- 09.01.2020, 14:42:20
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„dokFilm“-Premiere „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“ am 12. Jänner
Zum 20. Todestag der österreichisch-amerikanischen Filmschauspielerin und Erfinderin
Utl.: Zum 20. Todestag der österreichisch-amerikanischen
Filmschauspielerin und Erfinderin =
Wien (OTS) - Sie wurde als „schönste Frau der Welt“ vermarktet, als
erste Nackte der Filmgeschichte skandalisiert und erfand wie nebenbei
ein Verfahren, auf dem die zeitgenössische Handytechnologie basiert:
Hollywood-Ikone Hedy Lamarr, in Wien geboren als Hedwig Eva Maria
Kiesler, hatte viele Facetten, die bereits in Dokus, Büchern oder
Theaterstücken beleuchtet wurden. Regisseurin Alexandra Dean zeigt in
ihrer Dokumentation „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“
– anlässlich des 20. Todestags von Lamarr (am 19. Jänner) zu sehen
als „dokFilm“-Premiere am Sonntag, dem 12. Jänner 2020, um 23.05 Uhr
in ORF 2 –, dass noch längst nicht alles über die
österreichisch-amerikanische Filmschauspielerin und Erfinderin
erzählt ist. Entstanden ist das intime Porträt einer Frau extremster
Widersprüche, die eine brillante Denkerin von fataler Naivität war,
eine Rebellin gegen Klischees und Konventionen, die sich doch an
männliche Erwartungshaltungen geschmeidig anzupassen verstand.
Für ihre Dokumentation bat Alexandra Dean unter anderen Lamarrs
Kinder und Enkelkinder vor die Kamera – und griff auf ein verschollen
geglaubtes Tonband-Interview zurück, das die Schauspielerin dem
„Forbes“-Magazin gegeben hatte. Das lebendige Filmporträt zeigt auch
eine warmherzige und humorvolle Frau, die im hohen Alter noch
Gelassenheit lernte.
Mehr zum Inhalt:
Scheinbar ist alles erzählt über Hedy Lamarr, die zur vielzitierten
schönsten Frau der Welt wurde und eine epochale Erfindung machte, für
die ihr bis kurz vor ihrem Lebensende jede Anerkennung verwehrt
blieb. Lamarr erklomm den Hollywood-Olymp und stürzte ins Bodenlose.
Zunächst wurde sie als Luxusgeschöpf gefeiert, als Inbegriff von
Glamour. Eine Zuschreibung, die sie mit Spott und Verachtung
quittierte: „Jedes Mädchen kann glamourös sein. Alles, was es zu tun
braucht, ist still dazustehen und dümmlich dreinzublicken.“ Es war
Hedy Lamarrs Schönheit, die ihr Türen öffnete, ihr aber noch viel
mehr verbaute: Respekt und Anerkennung für ihren wachen Geist, ihren
intelligenten Humor, ihren staunenswerten Erfindungsreichtum.
Hedwig Eva Maria Kiesler, wie sie eigentlich hieß, wuchs im Döblinger
Cottage in einer großbürgerlichen jüdischen Familie auf. Schon als
ganz junge Frau wollte sie gesehen werden, spielte eine kleine
Filmrolle an der Seite von Heinz Rühmann und später Elisabeth von
Österreich im Singspiel „Sissy“ als Zweitbesetzung von Paula Wessely.
Berühmt wurde sie mit dem tschechoslowakischen Film „Ekstase“, in dem
sie für ein paar Sekunden nackt über die Leinwand flitzt. Hitler ließ
die Produktion mit ihrer jüdischen Darstellerin auf den Index setzen.
Wenig später verließ Lamarr Österreich Richtung England – nicht, um
den Nazis zu entkommen, sondern ihrem despotischen Ehemann: Fritz
Mandl war Rüstungsmagnat, der „Patronenkönig von Wien“, dessen
jüdische Herkunft ihn nicht daran hinderte, mit Hitler Geschäfte zu
machen.
In London buchte Lamarr eine Überfahrt nach New York auf dem
Luxusdampfer „Normandie“, wissend, dass Hollywood-Mogul Louis B.
Mayer ebenfalls an Bord sein würde. Sie sorgte dafür, dass er sie in
Tennisdress und Badeanzug zu sehen bekam. Wenig später hatte sie
einen Vertrag über wöchentlich 500 US-Dollar in der Tasche. In den
USA feierte Lamarr schnell erste Filmerfolge – und wollte etwas tun
für das Land, das sie aufgenommen hatte. 1942 wurde ihr gemeinsam mit
dem Komponisten George Antheil entwickeltes Torpedo-Steuerungssystem
patentiert. Auf dem von ihr entwickelten System des Frequency Hopping
basiert etwa die heutige Mobilfunk-Technologie. Doch das Patent
verschwand in den Archiven der US-Navy. Sie solle sich ihr hübsches
Köpfchen nicht zerbrechen und lieber Kriegsanleihen verkaufen, wurde
ihr beschieden.
1949 spielte Hedy Lamarr die weibliche Titelrolle in „Samson und
Delilah“, einem der größten Kassenschlager des Jahrzehnts. Wenig
später verlor sie ihr gesamtes Vermögen, als sie in Italien einen
Monumentalfilm produzierte und keinen Verleih fand. Sie zog sich ins
Privatleben zurück, heiratete einen texanischen Millionär, plante ein
Skiressort im damals touristisch noch nicht erschlossenen
Aspen/Colorado – und legte so den Grundstein zum nachmaligen
Society-Treff. Doch bei der Scheidung ging Lamarr völlig leer aus und
stand wieder vor dem Nichts.
Lamarrs Altersjahre waren von Tragik geprägt: Zweimal wurde sie wegen
Ladendiebstahls verhaftet, zeitweise war sie abhängig von der
damaligen Modedroge Crystal Meth. Privataufnahmen zeigen eine von
unzähligen Schönheitsoperationen zur Karikatur ihrer selbst
entstellten Frau. Doch es gibt auch so etwas wie ein Happy End in
Alexandra Deans Film – die späte öffentliche Anerkennung für ihre
Erfindung.
Alexandra Deans Dokumentation erzählt von einer Frau, die
Wissenschafterin geworden wäre, wäre ihr nicht so sehr die eigene
Schönheit im Wege gestanden, aber auch vom unbarmherzigen
Studiosystem Hollywoods, das seine Stars versklavte und
suchtgiftabhängig machte. Er zeigt eine Frau, die dennoch Kraft und
Zeit fand, im Kampf gegen die Nazis ein Torpedosystem zu entwickeln.
Und einen genialen Menschen, der schlicht aus einem Grund nicht ernst
genommen wurde – weil dieser Mensch eine Frau war.
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