• 24.01.2020, 11:22:36
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„Orientierung“: 75 Jahre Auschwitz-Befreiung – Zeitzeuge Benno Kern erinnert sich; Nachruf auf den Theologen Adolf Holl

Am 26. Jänner um 12.30 Uhr in ORF 2

Utl.: Am 26. Jänner um 12.30 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Sandra Szabo präsentiert im ORF-Religionsmagazin
„Orientierung“ am Sonntag, dem 26. Jänner 2020, um 12.30 Uhr in ORF 2
folgende Beiträge:

Kampf ums Kopftuch: Kommt bald Verbot für Schülerinnen bis 14?

„Das Kopftuch ist eine starke Markierung. Und wenn man ein Kopftuch
hat, ist man in seiner Identität (…) in erster Linie religiös
markiert. Ich finde, es ist für die Kinder zu früh und es ist unfair,
dass man so eine starke Eintätowierung bekommt“, sagt der Soziologe
Kenan Güngör. Er unterstützt das Vorhaben der neuen Regierung, das
bereits bestehende Kopftuchverbot für muslimische Mädchen an
Volksschulen „bis zum vollendeten 14. Lebensjahr“ zu erweitern. Unter
vielen Musliminnen und Muslimen löst das Unverständnis aus. Sie
sprechen von Diskriminierung und Unterdrückung. Eine Klage der
Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) gegen das bestehende
„Kopftuch-Gesetz“ wurde kürzlich eingebracht. Befürworter/innen des
Verbots sehen durch eben dieses Verbot und wohl auch durch eine
Erweiterung des Verbots eine „Verminderung von Diskriminierung und
bessere Chancen für die Integration“. „Es gibt Kinder, die gezwungen
werden, das Kopftuch zu tragen und sie leiden wahnsinnig darunter“,
sagt Kenan Güngör. „Ich weiß nicht die genaue Zahl von Mädchen, die
gezwungen werden, aber es gibt Mädchen, die das freiwillig tun, und
sie haben das Recht, das Kopftuch weiter zu tragen“, meint die
14-jährige Schülerin Alyamamah, die sich von der „demokratischen
Republik Österreich“ enttäuscht zeigt. Bericht: Zoran Dobrić.

75 Jahre Auschwitz-Befreiung: Zeitzeuge Benno Kern erinnert sich – im
Rahmen des ORF-Schwerpunkts zum Internationalen Holocaust-Gedenktag
(Details unter presse.ORF.at)

„Das kann man sich nicht vorstellen!“, so ringt der 92-jährige Benno
Kern, Shoah-Überlebender und ehemaliger Auschwitz-Häftling, um Worte,
wenn er nach seinen Erinnerungen an die Zeit im Konzentrationslager
gefragt wird. Ob er von der Flucht aus Wien, den Erlebnissen im
Viehwaggon während der Deportation nach Auschwitz oder der
sogenannten „Selektion“ an der berüchtigten Rampe erzählt – immer
wieder entkommt dem gläubigen Juden dieses: „Das kann man sich nicht
vorstellen!“. Doch dann berichtet er von seinen Erfahrungen im
Vernichtungslager: die tägliche Folter, das Auspeitschen, das
Aufhängen an den Händen auf dem Rücken, die Ohnmacht der Häftlinge
angesichts der Wehrlosigkeit. Als das Konzentrationslager Auschwitz
im Jänner 1945 durch die „Rote Armee“ befreit wird, ist Benno Kern
mit seinem Vater Salomon bereits auf einem Todesmarsch nach
Buchenwald. Den erschossenen Vater muss er im Schnee zurücklassen.
Nach der Befreiung in Buchenwald im April 1945 kehrt er als einziger
Überlebender seiner Familie nach Wien zurück. 13 Jahre später
heiratet er. Mittlerweile feiert der gebürtige Wiener mit seiner Frau
Fryda – nicht selten gemeinsam mit Kindern, Enkeln oder Urenkeln –
mehr als 90 Familiengeburtstage im Jahr. Bericht: Dorit Muzicant,
Klaus Ther.

„Ein verborgenes Leben“: Neuer Kinofilm über Franz Jägerstätter

Am 9. August 1943 wurde in Brandenburg der Innviertler Bauer und
Mesner Franz Jägerstätter hingerichtet, weil er sich unter Berufung
auf seine Glaubensüberzeugung geweigert hatte, als Soldat für Adolf
Hitler zu kämpfen. Die katholische Kirche hat ihn 2007 als Märtyrer
seliggesprochen. Nun hat der amerikanische Regisseur Terrence Malick
das Jägerstätter-Drama neu verfilmt, und zwar auf seine Weise:
nachdenklich, einfühlsam und mit viel Zeit für Musik und Texte aus
dem Off. Reflexionen und Emotionen werden damit eindrucksvoll
verdeutlicht. Die Originalsprache des Filmes ist Englisch, dennoch
arbeitete Malick vor allem mit deutschsprachigen Schauspielerinnen
und Schauspielern: August Diehl als Jägerstätter, Valerie Pachner als
seine Frau Franziska, Sophie Rois als Tante, Tobias Moretti als
Pfarrer Fürthauer, Karl Markovics als Bürgermeister, der mittlerweile
verstorbene Bruno Ganz als Richter. Die „Orientierung“ hat
Jägerstätters Heimatort St. Radegund besucht und eine Biografin, eine
Tochter und einen Enkel Jägerstätters sowie den pensionierten Pfarrer
von St. Radegund befragt. Außerdem kommen Valerie Pachner und Tobias
Moretti zu Wort. „A Hidden Life“ („Ein verborgenes Leben“) ist ab
Freitag, dem 31. Jänner, in österreichischen Kinos zu sehen. Bericht:
Christian Rathner.

Ein Kirchenrebell ist tot: Nachruf auf den Theologen Adolf Holl

Der Autor, Theologe und ehemalige katholische Priester Adolf Holl ist
am Donnerstag im Alter von 89 Jahren gestorben. Holl wurde am 13. Mai
1930 in Wien geboren, wo er nach seiner Matura auch Theologie und
Philosophie studierte. Von 1954 bis 1973 war er Kaplan und
Religionslehrer in der Wiener Pfarre Neulerchenfeld, ab 1963 Dozent
an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Wegen
„schwerer Irrtümer gegen die kirchliche Lehre“ und einem etwa drei
Jahre danach folgenden TV-Geständnis, den Zölibat gebrochen zu haben,
wurde Holl zuerst die Lehrbefugnis entzogen, dann auch die Erlaubnis,
weiter als Priester tätig sein zu dürfen: „Eigentlich müssten Sie
eine neue Kirche gründen“ – u. a. mit diesen Worten suspendierte
Kardinal Franz König 1976 den unbotmäßigen Seelsorger vom Priesteramt
– eine Aufforderung, der Holl 2009 augenzwinkernd mit seinem Buch
„Wie gründe ich eine Religion“ nachkam. Holl erfand sich nach der
Suspendierung sozusagen neu: als Journalist, Autor zahlreicher
Bücher, Diskussionsleiter der ORF-Sendung „Club 2“ – und auch im
Studio der „Orientierung“ war Holl oft gesehener Interviewpartner. Er
sparte nicht mit Kritik an den Kirchen und der Gesellschaft – aber
meist mit Augenzwinkern. Mit „Schaum vor dem Mund“ wolle er nicht in
Erinnerung bleiben, hielt er in einem späten „Orientierung“-Interview
fest. Für seine journalistische Tätigkeit erhielt Adolf Holl
zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den
Kardinal-Innitzer-Preis, das Ehrendoktorat der Universität
Klagenfurt, den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik,
den Axel-Corti-Preis und den Preis der Stadt Wien für Publizistik.
Bericht: Klaus Ther, Mitarbeit: Marcus Marschalek.

In memoriam Adolf Holl zeigt ORF 2 außerdem am Sonntag, dem 26.
Jänner, um 15.55 Uhr die „Was ich glaube“-Ausgabe „Wie ist das mit
dem Zweifel?“ und am Dienstag, dem 28. Jänner, um 22.35 Uhr Anita
Natmeßnigs „kreuz und quer“-Dokumentation „Adolf Holl – Wünsche
können nicht irren“.

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