- 23.01.2020, 10:36:18
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Anderl: Arbeitssuchende unterstützen statt schikanieren!
Zwischenparken im AMS durch Unternehmen ist Sozial-Missbrauch
Utl.: Zwischenparken im AMS durch Unternehmen ist Sozial-Missbrauch =
Wien (OTS) - Kind in Wien, Arbeit in Tirol – wie soll das gehen?
Wollen Kanzler, Wirtschafts- und Arbeitsministerin das wirklich?
Schon jetzt müssen Arbeitssuchende ohne Kinder eine Arbeit in einem
anderen Bundesland annehmen, wenn eine Unterkunft zur Verfügung
gestellt wird. Die ÖVP will offensichtlich mehr: Nämlich
Arbeitssuchenden generell das Arbeitslosengeld streichen, wenn sie
nicht auf eine freie Stelle in einem anderen Bundesland übersiedeln
wollen. „Wie soll das gehen?“, fragt AK Präsidentin Renate Anderl.
Familienministerin Aschbacher hat bei der Übernahme der
Arbeits-Agenden erklärt, dies passe gut in ihr Ressort, weil ihr die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein großes Anliegen ist. „Jetzt
scheint das alles egal. Die ÖVP will offensichtlich durch Sanktionen
den Druck auf die Arbeitssuchenden erhöhen, jeden x-beliebigen Job in
jedem x-beliebigen Bundesland anzunehmen“, kritisiert AK Präsidentin
Renate Anderl.
Die überwiegende Zahl der derzeit in Westösterreich angebotenen
Stellen sind aber nur Saisonjobs für wenige Monate, verbunden mit
langen sowie harten Arbeitstagen und relativ niedrigen Löhnen.
„Arbeitssuchende wollen Arbeit, aber sie wollen eine Arbeit, von der
sie und ihre Familien dauerhaft gut leben können.“ Das muss auch das
Ziel der Vermittlung durch das Arbeitsmarktservice (AMS) sein,
fordert Anderl und kritisiert, dass Unternehmen nach wie vor ohne
Sanktionen Beschäftigte in der Arbeitslosigkeit zwischenparken
können: „Sorgen wir für Gerechtigkeit: Wir brauchen keine Strafen für
Arbeitslose, die es ohnehin schwer haben. Wir brauchen Strafen für
Unternehmer, die das AMS als Zwischenparkplatz für Beschäftigte
benutzen, die sie dann ohnehin wieder einstellen. Das ist Missbrauch
des Sozialsystems.“
Eine AK Umfrage zeigt klar: Beschäftigte und Arbeitssuchende wollen
gute soziale Absicherung, mit Respekt behandelt werden und die
notwendige Hilfe, um auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Sie
wollen bessere Betreuung und Vermittlung durch das AMS, ein Recht auf
Qualifizierung und eine gute Absicherung im Falle von
Arbeitslosigkeit.
„Das sind keine überschießenden Vorstellungen. So viel Service muss
eine Versicherung den BeitragszahlerInnen auch bieten“, verlangt
Anderl und verweist darauf, dass „das AMS bereits jetzt die
Daumenschrauben zunehmend anzieht. Wir hatten 2019 doppelt so viele
Sperren wie noch vor zwei Jahren. Mehr Druck ist offensichtlich aber
einfacher für die Regierung und das AMS, als Arbeitssuchende gut bei
ihrer Suche zu unterstützen.“
Wer will, dass Arbeitssuchende möglichst schnell wieder Arbeit
finden, muss dafür sorgen, dass das AMS sie dabei besser unterstützen
kann. Das zeigen Studien des Wifo nachdrücklich. Verschärfungen der
Zumutbarkeitsbestimmungen und noch mehr und noch härtere Strafen sind
der falsche Weg und gehen nur zu Lasten der Betroffenen.
Statt einer Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen und härterer
Sanktionen fordert die AK die Umsetzung insbesondere folgender
Maßnahmen:
+ Bessere Vermittlungsunterstützung und bessere persönliche Beratung
durch das AMS: Dafür braucht das AMS ausreichend Personal. Daher ist
der Planstellenabbau sofort zu stoppen und bis zu 500 zusätzliche
Stellen zu bewilligen.
+ Qualifizierungsoffensive in der aktiven Arbeitsmarktpolitik nach
dem Modell des AK Qualifizierungsgeldes mit einem Rechtsanspruch,
einer Finanzierung aus dem allgemeinen Staatshaushalt und einer guten
Bildungsberatung vor und während der Ausbildung.
+ Beschäftigung statt langer Arbeitslosigkeit finanzieren: Hier
fordert die AK die Umsetzung der Aktion „Chance 45“ mit dem Ziel,
zusätzliche, kollektivvertraglich entlohnte Arbeitsplätze im
gemeinnützigen Bereich in Gemeinden und Ländern zu schaffen.
+ Das Beenden von Arbeitsverhältnissen und Wiedereinstellen innerhalb
von zwei Monaten muss Folgen für so handelnde Unternehmen haben. Sie
müssen die verursachten Kosten in der Arbeitslosenversicherung
übernehmen.
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