• 09.12.2019, 13:00:08
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„Was unsere Gene lenkt – Epigenetik und Schicksal“ in „kreuz und quer“ – am 10. Dezember um 22.35 Uhr in ORF 2

Danach: „Schicksal“ – Woran glauben wir, wenn wir an Schicksal glauben?

Utl.: Danach: „Schicksal“ – Woran glauben wir, wenn wir an Schicksal
glauben? =

Wien (OTS) - „Wir dachten bis vor 20 Jahren, dass die Information in
den Genen liegt. Und seit Kurzem wissen wir, dass sie wie ein
Lichtschalter angeschaltet und abgeschaltet werden“, weiß Prof.
Matthias Beck um den Zerfall eines Dogmas der Naturwissenschaft. „Das
ist wie beim Klavier. Sie haben eine Tastatur, das wären die Gene,
das ist die Grundinformation, aber jetzt muss einer drauf spielen.
Also wenn Sie wollen: Die Epigenetik ist der Spieler auf den Tasten
der Genetik“. „kreuz und quer“ zeigt dazu am Dienstag, dem 10.
Dezember 2019, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Was unsere
Gene lenkt – Epigenetik und Schicksal“ von Kurt Langbein und Andrea
Eder.

Irgendwann passiert das Unerwartete, bringt Tod und Verderben.
Urplötzlich, unverschuldet, unaufhaltsam – schicksalshaft. Doch woran
glauben wir, wenn wir an Schicksal glauben? An ein vorherbestimmtes
Los? Gottes Plan? Karma? Oder ist doch alles nur Zufall? Antworten
auf diese existenziellen Fragen sucht die Dokumentation „Schicksal“
von Fritz Kalteis um 23.25 Uhr.

„Was unsere Gene lenkt – Epigenetik und Schicksal“ – Ein Film von
Kurt Langbein und Andrea Eder

Kurt Langbein und Andrea Eder sind durch Europa gereist, um filmisch
einzufangen, was die junge Forschungsrichtung „Epigenetik“ im zu Ende
gehenden Jahrzehnt herausgefunden hat. Menschen etwa, die im
holländischen Hungerwinter 1944 gezeugt wurden, leiden vermehrt unter
Stoffwechselstörungen – und ihre Kinder ebenfalls. „Wir existierten
zum Teil schon im Körper unserer Großmutter. Das Ei, aus dem wir
wurden, bildete sich zwei Generationen vor unserer Geburt“,
kommentiert die Amsterdamer Biologin Tessa Roseboom die Ergebnisse
der Studie. Die veränderte Schaltung der Gene kann über Generationen
weitergegeben werden. Wir sind also mehr als die Summe unserer Gene.
Umwelteinflüsse wie Ernährung, Traumata, Krankheit oder unser
Lebensstil sind in der Lage, bestimmte Gene ein- oder auszuschalten.
Tatsächlich zeigt die Epigenetik, dass selbst subtile
Umweltveränderungen auf unser Erbgut zugreifen – die neue Forschung
zeigt, dass die Entstehung von Krankheiten oder die Veränderung von
Persönlichkeitsmerkmalen epigenetisch beeinflusst sein kann – auch
wieder in die positive Richtung. „Das ist die Schönheit des
Epigenoms“, sagt die Biologin Isabelle Mansuy von der ETH Zürich,
„dass es veränderbar ist. Wenn es eine Mutation in den Genen gibt,
kann die nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das Epigenom dagegen
ist flexibel.“

„Schicksal“ – Ein Film von Fritz Kalteis

Einer der Protagonisten des Films „Schicksal“ ist Benedikt von
Ulm-Erbach. Er ist seit einem schweren Snowboardunfall im Jahr 2010
querschnittgelähmt. Der Journalist Lars Langenau von der
„Süddeutschen Zeitung“ hat seine Geschichte in einem Buch mit dem
Titel „ÜberLeben“ aufgezeichnet: „Wenn ich Leuten erzähle, was
Überlebenswille bedeuten kann, dann ist Benedikt der Mensch, der mich
am meisten fasziniert hat. Sein Satz, dass er ja noch Glück gehabt
habe, weil er seinen Zeigefinger bewegen kann, hat sich tief bei mir
eigebrannt.“ Gemeinsam mit Lars Langenau besucht Benedikt von
Ulm-Erbach im Rahmen des Filmes mit Serfaus in Tirol erstmals jenen
Ort, an dem sich sein Schicksal gewendet hat. Benedikt fährt dabei
selbst mit dem Auto: „Mein Ziel war von Anfang an, so selbstständig
wie möglich zu werden, und die Verantwortung dafür habe ich ganz klar
bei mir gesucht. Und nicht bei jemand anderem.“

Oberflächlich betrachtet scheint es, als habe das Schicksal als
lebensbestimmende Macht an Stellenwert verloren. Immer mehr von dem,
was früher schicksalshaft erschien, hat der Mensch unter seine
Kontrolle gebracht: Er heilt einst tödliche Krankheiten, bezwingt
Naturgewalten und forscht gar an der Überwindung des Todes selbst.
Und doch bleibt vieles unserem Zugriff entzogen, bestätigt der
Kirchenhistoriker Thomas Prügl von der Uni Wien. „Was immer einem
Menschen passiert, er wird sich fragen: Woher kommt das? Wenn mir
etwas passiert, das ich als schicksalshaft wahrnehme, glaube ich
erstmal, dass das irgendwo einen Grund haben muss. Es muss eine
Ursache für alles geben. Weil es den Zufall so nicht geben kann.“

Und so beleuchtet der Film unterschiedliche Schicksalsvorstellungen:
Von der Idee eines unabwendbaren Schicksals, wie es König Ödipus
erfährt, über die Vorstellung, dass Schicksal eine Prüfung oder gar
Strafe Gottes sei, bis hin zum allgegenwärtigen „Inshallah – So Gott
will“ im islamischen Kulturkreis. Zentral sei dabei die Frage, wie
Leid erklärt wird, denn – so die Theologin Monika Prettenthaler –
„ein allwissender Gott, ein liebender Gott, ein allmächtiger Gott
geht mit dem Leid in der Welt nicht zusammen“.

Die Frage nach dem Sinn des eigenen Schicksals stellt sich auch
Benedikt von Ulm-Erbach: „Ich sage sicher nicht im Nachhinein, dass
ich froh bin, dass mir meine Querschnittlähmung passiert ist. Aber es
sind auf jeden Fall viele Dinge geschehen, die höchstwahrscheinlich
ohne den Unfall nicht passiert wären.“ Tatsächlich ist aus einer
Unterstützungsaktion seiner Freunde eines der größten
Benefizfußballturniere Österreichs entstanden, mit dem heute vor
allem Rollstuhlsportler/innen unterstützt werden. Auch wenn die
Quantenphysik die Existenz des reinen Zufalls längst bewiesen hat,
hält der Mensch doch gerne an der Vorstellung fest, dass das Leben
mehr ist als Zufall, so Prof. Prügl: „Das Leben braucht das
Schicksal. Das Schicksal ist die Summe der Dinge, die sich
unvorhergesehen mir darbieten. Aber das Leben ist das, was ich aus
dem Schicksal mache.“

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