• 27.12.2019, 14:24:56
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  • OTS0075

ÖÄK zu Apotheker-Vorstoß: Nur ein Mehr an Hausapotheken sichern Versorgung

Apothekerkammer soll nicht wirtschaftliche Eigeninteressen über Patientenbedarf stellen

Utl.: Apothekerkammer soll nicht wirtschaftliche Eigeninteressen
über Patientenbedarf stellen =

Wien (OTS) - Als „in geradezu absurder Weise durch die
Eigeninteressen der Apothekerkammer motiviert und eindeutig gegen die
Gesundheitsversorgung auf dem Land gerichtet“, bezeichnet Johannes
Steinhart, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie
niedergelassene Ärzte, den aktuellen Vorstoß von
Apothekerkammer-Präsidentin Mursch-Edlmayr, wonach die ärztliche
Hausapotheke die „schlechteste und am wenigsten nachhaltige Lösung“
sei und nicht den Bestand der öffentlichen Apotheken gefährden dürfe.
Denn tatsächlich sei es genau umgekehrt, stellt Steinhart richtig:
Die Gründungen neuer öffentlicher Apotheken in ländlichen Regionen
führten in Österreich in den vergangenen zehn Jahren zu einem
Zusperren von 62 ärztlichen Hausapotheken, hingegen wurden 155
öffentliche Apotheken neu eröffnet. Steinhart: „Die negativen Folgen
dieser Entwicklung hat die Bevölkerung zu tragen, die dadurch eine
bewährte wohnortnahe Versorgung verliert.“

Die vielen Neugründungen bei öffentliche Apotheken bringen mit sich,
dass auch Standorte mit niedrigem Umsatzpotenzial gewählt wurden und
werden, wodurch Apotheken früher oder später in Bedrängnis geraten.
Bis dahin haben sie allerdings aufgrund der Gebietsschutz-Regelungen
des in diesem Punkt völlig überholten Apothekergesetzes bestehende
ärztliche Hausapotheken bereits verdrängt. „Wenn die Apothekerkammer
jetzt behauptet, dass eine ärztliche Hausapotheke in jeder Gemeinde
zum Zusperren von mehr als 600 öffentlichen Apotheken führen würde,
dann zeigt das, wie brüchig das wirtschaftliche Fundament vieler
Apotheken bereits ist“, sagt Steinhart. „Die Lösung kann also nur
sein: Mehr ärztliche Hausapotheken. Wer die betriebswirtschaftlichen
Probleme von Apothekern, die sich finanziell überhoben haben, auf
Kosten der Patientenversorgung lösen möchte, handelt alles andere als
ethisch.“

Versorgung bedroht

Auch die Forderung der Apothekerkammer-Präsidentin, den
Bereitschaftsdienst der Apotheken analog zum ärztlichen Notdienst aus
Mitteln der öffentlichen Hand zu finanzieren, da dies die Apotheken
jährlich 36 Millionen Euro koste und sich „wirtschaftlich nicht mehr
ausgehe“, stößt bei der Ärztekammer auf Kritik. „Hausärzte auf dem
Land können ihre Patientinnen und Patienten durch ihre eigene
Hausapotheke direkt mit ihren ärztlich verordneten Medikamenten
versorgen, und das ohne Nacht- oder Feiertagszuschlägen“, sagt
Silvester Hutgrabner, Leiter des ÖÄK-Referats für Landmedizin und
Hausapotheken, und betont: „Ärztliche Hausapotheken sind, im
Allgemeinen und im Besonderen zu Randzeiten, sehr versorgungsrelevant
und müssen daher gestärkt werden."

Wenn Apotheken es nicht schaffen, erfolgreich zu wirtschaften, dann
sollten sie nicht die öffentliche Hand in die Pflicht nehmen, fordert
Hutgrabner: „Ständig neue öffentliche Apotheken zu gründen, dann
keine ausreichenden Umsätze zu erzielen und schließlich das
finanzielle Risiko auf das Gesundheitsbudget abzuwälzen, das ist ganz
sicher keine taugliche und tragfähige Lösung.“

Seit Längerem warnt die Österreichische Ärztekammer vor einer
ärztlichen und medikamentösen Versorgungskrise in ländlichen
Regionen. Denn aufgrund des Apothekengesetzes müssen immer mehr
Ärztinnen und Ärzte ihre Hausapotheken schließen. Fast jede zweite
der neuen öffentlichen Apotheken wurden 2009 bis 2018 in Gemeinden
mit 1.000 bis 5.000 Einwohnern eröffnet, und ganz besonders dort kam
es durch die Neueröffnungen zu einer Verdrängung bestehender
ärztlicher Hausapotheken. „Das Apothekengesetz muss völlig
überarbeitet, zeitgemäß angepasst und liberalisiert werden, wie es
auch die Bundeswettbewerbsbehörde vorgeschlagen hat“, sagt
Hutgrabner. „Wichtig ist, dass die im Apothekengesetz
festgeschriebenen Mindestentfernungen zwischen ärztlichen
Hausapotheken und öffentlichen Apotheken, wonach andernfalls
Hausapotheken zusperren müssen, ersatzlos gestrichen werden.“ (sni)

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