Bernardis widmet sich die
ORF-Zeitgeschichte-Reihe „Menschen & Mächte“ in der Dokumentation
„Anton Schmid – Der gute Mensch von Wilna“ einem weiteren weitgehend
vergessenen wichtigen militärischen Widerstandskämpfer. Der Film
zeigt am Mittwoch, dem 29. Jänner 2020, um 22.30 Uhr in ORF 2 die
Geschichte des Wiener Elektrohändlers Anton Schmid, der als einfacher
Feldwebel 1941/42 im besetzten Litauen zahlreiche Jüdinnen und Juden
vor der Ermordung rettete. Im besetzten Wilna gelang es Anton Schmid,
Jüdinnen und Juden für vorgeblich dringliche Arbeiten zu requirieren,
ihnen falsche Papiere zu verschaffen und sie mit Wehrmachts-LKWs aus
dem Ghetto von Wilna zu bringen. Schmid bezahlte sein Eintreten für
Menschlichkeit mit dem Leben. Er wurde von einem Kriegsgericht der
Wehrmacht als „Verräter“ verurteilt und am 13. April 1942 erschossen.
Mit Hilfe von Zeitzeugen, bisher unveröffentlichten Briefen Schmids
sowie Spielszenen erzählt Regisseur Martin Betz das Porträt des
„Retters von Wilna“ filmisch nach.

Auf Einladung von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wurde der Film gestern, am
Montag, dem 27. Jänner, anlässlich der feierlichen Umbenennung der
Rossauerkaserne in Rossauerkaserne Bernardis-Schmid ebendort
präsentiert. An der Veranstaltung nahmen neben „Menschen &
Mächte“-Redaktionsleiter Andreas Novak, pre-tv-Produzent Nikolaus
Wisiak und Regisseur Martin Betz der Wiener Bürgermeister Michael
Ludwig und die Enkel der beiden Widerstandskämpfer Schmid und
Bernardis, Brigitte Kelemen bzw. Ingeborg Heidlberger und Anton
Gross, teil. Ebenfalls unter den Gästen: der litauische Botschafter
Donatas Kušlys, Militärsuperintendent Karl-Reinhart Trauner,
Militärbischof Werner Freistetter, Generalstabschef General Robert
Brieger sowie zahlreiche hochrangige Vertreter des Bundesheeres –
unter ihnen General i. R. Hubertus Trauttenberg –, Friedrich
Forsthuber, Präsident des Wiener Landesgerichts, hdgö-Direktorin
Monika Sommer, ORF-TV-Wissenschaftschef Tom Matzek und
Anton-Schmid-Darsteller Leopold Altenburg, Ururenkel des Kaiserpaares
Franz Joseph und Elisabeth.

Mag. Klaudia Tanner, Bundesministerin für Landesverteidigung:
„Leistungen dieser beiden Soldaten sind wichtiger Bestandteil der
Traditionspflege des Österreichischen Bundesheeres“

Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner freute sich, die
Premierengäste im Festsaal der soeben mit den Traditionsnamen
Bernardis-Schmid benannten Kaserne begrüßen zu dürfen, dankte dem ORF
für die Filmproduktionen und den Angehörigen für ihr Kommen. Die
ORF-Veranstaltung füge sich am Holocaust-Gedenktag sehr gut in die
Reihe der Veranstaltungen ein – ein Tag des Innehaltens und Gedenkens
an die Opfer des Nationalsozialismus, so Tanner: „Es geht um
Tapferkeit und Zivilcourage. Es geht darum, die nötige Zivilcourage
aufzubringen, um seinem eigenen Gewissen zu folgen und bereit zu
sein, die Konsequenzen dafür zu tragen. Die Widerstandskämpfer
Oberstleutnant im Generalstab Robert Bernardis und Feldwebel Anton
Schmid haben uns dies vorgelebt. Gerade in einem Beruf, wo es um
Leben und Tod gehen kann, hat Berufsethik beim Militär einen
wichtigen Stellenwert. Daher sind die Leistungen dieser beiden
Soldaten ein wichtiger Bestandteil der Traditionspflege des
Österreichischen Bundesheeres.“

Bürgermeister Dr. Michael Ludwig: „Film vereint Traditionspflege im
Österreichischen Bundesheer und demokratische Aufarbeitung der
österreichischen Zeitgeschichte im ORF“

„Es freut ich sehr, dass wir als Stadt Wien einen Beitrag zu diesem
Film leisten konnten, weil er zwei wichtige Punkte miteinander
vereint. Zum einen die Traditionspflege im Österreichischen
Bundesheer, die sich ganz stark an den demokratischen Wurzeln
orientiert, die das Heer in unserem Land hat“, betonte Bürgermeister
Dr. Michael Ludwig. Dass dies keine Selbstverständlichkeit sei, zeigt
der Umstand, dass sich auch viele Österreicher – wie etwa das
Beispiel Franz Murers zeigt – an einem Unrechtsregime beteiligt
haben. „Österreich konnte sich nach 1945 auf Menschen wie Robert
Bernardis und Anton Schmid berufen und damit einen demokratischen
Prozess einleiten. Ein wichtiger Teil dieses demokratischen Prozesses
war und ist das Österreichische Bundesheer, auf das wir zu Recht
stolz sein können und das es, um diesen demokratischen Weg im Sinne
unseres Landes fortsetzen zu können, mit den entsprechenden
Ressourcen auszustatten gilt.“ Dies gelte, so Ludwig, auch für den
Österreichischen Rundfunk. Auch hier solle man den „wichtigen
Beitrag, den Filmschaffende unterschiedlicher Generationen seit
Jahrzehnten im ORF für die Traditionspflege, für die demokratische
Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte leisten, nicht
vergessen“. Es sei wichtig, dass „der ORF eigene Produktionen wie
jene über Anton Schmid oder Robert Bernardis einbringt, und sich
zudem am österreichischen Filmschaffen beteiligt, um etwa die
Aufarbeitung des Falls Franz Murer zu unterstützen. Ich gratuliere
dem ORF und dem Österreichischen Bundesheer zu den wichtigen
zeitgeschichtlichen Dokumenten über Anton Schmid und Robert Bernardis
und danke den Familienangehörigen, dass sie mit uns gemeinsam dieser
beiden Männer gedenken und wir die beiden nie vergessen“.

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz: „Eine der wichtigsten
Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, Geschichte
aufzuarbeiten und für die Zukunft erlebbar zu machen“

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz bedankte sich für die
Möglichkeit, die „Menschen & Mächte“-Dokumentation über Anton Schmid
sowie Ausschnitte der Bernardis-Dokumentation im Festsaal der neu
benannten Rossauerkaserne präsentieren zu können: „Es ist nicht nur
eine Auszeichnung für die Menschen, deren Leben filmisch dokumentiert
wird, sondern auch eine besondere Ehre, dass die Filmpremiere am
Holocaust-Gedenktag mit der Umbenennung der Kaserne verbunden ist.“
Als eine der wichtigsten Aufgaben des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks bezeichnete Wrabetz, „Geschichte aufzuarbeiten, in
Erinnerung zu behalten und – als digitales elektronisches Gedächtnis
des Landes – für die Zukunft erlebbar zu machen. Wir sind sehr stolz
auf die von Andreas Novak verantwortete ‚Menschen & Mächte“-Reihe,
die die unterschiedlichsten Kapitel gerade der Zeitgeschichte der
nationalsozialistischen Terrorherrschaft aufgearbeitet hat. Und hier
neben der Betrachtung der Täterseite auch auf der Suche war, positive
Beispiele zu finden, wo Österreicher sich in schwierigsten Zeiten
unter Einsatz ihres Lebens entschieden haben, das Richtige zu tun,
Verantwortung zu übernehmen, ihr Leben für andere Menschen zu
riskieren. Ich danke den Angehörigen von Anton Schmid und Robert
Bernardis für ihre Unterstützung, die es dem ORF ermöglicht hat, dazu
beizutragen, dass das Gedenken an ihre Vorfahren nachhaltig erhalten
bleibt“.

Persönliche Rehabilitierung von Robert Bernardis und Anton Schmid

Durch das Rehabilitierungsgesetz 2009 sind Verurteilte durch den
Volksgerichtshof kollektiv rehabilitiert. Dank der Unterstützung von
Landesgerichtspräsident Friedrich Forsthuber konnte im Rahmen der
„Menschen & Mächte“-Präsentation „Robert Bernardis, ein vergessener
Held“ 2018 ein persönliches Dekret der Rehabilitierung von Robert
Bernardis an dessen Enkelin Ingeborg Heidlberger übergeben werden.
Gestern erhielt Anton Schmids Enkelin Brigitte Kelemen ein
persönliches Dekret der Rehabilitierung ihres Großvaters. „Von meinem
Großvater kann man lernen, dass man, wenn Unrecht geschieht, nicht
wegschauen soll, sondern handeln“, sagte Brigitte Kelemen, die sich
ebenso wie Ingeborg Heidlberger und Anton Gross sehr freute, dass
durch die Umbenennung der Kaserne und die ORF-Dokumentationen das
Andenken an die Taten ihrer Großväter aufrechterhalten wird.

Andreas Novak, Leiter der ORF-Zeitgeschichteredaktion:
„Erinnerungskultur im öffentlichen Raum“

„Ganz und gar ‚man selbst zu bleiben‘, immun gegen die Infektionen
der Verrohung und des Antisemitismus, das hat Anton Schmid, der Mann
‚mit dem großen Herzen‘, vorgelebt. Ein Vorbild an Zivilcourage, das
dem Vergessen entrissen werden soll. Es höchst erfreulich, dass ihm
nun mit 27. Jänner 2020 gemeinsam mit dem lange vergessenen und
stigmatisierten Robert Bernardis durch die Umbenennung der
Rossauerkaserne in Rossauerkaserne Bernardis-Schmid ein wichtiges
öffentliches Denkmal gesetzt wurde. Dafür ist Verteidigungsministerin
Klaudia Tanner und Verteidigungsminister a.D. Thomas Starlinger
größter Respekt zu zollen. Ebenso zu danken ist General a.D. Hubertus
Trauttenberg, der sich seit den 1990er Jahren immer wieder für die
Erinnerungskultur im öffentlichen Raum engagierte.“

Die „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Anton Schmid – Der gute Mensch
von Wilna“ entstand als Koproduktion von ORF und pre tv, gefördert
von Fernsehfonds Austria, Land Niederösterreich, Stadt Wien,
Filmfonds Wien, der Claims Conference und VAM. Ausführliche
Statements von „Menschen & Mächte“-Redaktionsleiter Andreas Novak,
Regisseur Martin Betz und pre-tv-Produzent Nikolaus Wisiak sowie
nähere Informationen zur Produktion sind unter https://presse.ORF.at
abrufbar.

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